2024-04-24T07:17:49.752Z

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In der zweiten Halbzeit tauchten immer wieder Mörscher Spieler bei Kontern  allein vor Neustadts Torwart Simon Gantert auf – zweimal war auch er machtlos. Links der eingewechselte Ralf Schubnell. | Foto: Patrick Seeger
In der zweiten Halbzeit tauchten immer wieder Mörscher Spieler bei Kontern allein vor Neustadts Torwart Simon Gantert auf – zweimal war auch er machtlos. Links der eingewechselte Ralf Schubnell. | Foto: Patrick Seeger

FC Neustadt unterliegt in Überzahl dem 1. SV Mörsch 1:4

Schwarzwälder Verbandsligist lässt große Chancen aus, sich im Abstiegskampf zu befreien und muss wieder zittern

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Ertrinkende entwickeln übermenschliche Kräfte. Dem SV Mörsch stand vor dem Auswärtsspiel beim FC Neustadt im Abstiegskampf das Wasser bis Oberkante Unterlippe. So spielen die Gäste aus der Nähe von Karlsruhe auch: bissig, aggressiv, Kampf um jeden Zentimeter – obwohl sie von der elften Minute an nur noch zu zehnt sind. „Wir brauchen nicht über verdient oder unverdient reden, wenn eine Mannschaft rund 80 Minuten in Unterzahl spielt und dennoch gewinnt“, sagt Neustadts Coach Klaus Gallmann nach Spielschluss, „wir sind im Abstiegskampf. Wir waren nie weg.“
In der Halbzeitpause echauffiert sich ein Zuschauer: „Bei einem Gegentor sind vier Neustädter um einen Mörscher herum und trotzdem macht er das Tor. Das gibt es doch nicht, keine Zuteilung, nix.“ Klaus Gallmann sagt zu den ersten 45 Minuten: „Wir waren ein Mann mehr, aber gefühlt waren wir in Unterzahl, nicht der Gegner.“ Nach vier Minuten bricht Stefan Ketterer auf der linken Seite durch und wird von Dominik Pflugfelder kurz vor der Strafraumgrenze niedergestreckt. Der Mörscher sieht dafür die Gelbe Karte. Eine gute Freistoßposition, der Versuch von Sam Samma ist allerdings erschreckend ungefährlich. Wenige Minuten später kommt es an der Außenlinie erneut zum selben Zweikampf, der wie der erste endet: Pflugfelder pflügt Stefan Ketterer um – wieder Gelb, in der Summe Gelb-Rot für den Mörscher Defensivspieler in rekordverdächtigen elf Minuten.

Ein Spieler mehr mag ein Vorteil sein, an diesem Tag jedoch nicht. Gegen neun Mörscher Feldspieler ist sich der FC Neustadt seiner Sache wohl zu sicher, während die Gäste in ihren Überlebensbemühungen noch mehr angestachelt werden. „Wir haben so gespielt, wie man in Überzahl nicht spielen sollte. Mit zu vielen Kontakten und zu langsam im Passspiel“, sagt Benjamin Gallmann, der zusammen mit Bruder Klaus die Hochschwarzwälder coacht. Er fährt fort: „In Überzahl muss man schnell in die Tiefe und Breite spielen, um den Gegner in der Unordnung zu erwischen. Das ist uns nicht gelungen.“

Nach etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit gewähren die Neustädter dem Gegner durch Dennis Klemm und Christof Leiss zwei freie Abschlüsse vor Torwart Simon Gantert, zweimal zappelt der Ball im Netz (34./36.). „In beiden Situationen leisten wir uns unnötige Ballverluste in der Vorwärtsbewegung und schalten anschließend zu behäbig um. Zudem haben die Abstände in der Viererkette nicht gestimmt“, lautet die Gegentor-Analyse von Benjamin Gallmann.

Der FC Neustadt hat schon höhere Rückstände in einer Halbzeit aufgeholt, man denke nur an das Spiel gegen Bad Dürrheim. Es fällt auch, das Tor, das die Blauen wieder hoffen lässt: Torjäger Sam Samma gelingt nach einem Eckball per Kopf der 1:2-Anschlusstreffer (52.). Ein Signal, das die Neustädter noch angriffslustiger macht. Mehrfach segeln Bälle durch den Mörscher Strafraum, doch eine glasklare Einschussmöglichkeit ist nicht dabei. Darauf ist der Mörscher Trainer Dietmar Blicker besonders stolz: „Wir haben in den 90 Minuten trotz Unterzahl keine herausgespielte Torchance des Gegners zugelassen.“ Stimmt allerdings nicht ganz, denn in der Nachspielzeit läuft Sam Samma allein auf den Mörscher Keeper Dominik Maier zu, dass er die Möglichkeit kläglich vergibt, spielt da aber schon keinen Rolle mehr.
In der wilden Alles-oder-nichts-Schlussoffensive fängt sich die Neustädter Mannschaft noch zwei Kontertore durch Hans Kyei und den kurz zuvor eingewechselten Dominic Kerling ein (80./91.+1). „Wir haben zuletzt schon ein paar Mal mit zwei Toren geführt und den Vorsprung nicht ins Ziel gebracht. Heute ist es uns aber gelungen“, sagt Blicker. Die Gelb-Schwarzen sind über die gesamte Spielzeit spritziger, entschlossener und willensstärker. Der Wasserpegel steht dem SV Mörsch im Abstiegskampf nach dem Dreier im Schwarzwald nur noch bis zum Hals – wie nun auch wieder dem FC Neustadt.

Die Niederlage hat das Neustädter Trainerduo Klaus und Benjamin Gallmann im Mark erschüttert, das sieht man den beiden nach Spielschluss an. Benjamin Gallmann findet zuerst die Fassung wieder: „Unsere Ausgangslage ist nach wie vor hervorragend. Wir haben es immer noch in den eigenen Beinen, den Klassenerhalt zu schaffen. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass uns das auch gelingt, denn die Mannschaft hat Charakter und Herz.“

FC Neustadt – SV Mörsch 1:4 (0:2)
FC Neustadt: Gantert, Gutscher, Papa, Weerakkody (41. Katava), Bruhn, St. Ketterer, Heitzmann, Falkowski (73. R. Schubnell), Maier (73. Mundinger). P. Schubnell, Samma. SV Mörsch: Maier, Celentano (89. Huber), Pflugfelder, Leiss (86. Kerling), Riedel (60. Gauder), Baumann, Kyei, Rudhart, Klemm (37. Würz), Lehel, Preine. Tore: 0:1 Klemm (34.), 0:2 Leiss (36.), 1:2 Samma (52.), 1:3 Kyei (80.), 1:4 Kerling (90.+1). SR: Schmidt (Ortenberg). ZS: 170. Gelb-Rot: Pflugfelder (11./Mörsch).
Aufrufe: 023.4.2017, 20:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor