2024-04-25T14:35:39.956Z

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Lag es an der Haarpracht, dass die Blauen aus Neustadt in der zweiten Halbzeit den Überblick verloren? | Foto: Wolfgang Scheu
Lag es an der Haarpracht, dass die Blauen aus Neustadt in der zweiten Halbzeit den Überblick verloren? | Foto: Wolfgang Scheu

FC Neustadt: "Et hätt noch immer jot jejange"

Zu oft sollte sich Verbandsligist FC Neustadt nicht auf das rheinische Sprichwort verlassen +++ FC Löffingen dreht das Spiel selbst

Der Abstiegskampf hat viele Facetten, das wurde in diesem Verbandsligaspiel deutlich. Der Tabellenletzte Solvay Freiburg war vom FC Neustadt mühevoll mit 2:1 niedergerungen worden und es sieht so aus, dass es nebst fußballerischer Klasse im Abstiegskampf auf so viel mehr ankommt: den Willen, die Nerven, Leidenschaft, Teamgeist, Einsatz, Aggressivität, Laufbereitschaft und sicherlich auch ein bisschen auf das Glück. Gut möglich, dass am 34. Spieltag nicht die fußballerisch stärksten Mannschaften des hinteren Mittelfelds in der Liga bleiben, sondern jene Teams, die den Klassenerhalt am meisten wollten und bereit waren, alles dafür zu geben.
Wieso die Neustädter Spieler in der zweiten Halbzeit trotz einer komfortablen 2:0-Führung wie betäubt wirkten, das Laufen, Spielen und Kämpfen weitgehend einstellten, ist ein Beleg dafür, wie vielschichtig der Klassenkampf sein kann: „Die Erwartungshaltung ist immer groß, wenn eine Mannschaft gegen den Tabellenletzten spielt. Aber man hat gesehen, dass bei den Neustädtern die Beine schwer wurden in der zweiten Halbzeit“, sagt Michael Gallmann, der ältere Bruder des Neustädter Trainergespanns Klaus und Benjamin Gallmann. An der Fitness kann es nicht gelegen haben, eher an den Gedanken. Haben die Blauen plötzlich zu viel nachgedacht? Sich einen Kopf gemacht?

Einer, der sich gegen die grassierende Lethargie in der Neustädter Mannschaft in der zweiten Halbzeit stemmte, ist Christoph Bruhn. Er versuchte es mit Schreien – „hey Jungs, das ist einfach zu wenig“ – und er machte auch vor, wie es eigentlich sein sollte. Er schaltete sich auf der rechten Seite immer wieder in die Angriffe ein, ging weite Wege und bot sich an. Entlastung war wichtig in dieser Schwächephase, seine Mitspieler waren jedoch nicht mit dem gleichen Eifer bei der Sache. Klaus und Benjamin Gallmann wechselten den erfahrenen Innenverteidiger Ranil Weerakkody ein, um das Defensivspiel zu beruhigen und zu stabilisieren. „Et hätt noch immer jot jejange“ hat sich noch einmal bewahrheitet, aber zu oft sollte der FC Neustadt sich nicht auf das rheinische Sprichwort verlassen. Irgendwann geht es schief.

Urban: „Ärgerlich, es wäre mehr drin gewesen“

Tobias Urban hat das Geschehen in Stockach eine Weile erfolgreich verdrängt, damit er das Wochenende mit seiner Familie halbwegs genießen konnte. Die 1:3-Niederlage des Landesligisten FC Löffingen in Stockach wird nun jedoch noch einmal zum Thema, „ja, es nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Urban. In der ersten Halbzeit habe es Chancen auf beiden Seiten gegeben, „wir haben eine genutzt“, sagt der Löffinger Trainer. Doch dann begannen sich die Dinge, gegen die Rothosen zu wenden. Kapitän Peter Beha musste nach einer halben Stunde wieder vom Feld. Er fühlte sich nicht gut, möglicherweise eine verschleppte Erkältung. „Durch die Auswechslung unseres Kapitäns war es in der Pause etwas unruhig“, sagt Urban, dennoch fanden die Löffinger im zweiten Durchgang gut ins Spiel. Nach einem Eckbal kam Marco Schwirtz zum Kopfball, der Ball sprang auf und ging an die Latte. „Wenn der reingeht, ist das Thema durch“, glaubt Urban und fährt fort: „Wir haben das Spiel dann selbst gedreht.“ Er meint zwei Fehlpässe mit schlimmen Folgen: Nach dem ersten Fehler spielten die Stockacher schnell in die Spitze, ein Stürmer brach durch und Löffingens Torwart Dominik Osek kam einen Schritt zu spät. Notbremse. Platzverweis.

Michael Langenbacher ging ins Tor und Stürmer Marco Kopp für ihn aus dem Spiel. „Der hat uns dann vorne als Anspielstation gefehlt“, sagt Urban. Der Ausgleichstreffer zum 1:1 wurde ebenfalls durch einen Löffinger Fehlpass begünstigt. „Nach dem Ausgleich ging bei uns nichts mehr, während bei den Stockachern auf einmal eine Rieseneuphorie herrschte“, erzählt Urban. Für den Löffinger Coach war die Entwicklung „sehr ärgerlich, weil viel mehr drin gewesen wäre“. Der Trainer an der Seitenlinie ist in so einer Situation jedoch machtlos, er muss tatenlos zuschauen, wie ein Spiel plötzlich eine ganz andere Richtung nimmt. „Ja, das ist bitter“, sagt Urban, „wir haben nicht nur Punkte verloren, sondern mit Peter Beha und Dominik Osek auch zwei Spieler für das nächste Spiel“.

Den Blick auf die Tabelle lässt Urban nicht außer acht, vor allem der Vorsprung auf die Abstiegszone ist von Belang. „Man sollte sich nie zu sicher sein“, sagt der Löffinger Trainer. 34 Punkte und Rang sieben sind nicht besorgniserregend, da einige Mannschaften jedoch ein Spiel weniger ausgetragen haben und die Tabelle ein wenig schief ist, übt sich Urban im Kopfrechnen. Auf den Drittletzten Hegauer FV haben die Löffinger Rothosen neun Punkte Vorsprung, „einige Punkte müssen wir schon noch holen“, fordert Urban.
Aufrufe: 027.3.2017, 21:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor