2024-04-16T09:15:35.043Z

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Benjamin (links) und Klaus Gallmann, die Trainer des FC Neustadt | Foto: Jürgen Ruoff
Benjamin (links) und Klaus Gallmann, die Trainer des FC Neustadt | Foto: Jürgen Ruoff

Die Trainer Klaus und Benjamin Gallmann im Interview

Verbandsligaspiel am Samstag gegen den FC Bad Dürrheim fällt wahrscheinlich aus

Das Trainergespann hat sich als Glücksgriff erwiesen: Klaus und Benjamin Gallmann haben den Verbandsliga-Aufsteiger FC Neustadt nach einem holprigen Saisonauftakt und acht Niederlagen in Folge auf einen Nichtabstiegsplatz geführt. Allerdings wird es dieses Duo nur noch bis zum Saisonende geben: Klaus Gallmann hört auf, Benjamin Gallmann wird das Team weitertrainieren. Vor dem Frühjahrsrundenstart – das Verbandsligaspiel am Samstag gegen den FC Bad Dürrheim fällt wahrscheinlich aus – hat sich BZ-Redakteur Jürgen Ruoff mit beiden Trainern unterhalten.
BZ: Noch nie hat eine Fußballmannschaft im Schwarzwald so früh mit der Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde begonnen: Mitte Januar – da fühlt man sich doch wie ein Wintersportler?
Klaus: Das hängt mit der Tatsache zusammen, dass es mit jetzt noch 18 Mannschaften eine riesengroße Liga ist und dass der Saisonstart dementsprechend früh ist. Und wir es uns in unserer Situation nicht erlauben können, auf einen Teil der Vorbereitung zu verzichten. Wir wären auch noch gerne ein paar Wochen länger daheim auf dem Sofa geblieben, das gilt für Trainer wie für Spieler, aber der frühe Start war einfach notwendig. Wir wollen auch nächste Saison in dieser Liga spielen, deshalb war es selbstverständlich, dass wir so früh anfangen.
Benjamin: Den Worten kann ich mich nur anschließen. Wir wollen uns am Ende nichts vorzuwerfen haben. Wir wollen nichts dem Zufall überlassen, deshalb war der frühe Start unabdingbar.

BZ: Ihr seid die ersten Fußballtrainer im Schwarzwald, die sich beim Stichwort Wintervorbereitung nicht gleich über die schlechten Bedingungen beklagen.
Benjamin: Natürlich sind wir nicht hocherfreut über die Situation, aber beklagen bringt uns nicht weiter. Man muss die Situation so annehmen, wie sie ist und daraus das Beste machen.

BZ: Wie zu hören war, habt Ihr viele Einheiten in der Soccerhalle in Hinterzarten absolviert. Wie effizient ist das Training dort?
Klaus: Das ist eine richtig schöne Trainingsbeschäftigung, auf Dauer ist es aber nicht dasselbe wie draußen auf dem Platz. Wir wollen nicht jammern, aber es ist schon so, dass wir im Schwarzwald einen Standortnachteil haben. Aber ich bin mir sicher, dass im Abstiegskampf andere Dinge entscheidend sein werden. Man muss Bereitschaft und Wille mitbringen, das hat weniger mit Training zu tun, sondern vielmehr mit der richtigen Einstellung. Die haben wir vor der Winterpause gezeigt. Da müssen wir wieder hin.

BZ: Konntet Ihr im Jahnstadion ein Mannschaftstraining mit Ball abhalten?
Klaus: Nein.

BZ: Die Mannschaft war vor der Winterpause auf einem sehr guten Niveau: spielerisch, taktisch… Wie schwierig ist die Aufgabe, die Mannschaft wieder auf ein ähnliches Niveau zu bringen?
Benjamin: Man muss das geteilt sehen. Das Erarbeitete, das Fundament geht nicht verloren. Das sind Abläufe und Automatismen, die greifen. Drei Testspiele wurden abgesagt, was uns im Moment fehlt, das ist der Spielrhythmus.

BZ: Die gute Fitness der Spieler war in der Herbstrunde, als andere Teams nachließen, ein Pluspunkt. Wie gut entwickelt sind Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit schon wieder?
Benjamin: Innerhalb der Mannschaft gibt es ein Gefälle. Wir haben Spieler, die schon auf einem sehr, sehr guten Niveau sind. Aber es gibt auch Spieler, bei denen beim Fitnesszustand noch Luft nach oben ist. Was wiederum mit der Trainingsbeteiligung, die durchwachsen war, zusammenhängt. Krankheiten, Verletzungen – alles plausible Gründe – haben da eine Rolle gespielt.

BZ: Ist die Mannschaft so, wie sie im Herbst agiert hat, nahe an ihrem Optimum oder hat sie noch Reserven?
Benjamin: Die Mannschaft hat in der guten Phase im Herbst sehr nahe am Optimum gespielt, aber es gibt natürlich immer Bereiche, in denen man sich noch verbessern kann. Im taktischen Bereich gibt es noch die eine oder andere Baustelle, bei eigenem Ballbesitz können wir uns noch besser verhalten. Perfektion gibt es selbst im allerbesten Profibereich nicht. Es gibt immer Dinge, die sich noch weiterentwickeln lassen.
Klaus: Das Problem ist im Moment, dass wir von diesem Nahe-am-Optimum-Zustand noch meilenweit entfernt sind, was man bei der 1:5-Testspielniederlage in Denzlingen gesehen hat. Es harzt noch an vielen Ecken und Kanten.

BZ: Wie gefestigt ist das Leistungsniveau dieser Mannschaft – oder anders herum gefragt: Wie fragil ist es?
Klaus: Wir haben die Mannschaft bisher nur in zwei Testspielen gesehen, bei einem Spiel waren wir nicht da, und sie trat jedes Mal in einer anderen Konstellation an. Deshalb kann ich darauf keine befriedigende Antwort geben: Das müssen Sie mich nach dem ersten Verbandsligaspiel noch einmal fragen. Dann geht es um Punkte, es ist eine andere Situation und man wird dann sehen, wie stark und wie bereit die Mannschaft ist.
Benjamin: Letztendlich spielt sich viel im Kopf ab. Wenn wir im ersten Spiel mit einem positiven Resultat starten, dann gibt es eine Eigendynamik. Dann kann die Mannschaft trotz durchwachsener Vorbereitung auch sehr schnell wieder ein Niveau wie zum Ende der Hinrunde erreichen.

BZ: Es gab schon viele Trainerduos, die nicht funktioniert haben. In Eurem Fall ist das anders. Es ist eine Symbiose, die kaum besser sein könnte. Ihr ergänzt Euch hervorragend.
Benjamin: Deshalb finde ich es auch wahnsinnig schade, dass der Klaus am Ende der Saison aufhört. Der Austausch unter uns ist ideal, wir ergänzen uns vorzüglich: Jeder hat seine Stärken in anderen Bereichen, ebenso seine Schwächen. Zu zweit sieht man zudem viel mehr, man kann sehr viele Einzelgespräche mit den Spielern führen, man kann detaillierter arbeiten. Die Konstellation bietet einen großen Mehrwert, den haben wir genossen und wir werden ihn auch jetzt noch ein halbes Jahr genießen. Es war eine interessante Erfahrung für uns beide. Und niemand sagt, dass es diese Konstellation nicht noch einmal geben wird.

BZ: Was ist die größte Qualität dieser Mannschaft?
Klaus: Was uns auszeichnet, das war auch in der Hinrunde so, ist die Geschlossenheit. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin mir sicher, dass viele, die den FC Neustadt von früher her kennen, nach fünf, sechs Niederlagen nicht mehr damit gerechnet haben, dass wir noch einmal zurückkommen. Man muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen: Es ist unfassbar, dass die Mannschaft, die anfangs acht Spiele in Serie verloren hat, anschließend 22 Punkte in 13 Spielen geholt hat. Die Geschlossenheit ist unser großes Pfund. Wir sind nicht die Mannschaft mit dem größten Etat in der Liga, aber wir sind das Team mit den meisten einheimischen Spielern.

BZ: Thema Verbandsliga-Standort Neustadt: Wenn die Mannschaft in dieser Liga spielt, ist es ein Bonus, etwas Besonderes, Garantien gibt es aber nicht. Muss man das so sehen?
Klaus: Das habe ich damals nach dem Aufstieg schon gesagt, dass jede Saison, die der FC Neustadt in der Verbandsliga spielt, eine kleine Sensation ist. Dass das alles gute Fußballer sind und wir eine gute Mannschaft haben, das steht außer Frage. Wenn man aber mit einem Etat, der sicher der kleinste in der Liga ist, hier mitspielt und sich vielleicht auch hält, dann ist das ein Privileg. In der Liga zu bleiben, wäre eine sensationelle Leistung.

BZ: Habt Ihr sportlich vor etwas besonders Angst? Gibt es sowas wie die größte Gefahr in Eurer Situation?
Klaus: Den Start dürfen wir nicht verschlafen, das ist das alles Entscheidende. Dass sich die Jungs an die Gurgel gehen oder wir innerhalb der Mannschaft einen Riesendisput haben, der alles auseinanderreißt, das wird nicht passieren. Aber es kann durchaus sein, dass wir aus den verschiedensten Gründen nicht gut in die Frühjahrsrunde finden. Wenn wir vier, fünf oder gar acht Spiele in Serie verlieren, dann steigen wir ab. Den Start dürfen wir auf keinen Fall verschlafen.

BZ: Habt Ihr nach der schlechten Leistung im Testspiel gegen Denzlingen die Mannschaft ins Gebet genommen?
Klaus: Ja, klar. Ich habe schon die Hoffnung, dass nach diesem Testspiel jeder sich entsprechende Gedanken gemacht hat, ob man so auch das erste Verbandsligaspiel im Frühjahr bestreiten möchte.

BZ: Also war es ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit?
Klaus: Ich hoffe es.

Klaus Gallmann: Der 27-jährige Bankkaufmann ist in Riedern am Wald aufgewachsen und wohnt derzeit in Bonndorf. Als Aktiver kickte er beim FC Neustadt in der Landesliga, im Alter von 24 übernahm er die Mannschaft als Trainer und führte sie zur Landesligameisterschaft und in die Verbandsliga.

Benjamin Gallmann: Der 31-jährige Bankkaufmann ist in Riedern am Wald aufgewachsen und wohnt dort auch noch. Als Aktiver spielte er für den SV Laufenburg und den FV Donaueschingen in der Verbandsliga. Seine Trainerlaufbahn begann er 2009 und schaffte sowohl mit der SG Schlüchttal als auch dem TuS Bonndorf den Aufstieg.
Aufrufe: 016.2.2017, 19:50 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor