2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
– Foto: Anett Merkel

Der Oberlausitzer Fußball in Zeiten des Umbruchs

Bald kein Regionalligist in der Oberlausitz? +++ Jugendförderung in Bautzen, Neugersdorf und Bischofswerda +++ Wohin kann die Reise gehen? +++

Bischofswerda, Bautzen, Ebersbach-Neugersdorf. Alle drei Städte wurden in der letzten Saison noch in der Regionalliga Nordost vertreten. Mittlerweile sieht es so aus, als würde nächstes Jahr kein Club aus der Oberlausitz mehr in dieser Spielklasse aktiv sein. Der Grund: Umbrüche in den einzelnen Vereinen.

Gejubelt wird in der Oberlausitz momentan kaum noch. Die ehemaligen Regionalliga-Clubs aus Bischofswerda, Bautzen und Neugersdorf haben nach der letzten Saison alle unterschiedliche Wege eingeschlagen, kurzfristigen Erfolg feierte lange keine mehr. Aber wie kam es dazu?

Die Saison 2018/2019 sah für die Oberlausitz eigentlich ganz gut aus. In Bischofswerda und Neugersdorf wurde gejubelt – beide Teams konnten an den letzten Spieltagen der Saison den Klassenerhalt in der Regionalliga sichern. Nur die Budissa aus Bautzen war als Tabellenletzter in die NOFV-Oberliga abgestiegen. Doch zwei der drei Clubs zogen sich daraufhin freiwillig zurück. Warum?

Der erste Club, der einen Rückzieher wagte, war der FSV Budissa Bautzen. Tabellarisch stand der Abstieg in die Oberliga fest, der Verein entschied aber, sich freiwillig in die sechstklassige Sachsenliga zurückzuziehen. Der Verein nannte als Gründe dafür, dass aus finanziellen Gründen die NOFV-Oberliga nicht zu stemmen sei. Einen Etat im oberen sechsstelligen Bereich wird wohl für eine Saison in der Oberliga gefordert. Zu viel für den FSV, der sich nun auf die Jugendarbeit konzentriert. Der momentane Kader hat ein Durchschnittsalter von 22,19 Jahren – viele Kicker sind aus dem Nachwuchs-Leistungszentrum in die erste Mannschaft gekommen.

Erfolg? Der muss warten. Momentan steht das Team von Thomas Hentschel im Mittelfeld der Sachsenliga. Aussichten auf den ersten Platz – Fehlanzeige. Stattdessen wird den jungen Talenten im Kader Zeit gegeben, um sich an das Niveau im Männerbereich zu gewöhnen.

So ähnlich sieht es auch in Ebersbach-Neugersdorf aus. Der FCO zog sich freiwillig aus der Regionalliga in die Oberliga zurück, weil ein langfristiger Verbleib in der Regionalliga nicht zu stemmen war. Zum einen fehlt der Neugersdorfer Sparkassenarena eine Flutlichtanlage, zum anderen verließ Präsident und Investor Ernst Lieb aus gesundheitlichen Gründen den Verein. Der FCO hat eine gesunde Mischung aus erfahrenen Regionalliga-Spielern und Talenten aus den eigenen Reihen gefunden. Spieler wie der Kapitän Karl Petrick nehmen die Spieler, die aus der A-Junioren-Regionalliga (zweitklassig) kommen, an die Hand. „Die Ergebnisse sind zweitrangig. Wir müssen noch viel dazulernen. Vor allem die jungen“, sagte Petrick zur aktuellen Situation beim FCO. Dieser steht momentan auf dem neunten Platz der NOFV-Oberliga, die Fans haben sich mehr erhofft. Vom Verein heißt es aber, dass man den jungen Spielern Zeit gibt und der Club sich momentan im Soll befindet.

Der Bischofswerdaer FV ist der einzige Verein aus der Oberlausitz, der immer noch in der Regionalliga spielt. Ein Umbruch blieb aus und es trat das ein, was befürchtet wurde. Schiebock ist nicht gut genug für die Regionalliga. Auch letzte Saison mussten die Blau-Weißen gegen den Abstieg kämpfen, nach momentanem Stand bräuchten sie sechs Punkte, um einen Nichtabstiegsplatz zu erreichen. Aber auch in Bischofswerda wird nun vermehrt auf Talenteförderung gesetzt.

Der Oberlausitzer Fußball braucht Zeit. Alle drei Vereine, ob Bautzen, Schiebock oder der FCO – Jugendförderung hat im Osten Sachsens momentan höchste Priorität. Bis einer der Clubs wieder in der Regionalliga etabliert ist, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Bis dahin ist die Oberlausitz aber wenigstens ein Anlaufpunkt für aufstrebende junge Spieler.

Aufrufe: 027.11.2019, 13:42 Uhr
Oscar JanduraAutor