2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen
Wer er daneben liegt, kann FairPlay wichtig sein: Der Schiedsrichter.  F: Rinke
Wer er daneben liegt, kann FairPlay wichtig sein: Der Schiedsrichter. F: Rinke

"Der Regelfall ist anders"

Moguntia Spieler gibt spielentscheidendes Handspiel zu +++ Schiedsrichter nimmt Elfmeterpfiff daraufhin zurück +++ Aber: Trainer beklagen mangelnde Fairness in der Liga

Mainz. FairPlay geht vor. So heißt es immer im Fußball. In manchen Fällen ist das aber nur eine leere Phrase, oft geht es auf den Plätzen anders zu. So geschehen zuletzt im Drittligaspiel in Jena: Der Meppener Nico Granatowski wollte das Spiel aufgrund einer Verletzung eines Jenaer Spielers unterbrechen, doch Carl-Zeiss-Stürmer Sören Eismann schnappte ihm den Ball vom Fuß und schob zum 1:2 ein. Der Aufschrei war groß, nicht nur in Meppen. Nun wird auch wegen einer Fairplay-Aktion in der C-Klasse Mainz-Bingen Ost I Mainz diskutiert.

Eigentlich sollte es nichts besonderes sein: Der Schiedsrichter pfeift Elfmeter, ein Gegenspieler gibt im letzten Moment ein Handspiel zu und der Unparteiische nimmt daraufhin seine Entscheidung zurück. So sollte es sein, in der Regel ist es aber nicht immer der Fall. Deswegen ist die Aktion aus der C-Klasse vom vergangenem Wochenende auch sehr bemerkenswert.

Kirstein extrem fair

In Mainz zeigte Stefan Kirstein von Moguntia Mainz, dass es auch anders gehen kann. In der C-Klasse Mainz-Bingen Ost I gastierte der SCM letztes Wochenende bei Aufstiegskonkurrent FC livingroom Mainz. Es läuft die 93. Minute, Moguntia liegt mit 2:3 zurück. Weil er ein Handspiel im Strafraum der Hausherren gesehen hat, pfeift Schiedsrichter Ahmad Sadek Elfmeter für die Gäste. Doch Kirstein beweist Größe und gibt zu, dass eigentlich ein Spieler seiner Mannschaft den Ball mit der Hand berührt hatte. Statt Elfmeter und der Chance auf den späten Ausgleich für Moguntia gibt es Freistoss für die Gastgeber, es bleibt es am Ende beim 2:3.

Mitspieler zu recht sauer?

„Er hat das so für sich entschieden. Von dem Spieler war das groß, ich finde das gut", berichtet Moguntias Trainer Mohamed Boukhallouk. „Der junge Mann wurde so erzogen." Der Coach ergänzt aber, das einige seiner Schützlinge nach dem Abpfiff über die Entscheidung Kirsteins nicht glücklich gewesen seien: „Auch das muss man verstehen. Die Spieler hatten sich 93 Minuten auf Deutsch gesagt den Arsch aufgerissen."

Fairness kann schwerfallen

Generell sind Aktionen wie die Kirsteins nach Boukhallouks Eindruck in der Liga nicht an der Tagesordnung. Bei Eckbällen oder Einwürfen gehe es eher mal fair zu, bei solch entscheidenden Situationen aber oft nicht. Der Coach: „Das war eine besondere Ausnahme. Der Regelfall sieht der Liga leider anders aus." Das sieht sein Trainerkollege Vitali Eisfeld von livingroom Mainz ähnlich.

„Verhalten der anderen inakzeptabel"

Beim FC livingroom kochten die Gemüter dagegen auch nach dem Spiel hoch: "Nur ein einziger Spieler war fair zu uns, und das auch erst unter Druck. Das Verhalten der anderen war inakzeptabel", beschreibt er seine Sicht. „Der entscheidende Mann hätte sich melden müssen.“ Der Trainer selbst hätte das Handspiel sofort angezeigt, wenn er in einer vergleichbaren Situation gewesen wäre, so Eisfeld. Bei Moguntia will man das nicht so recht glauben: „Das traue ich denen nicht zu“, sagt Boukhallouk über die Gegner vom Wochenende.

Was bleibt ist aber eine vorbildliche Aktion, die als Musterbeispiel für FairPlay im Amateurfußball gesehen werden kann und die hoffentlich kein Einzelfall ist.



Aufrufe: 019.9.2017, 17:00 Uhr
Timo KonradAutor