2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Abenteuerlustige in der Bayernliga: Trainer Michael Bauerschmitt zusammen Deborah Bauer. Sie ist seit acht Jahren Stammspielerin in der ersten Mannschaft. Foto: Luisa Degenhardt
Abenteuerlustige in der Bayernliga: Trainer Michael Bauerschmitt zusammen Deborah Bauer. Sie ist seit acht Jahren Stammspielerin in der ersten Mannschaft. Foto: Luisa Degenhardt

"Beim FC Pegnitz ist keiner besser als der Andere"

FCP-Trainer Michael Bauerschmitt und Spielerin Deborah Bauer über Gleichberechtigung, Futsal und das Bayernliga-Abenteuer

Aufsteiger FC Pegnitz empfand die Bayernliga vor der Saison als Abenteuer. Das tun Trainer Michael Bauernschmitt (42) und Spielerin Deborah Bauer (25) immer noch — wobei die Spielklasse durchaus zur neuen Heimat werden könnte. Nun ist erstmal Winter und traditionall Hallenkreismeisterschaft. Ein Wettbewerb, den die beiden Futsal-Freunde für überholungsbedürftig halten.

Frau Bauer und Herr Bauerschmitt, darf es auch an Weihnachten sportlich sein?

Deborah Bauer: Es gibt Sport-Verrückte in der Mannschaft, die gemeinsam zum Crossfit gehen. Wir haben auch für den zweiten Weihnachtstag etwas ausgemacht.
Michael Bauerschmitt: Da gehe ich aber nicht mit.

Dabei haben Sie sich vor der Saison überreden lassen, Teil dieser Crossfit-Gruppe zu sein. Haben Sie eine gute Ausrede?

Bauerschmitt: Ich war gestern in der Sauna, das reicht. Die Vorrunde war enorm anstrengend, deswegen machen wir eigentlich bis zum 6. Januar Pause. An diesem Tag finden Hallenturniere in Auerbach und Saaldorf statt.

Der FC Pegnitz spielt gleichzeitig bei zwei Turnieren mit?

Bauerschmitt: Wir sind bei beiden Turnieren Stammgäste, also müssen wir diese Herausforderung wuppen. Das mit Saaldorf ist aus einer Freundschaft heraus entstanden. Die Mädels fahren ohne mich dort hin, ich war noch nie dabei. Außerdem haben wir ja auch eine zweite Mannschaft, die sich über jedes Turnier freut. Also werden wir uns adäquat aufteilen und bei beiden Veranstaltungen teilnehmen. Nach diesen Turnieren werden wir noch ein paar Mal in der Halle trainieren. Am 29. Januar haben wir die Futsal-Bezirksmeisterschaft bei uns. Da wollen wir nicht gänzlich unvorbereitet reingehen.

Bei der Futsal-Kreismeisterschaft spielt der FC Pegnitz mit seinem Reserveteam aus der Bezirksliga. Warum?

Bauerschmitt: Wir haben in den letzten beiden Jahren die Erfahrung gemacht, dass Futsal eine Mannschaft im technischen Bereich enorm weiterbringen kann — wenn sie übt. Das kann unsere Reserve, weil sie unter der Woche Hallenzeiten hat. Außerdem sind wir als Gastgeber und Titelverteidiger schon doppelt qualifiziert für die Bezirksmeisterschaft. Deshalb spielt unsere zweite Mannschaft als „FC Pegnitz I“ auf Kreisebene mit. Sie hat schon zwei Qualifikationsturniere gewonnen, sie schlägt sich also sehr gut.

Haben Sie schon einmal versucht, die Ergebnisse dieser Qualifikationsturniere auf der Homepage des BFV zu finden?

Bauerschmitt: Nein. Es zeigt leider die Erfahrung der letzten Jahre, dass es sehr schwierig ist, an Ergebnisse zu kommen. Wenn wir teilnehmender Verein sind, bekommen wir schon eine Mail — nach einer gewissen Zeit. Für das Turnier am Sonntag ist noch gar nichts gekommen.
Bauer: Ich wusste, dass das Turnier in Ebermannstadt stattfindet. Ich wollte Uhrzeit und Adresse wissen, also habe ich im Internet beim BFV nachgeschaut. Dort war über die Qualifikationsturniere gar nichts zu finden. Als ich versucht habe die Ergebnisse zu googeln, habe ich die von 2009 gefunden. Neuere Ergebnisse nicht, leider.

Welchen Stellenwert hat die Futsal-Meisterschaft der Frauen auf Kreisebene für den Verband?

Bauerschmitt: Keine Ahnung. In den letzten vier, fünf Jahren ist jedenfalls eine negative Entwicklung zu sehen. Immer weniger Mannschaften nehmen teil. Meines Erachtens nach muss man den Modus überdenken. Aufwand und Nutzen passen weder für den Verband noch für die Teilnehmer zusammen.

Die angesprochene negative Entwicklung hat der FCP vor zwei Wochen zu spüren bekommen. Von fünf Mannschaften, die sich zur Qualifikationsrunde in Pegnitz angemeldet hatten, kamen nur zwei. Auf wie vielen Wurstsemmeln sind Sie sitzen geblieben?

Bauerschmitt: Gar nicht mal so viele, weil wir mittlerweile schon wissen, dass die Nachfrage bei solchen Turnieren gering ist. Wir machen ja auch nicht den Gastgeber, um damit reich zu werden. Wir machen das gerne, weil wir denken, dass Hallenfußball eine sinnvolle Betätigung in der Winterpause ist. Gerade mit Futsal — wenn man ihn halbwegs ernsthaft betreibt — kann man sich für die Feldrunde weiterentwickeln.

Wie wird die Futsal-Kreismeisterschaft beliebt? Haben Sie Ideen?

Bauerschmitt: Ich bin ein Freund von Futsal. Wenn man ein bisschen geübt hat, macht es großen Spaß, weil durch den Ball viel Tempo drin ist. Die Attraktivität für die Zuschauer, wenn zwei ungeübte Mannschaft ein 0:0 gegeneinander runterspielen, ist natürlich überschaubar. Man müsste einfach die Handballtore gegen E-Jugend-Tore (größere Tore, Anmerkung der Redaktion) austauschen, dann würden automatisch mehr Tore fallen. Das wäre auch ein guter Kompromiss für die Vereine. Ich lese die Zeitung und bekomme natürlich mit, dass immer mehr Vereine im Kreis Erlangen/Pegnitzgrund sagen: Futsal wollen wir nicht, weil es so viele 0:0-Ergebnisse gibt.
Bauer:
Wir hatten am Wochenende ein Turnier. Da haben wir mit dem Futsal-Ball gespielt, aber ansonsten mit normalen Hallenregeln. Das hat Riesenspaß gemacht.

Frau Bauer, spielen Sie lieber Futsal oder klassischen Hallenfußball?

Bauer: Es kommt darauf an. Michael hat schon recht, Futsal bringt für die Technik wirklich viel. Er hat unsere Mannschaft enorm weitergebracht Innerhalb drei Jahre vom Kreismeister zum dritten Platz bei der bayerischen Futsal-Meisterschaft — das spricht für sich. Klassischer Hallenfußball macht natürlich Spaß, aber es ist eher was fürs Bolzen. Da kannst du als Torhüterin einfach mal drauf halten. Wenn du Glück und Kraft hast, schlägt der Ball ein. Das geht beim Futsal nicht, da muss man sich schon durchkombinieren.

Herr Bauerschmitt, glauben Sie, der BFV würde sich auf so einen Kompromiss, wie Sie ihn vorschlagen, einlassen?

Bauerschmitt: Das weiß ich nicht. Der Verband wird sich auch Gedanken machen müssen, ob er nicht lieber auf den Modus, wie er im Bezirk Oberfranken gespielt wird, wechselt. Dort können sich die Vereine innerhalb von fünf, sechs Qualifikationsturnieren direkt für die Bezirksmeisterschaft qualifizieren. Es ist schade um die Tradition der Hallenkreismeisterschaft. Wir spielen sie, seit ich denken kann. Aber man muss sich der Realität stellen.

Kommen wir zur Bayernliga-Saison. Herr Bauerschmitt, vor dieser Spielzeit meinten Sie, dass die Mannschaft bis zur Winterpause schon mehr als null Punkte haben wird. Tatsächlich hat Sie nun 14 Zähler. Zufrieden?

Bauerschmitt: Wir hatten mehrere Langzeitverletzte und daher einen dünnen Kader. Man kann sagen, dass wir uns in der Hinrunde wirklich gut verkauft haben.
Bauer: Das eine oder andere Pünktchen hätten wir schon mitnehmen können, gerade auswärts. Manche Zähler haben wir dagegen überraschend eingefahren.

Der FC Pegnitz versteht die Bayernliga als Abenteuer. Wie gefällt es Ihnen bislang?

Bauerschmitt: Sehr gut. Es ist ein enormer Unterschied zur Landesliga. Gleich bei unserem zweiten Spiel, das war in Saalfeld, haben wir dort übernachtet. Das kannten wir bislang nicht. Und das Tempo in den Spielen ist richtig krass.
Bauer: Wir treffen auf große Namen: Fürth, Würzburg. Es sind Reserveteams dabei, deren erste Mannschaften noch höher spielen. Genau das macht den Reiz aus: Schafft man es gegen diese Gegner zu bestehen oder nicht?

Bisher bestehen Sie in der Liga und belegen in der Tabelle Platz sechs. Können wir über den Klassenverbleib sprechen?

Bauerschmitt: Ich würde mich doch lächerlich machen, wenn ich jetzt sagen würde: Schauen wir mal ob es reicht. Vor der Saison hat sich das mit der Crossfit-Gruppe vielleicht witzig angehört. Aber genau dieses freiwillige, zusätzliche Training hat uns zu einer körperlichen Robustheit verholfen, mit der wir uns in der Bayernliga behaupten können. Trotzdem wird jedes Spiel für uns ein Endspiel sein, weil wir gegen jeden Gegner an unsere Leistungsgrenze gehen werden.

Wird es Verstärkungen geben?

Bauerschmitt: Drei Spielerinnen sind neu zu uns gekommen und nach der Winterpause spielberechtigt. Aber bevor ein falscher Eindruck entsteht: Wir verstehen uns weiterhin als Breitensportverein. Der Nachwuchs soll sich irgendwann bei der ersten oder zweiten Mannschaft des FCP wiederfinden, nicht irgendwo anders. Die jüngste Spielerin in der ersten Mannschaft ist 15 Jahre alt.

Die älteste Spielerin...

Bauerschmitt: ...ist 35 und meine Frau.

Das funktioniert mit Ihnen als Trainer?

Bauerschmitt: Es ist eine Herausforderung. Aber wir haben die Vereinbarung: Was daheim ist, ist daheim — und was am Fußballplatz ist, ist am Fußballplatz. Ich denke, dass wir das ganz gut hinbekommen. Von Perfektion möchte ich aber nicht sprechen.
Bauer: Wir sind innerhalb der Mannschaft gut befreundet. Wenn wir mal abends bei der Ellen eingeladen sind, dann sitzt der Michael eben daneben. Aber das ist ganz normal. Ellen ist eine Spielerin wie alle anderen auch.
Bauerschmitt: Generell ist beim FC Pegnitz keiner besser als der Andere. Der Verein unterscheidet nicht zwischen Männer- und Frauenfußball. Das ist nicht selbstverständlich. Ich kenne einige Frauenmannschaften, die im Sog des Männerfußballs unter gegangen sind.

Im März geht die Bayernliga-Rückrunde los. Warum lohnt ein Besuch am Buchauer Berg?

Bauerschmitt: Wenn man höherklassigen Frauenfußball sehen möchte, muss man alternativ sehr weit fahren. Wir haben im Mai 2015 zum letzten Mal daheim verloren. Bis auf zwei Unentschieden gab es in der Liga nur Heimsiege.
Bauer: Unser Motto ist „Blau und Weiß ein Leben lang“. Das bringen wir gerade in den Heimspielen auf den Platz. Wer uns zusieht, wird sich früher oder später von diesem Motto anstecken lassen.

Aufrufe: 025.12.2016, 10:01 Uhr
Marcel Staudt (NN Pegnitz)Autor