2024-04-24T07:17:49.752Z

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Ein Neustädter Spieler kühlt seine Verletzung am Fuß mit dem beiseite geräumten Schnee. Er war also doch für was gut. | Foto: Patrick Seeger
Ein Neustädter Spieler kühlt seine Verletzung am Fuß mit dem beiseite geräumten Schnee. Er war also doch für was gut. | Foto: Patrick Seeger

FC Neustadt zeigt die Gier der Herbstrunde

Nach Platzräumung verzückt der FC Neustadt Fans mit Aufholjagd

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Das Vorspiel vor dem Spiel sorgte für Gesprächsstoff. Am Samstagnachmittag um 14.30 Uhr sollte der FC Neustadt sein erstes Verbandsligaspiel im Frühjahr gegen den FC Bad Dürrheim bestreiten. Der Kunstrasen war jedoch noch zu zwei Dritteln mit Schnee und Eis bedeckt, deshalb begutachtete der Platzbeauftragte Markus Bienek (Titisee-Neustadt) zusammen mit Rolf Eckert, dem sportlichen Leiter des FCN, das Spielfeld im Jahnstadion am Freitagabend um 18 Uhr. Soweit herrscht Einigkeit unter den Beteiligten.
„Das kann man alles freimachen, in einer Stunde sei das erledigt, ansonsten müsse der Verein damit rechnen, dass die Punkte weg sind“, erzählt Eckert, das habe Bienek beim Ortstermin zu ihm gesagt. „Ob ein Spiel stattfindet oder abgesagt wird, liegt nicht im Ermessen des Platzbeauftragten. Meine Aufgabe ist es zu schauen, ob der Platz bespielbar ist oder eventuell eine Räumung möglich ist. Meine Einschätzung gebe ich dann dem Staffelleiter weiter“, sagt Bienek. Bespielbar sei der Kunstrasen am Freitagabend nicht gewesen, er habe aber eine Räumung für möglich gehalten, da der Schnee lose war und es nur einige wenige vereiste Stellen gab. Die Neustädter, die im Abstiegskampf stecken und sich ein Herschenken von Punkten nicht leisten können, schippten am Freitagabend drei Stunden Schnee und am Samstagmorgen werkelten die Spieler der zweiten Mannschaft noch einmal mit Pickel und Schaufeln zweieinhalb Stunden. „Über einen Punktabzug kann nur das Sportgericht entscheiden“, sagt Gerhard Berger (Kappelrodeck), der Vorsitzende des Rechtsausschusses im südbadischen Fußballverband, und sein Bezirkskollege Klaus Schmidt (Furtwangen) kann sich an keinen Fall erinnern, in dem ein Verein wegen Nichträumung des Platzes mit einem Punktabzug bestraft wurde. Auf die Aussage mit dem möglichen Punktabzug bei Nichträumung angesprochen, sagt Bienek: „Daran kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht bin ich ja gefragt worden, was im schlimmsten Fall passieren kann.“

Man kann es durchaus so sehen: Die Neustädter wurden am vergangenen Wochenende zu ihrem sportlichen Glück gezwungen. Denn das 4:3 gegen Bad Dürrheim war das erhoffte Erfolgserlebnis der Blauen zu Beginn der Frühjahrsrunde. Beide Neustädter Trainer, Klaus und Benjamin Gallmann, hatten darauf hingewiesen, wie wichtig ein erfolgreicher Start in die 13 Abstiegsendspiele ist. Der Treffer zum 1:3 nach einem 0:3-Rückstand weckte die Lebensgeister der Blauen, auf einmal war die Spielfreude und die Gier der Herbstrunde wieder erkennbar. „Der Gegner war eigentlich mausetot. Der FC Neustadt hatte anfangs keine Chance. Ich habe meine Mannschaft allerdings gewarnt, dass die Neustädter nach dem 1:3 noch einmal mit Macht zu Beginn der zweiten Halbzeit kommen werden“, sagt Bad Dürrheims Trainer Reiner Scheu, „die Gegentore haben uns dann aus dem Rhythmus gebracht“.

Eine Maßnahme, die fruchtete, war die Auswechslung des gesundheitlich angeschlagenen Tobias Gutscher in der Halbzeitpause. Für ihn kam Robin Maier. „Das war eine der schwierigsten Startelf-Entscheidungen bisher, den Robin erst einmal draußen zu lassen, weil er in der Vorbereitung immer im Training war und sich reingehängt hat“, sagt Klaus Gallmann. Christoph Bruhn rückte für Gutscher auf die rechte Abwehrseite, Maier verteidigte in der Mitte an der Seite von Fabian Papa und machte seine Sache gut. Die Neustädter Abwehr stand fortan besser. Die Bad Dürrheimer brachten außer einem Pfostenschuss von Mario Giesler (62.) beim Stand von 3:3 nicht mehr viel zustande. „Wir haben in dieser Phase mutig und wild gespielt. Die Moral der Mannschaft ist sensationell“, sagt Klaus Gallmann. Sein Trainerbruder Benjamin Gallmann: „Die Mannschaft ist hingefallen – und wieder einmal aufgestanden. Mit welchem Herz und welcher Leidenschaft sie gespielt hat, ist großartig.“ Und auch der sonst mit Superlativen eher geizige Neustädter Vereinsvorsitzende Seppi Löffler fand das Spiel „gigantisch“.
Aufrufe: 020.2.2017, 22:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor