2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Markierte erst den Siegtreffer und musste dann mit Gelb-Rot vom Platz: FCP-Spielertrainer Fabian Hürzeler. F: Leifer
Markierte erst den Siegtreffer und musste dann mit Gelb-Rot vom Platz: FCP-Spielertrainer Fabian Hürzeler. F: Leifer

FC Pipinsried holt 9 Punkte in 100 Stunden

Sieg gegen Bayern II

Der FC Pipinsried hat in der Regionalliga Bayern für eine Sensation gesorgt. Der Aufsteiger aus dem Dachauer Hinterland hat beim favorisierten FC Bayern München II nach einer Abwehrschlacht im Grünwalder Stadion mit 1:0 gewonnen.

Mann des Tages war der Pipinsrieder Spielertrainer Fabian Hürzeler, der den goldenen Treffer in Giesing erzielte – und 20 Minuten vor Schluss zum zweiten Mal in der noch jungen Saison vorzeitig zum Duschen geschickt wurde.

Manch Kurioses passiert nur im Fußball – diese Floskel traf beim Spiel der Pipinsrieder einmal mehr voll ins Schwarze. Es war, als habe ein Drehbuchautor seine Finger im Spiel gehabt.

In seiner Jugend spielte Fabian Hürzeler beim FC Bayern. Den Sprung ins Profiteam schaffte er nicht. Am Samstag traf er den einen oder anderen Routinier aus dem Trainer- und Betreuerstab der Bayern wieder. Dass der in den USA geborene Coach des FC Pipinsried hoch motiviert zu Werke ging, war selbstverständlich. Allerdings dauerte sein Auftritt nur 69 Minuten, denn hielt ihm Schiedsrichter Patrick Hansbauer zum zweiten Mal den gelben Karton unter die Nase – Feierabend. Hürzeler war bereits in der ersten Halbzeit verwarnt worden, nachdem er frustriert einen Ball auf die Tribüne geschossen hatte. Die zweite Gelbe sah der FCP-Spielertrainer wegen Foulspiels.

Um es seinen ehemaligen Kameraden nicht zu einfach zu machen, hatte Hürzeler erstmals sein Spielsystem umgestellt. Er wechselte vom 4-1-4-1- zum 4-2-3-1-System. Der FCP-Coach ließ mit einer Doppelsechs spielen, er beorderte Ünal Tosun neben sich ins Zentrum vor der Abwehr. Die Defensive stand also im Vordergrund, denn bereits vor dem Spiel war eines klar: Wenn der FC Pipinsried versuchen sollte, dem Nachwuchs des Rekordmeisters auf spielerischer Art und Weise beizukommen, dann wird er den Kürzeren ziehen.

Bereits ein paar Tage zuvor hatten die kleinen Bayern im Match gegen Garching (2:2) so ihre Probleme gegen einen sehr tief stehenden Gegner. „Wir haben uns von Anfang an zurückgezogen, wollten über Konter zum Erfolg kommen“, erzählt der sportliche Leiter des FC Pipinsried, Roman Plesche.

Die Bayern hatten mit Torwart Christian Früchtl und Defensivspezialist Marco Friedl zwei Spieler in der Anfangsformation, die noch am Abend zuvor bei der Saisoneröffnung der Bundesliga auf der Ersatzbank des Rekordmeisters gegen Leverkusen Platz genommen hatten.

Schnell übernahm das Team von FCB-Trainer Tim Walter das Kommando auf dem Spielfeld, Derrick Köhn zielte in der vierten Minute zu ungenau. Drei Minuten später starteten die Gäste ihren ersten Konter. Der Schuss von Thomas Berger aus 14 Metern war für Bayern-Keeper Christian Früchtl kein Problem.

In der Folge erspielten sich die Münchner Feldvorteile, etwas Zählbares sprang allerdings nicht heraus. Pipinsried machte es besser, Spielertrainer Fabian Hürzeler brachte seine Farben nach 21 Minuten in Führung. Der Gastgeber machte danach noch mehr Druck, aber bis auf einen Lattentreffer von Derrick Köhn waren die Hausherren nicht zwingend genug.

Nach der Pause bekamen die 782 Zuschauer ein ähnliches Bild zu sehen. Auf der einen Seite der Bayern-Nachwuchs, der seine Feldüberlegenheit nur selten zu zwingenden Chancen umsetzen konnte. Auf der anderen Seite der FC Pipinsried, der mit Herz und Leidenschaft seine Führung verteidigte und versuchte, mit Kontern zum Erfolg zu kommen.

Als Hürzeler vorzeitig das Feld räumen musste, schien sich das Blatt zu Gunsten der FCP-Youngsters zu wenden. Der Gast aus dem Dachauer Hinterland rührte nach der Einwechselung von Philip Grahammer und Denny Herzig allerdings mal so richtig Beton an; der überraschend führend Außenseiter verbarrikadierte sich rund um den eigenen Strafraum. Nachdem Marco Hingerl und Niklas Dorsch in der zweiten Minute der Nachspielzeit eine Doppelchance liegen gelassen hatten, waren die drei Punkte in trockenen Tüchern. Der Ppinsrieder Jubel wollte auch nach dem Abpfiff nicht enden, ausgelassen wurde der nicht für möglich gehaltene Sieg mit den mitgereisten Fans gefeiert. „Wie viele unserer Anhänger auch heute wieder mitgefahren sind, dass ist schon klasse“, freute sich Plesche.

Vor dem Match wurde bekannt, dass der Pipinsrieder Abwehrspezialist Daniel Barna suspendiert worden ist. Warum genau, dazu wollte sich niemand der FCP-Verantwortlichen äußern. Barna wurde im Heimspiel gegen Augsburg ausgewechselt, nach der Dusche nahm er auf der Tribüne Platz. Gegen Unterföhring stand er bereits nicht mehr im Kader, wurde aber bei einem Plausch mit FCP-Präsident am Spielfeldrand gesehen.

Positiv machte sich im Spiel der Ilmtaler bemerkbar, dass mit Markus Achatz ein umsichtiger Abwehrspieler wieder mit von der Partie war, er gab seinem Team die nötige Stabilität und stärkte so den Defensivverbund. Unter dem Strich war es ein hart erkämpfter Sieg gegen spielerisch überlegene Bayern, die ihre Feldvorteile aber nicht nutzen konnten. Für den FC Pipinsried war es binnen fünf Tagen der dritte Dreier. Am Dienstag der Sieg in Unterföhring, am Mittwoch der Triumph am grünen Tisch gegen Greuther Fürth II – und nun am Samstag der Sensationserfolg bei den kleinen Bayern. Neun Punkte in 100 Stunden, damit dürfte der Liga-Neuling aus dem Landkreis Dachau einen neuen Bestwert in der Regionalliga Bayern aufgestellt haben.

Bereits am morgigen Dienstag ist der FC Pipinsried erneut im Einsatz, diesmal im Totopokal. Nach dem 2:1-Sieg der Blau-Gelben in der ersten Runde beim Landesligisten TuS Geretsried wartet nun der Liga-Konkurrent FC Unterföhring auf das Regionalligateam der Stunde. Anstoß der Partie ist am Dienstag um 19 Uhr im Stadion an der Bergstraße in Unterföhring.


FC Bayern München II – FC Pipinsried 0:1
FC Bayern München II: Früchtl, Köhn, Awoudja (59. Hingerl), Friedl, Tillman, Dorsch, Benko (65. Mayer), Obermair, Fein, Pantovic (75. Crnicki), Wriedt - Trainer: Walter
FC Pipinsried: Reichlmayr, Achatz, Burkhard (71. Grahammer), Grassow, Segashi, Liebsch, Berger (74. Herzig), Tosun, Arik, Hürzeler, Lushi (60. Müller) - Trainer: Hürzeler
Schiedsrichter: Hanslbauer (Altenberg) - Zuschauer: 782
Tore: 0:1 Hürzeler (21.)
Gelb-Rot: Hürzeler (69./FC Pipinsried/wiederholtes Foulspiel)

Aufrufe: 020.8.2017, 18:54 Uhr
Dachauer Nachrichten - Bruno HaelkeAutor