2024-04-16T09:15:35.043Z

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Philipp Herrmann (vorne) weiß, wie er sich in Szene setzen kann. Mit 16 Treffern belegt der 19-Jährige Platz drei in der Torschützenliste der Bayernliga Süd.
Philipp Herrmann (vorne) weiß, wie er sich in Szene setzen kann. Mit 16 Treffern belegt der 19-Jährige Platz drei in der Torschützenliste der Bayernliga Süd. – Foto: Paul Hofer

Schnell & abschlussstark: Herrmann & die Frage nach dem Wann

Der 19-jährige Angreifer des FC Ingolstadt II ist mit 16 Treffern die Entdeckung der Bayernliga Süd

Von 0 auf 100? Das wäre dann doch ein wenig übertrieben. Denn auch wenn Philipp Herrmann für den durchschnittlichen Fußballfan in Bayern ein unbeschriebenes Blatt ist, ist das 19-jährige Sturmtalent den Spähern im Lande wahrlich kein Unbekannter. Ausgebildet bei der SpVgg Unterhaching, fühlte sich der gebürtige Münchner vor zwei Jahren bereit für die Herausforderung FC Bayern. Doch beim Branchenprimus lief es nicht wie erhofft. "Zu der Zeit wurde bei den Bayern im Jugendbereich viel umgekrempelt. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen", hält er sich über sein Intermezzo bei den "Roten" bedeckt. Über den Umweg Haching landete Herrmann schließlich im vergangenen Sommer in Ingolstadt. Dass die Schanzer sportlich Schiffbruch erlitten und aus der zweiten Liga absteigen musste, konnte er zu dem Zeitpunkt freilich noch nicht ahnen. Genau das aber könnte seine große Chance sein.

Mit 16 Treffern im Bayernliga-Team der Ingolstädter hat Philipp Herrmann nämlich mit Nachdruck auf sich aufmerksam machen können in dieser Saison, seiner ersten im Seniorenbereich. Die engagierten Darbietungen sind natürlich auch Proficoach Jeff Saibene (51) nicht verborgen geblieben. Zur Belohnung für die starken Auftritte darf der Youngster seit vier Wochen mit der ersten Mannschaft trainieren, die um die Rückkehr in die zweite Liga kämpft. Die Aufregung, bei den Profis aufschlagen zu dürfen, war flugs weg: "Ich kenne noch ein paar Jungs aus dem letzten Jahr. Außerdem wurde ich super aufgenommen, da gab`s keine Blicke von oben herab nach dem Motto: Jetzt kommt der von der Zweiten." Nun scharrt der Jungspund mit den Hufen und wittert seine Chance auf das Profidebüt.

»Körperlich muss ich noch zulegen und mein Kopfballspiel ist definitiv ausbaufähig.«

Und ja, es hätte wahrlich schlechter für ihn laufen können in der zurückliegenden Halbserie. U21-Trainer Alex Reifschneider schenkte ihm bisher in allen 22 Partien von Beginn an das Vertrauen. Die Spielpraxis zahlt sich aus, Herrmann kann wichtige Erfahrungen sammeln: "Die Bayernliga kann man nur schwerlich mit der Jugend-Bundesliga vergleichen. Bei den Herren wird viel körperlicher gespielt, auch cleverer. Und mit Pipinsried oder Wasserburg beispielsweise tummeln sich in der Bayernliga einige richtig starke Teams." Im Sturmzentrum der Schanzer Perspektivtruppe hat er Duftmarken setzen können, bei der Analyse werden die gegnerischen Trainer nicht umhin kommen, ihre Abwehrreihen eindringlich vor dem treffsicheren Youngster zu warnen. "Ich bin zufrieden, wie es bisher läuft. Ich denke, ich habe mich in diesem Jahr gut weiterentwickelt", meint Herrmann und weiß um seine Stärken: "Ich profitiere von meiner Schnelligkeit, kann mich im Eins-gegen-Eins gut behaupten und bin abschlussstark." Und woran muss er noch verstärkt arbeiten? "Körperlich muss ich noch zulegen und mein Kopfballspiel ist definitiv ausbaufähig."

Stark im Eins-gegen-Eins: Philipp Herrmann.
Stark im Eins-gegen-Eins: Philipp Herrmann. – Foto: Sven Leifer


Im Frühsommer hat Philipp Herrmann sein Abitur gemacht. Ein Jahr hat er sich Zeit gegeben, in dem er sich ausschließlich auf Fußball konzentrieren und den Durchbruch im Profibereich schaffen will. Ein erstes Etappenziel ist erreicht, er darf bei den Profis reinschnuppern, der nächste Schritt, ein Einsatz in der dritten Liga, soll bald folgen. Der 19-Jährige weiß aber, dass er nicht ungeduldig werden darf. "Natürlich wäre es eine super Sache, wenn ich vielleicht sogar noch in dieser Saison in den Profikader rücken würde. Ich werde mich im Training voll reinhauen und Gas geben." Drei Möglichkeiten bleiben in diesem Jahr noch. Vor der Winterpause haben die Schanzer noch Magdeburg, den TSV 1860 und zum Abschluss den FC Carl-Zeiss Jena vor der Brust. Es wäre ein Jahresabschluss wie gemalt für den ehrgeizigen Münchner, der im zweiten Anlauf den Sprung auf die große Bühne schaffen will.

Für den Fall der Fälle: Ein Sportmanagement-Studium würde ihn reizen.

Und wenn`s nicht klappt wie erhofft? Herrmann schwebt ein Sportmanagement-Studium vor, detailliert hat er sich darüber aber noch nicht den Kopf zerbrochen. In den Weihnachtsferien geht`s zum Abschalten ins Warme nach Dubai, und dann wird er "daheim im Fitnessstudio einige Einheiten einlegen". Mit aufgeladenem Akku will er im Januar wieder Druck auf die Arrivierten ausüben. Selbst wenn er sich für sein Profidebüt weiter in Geduld üben muss, ruft er weiterhin in der Bayernliga seine Leistung ab und kann er seine Trefferquote bestätigen, wird es keine Frage sein, ob er den Sprung schafft, sondern lediglich wann. Geduld und Beharrlichkeit lauten die Zauberwörter. Hört sich in der Theorie einfach , ist aber in der Praxis doch so schwer umzusetzen - vor allem mit 19.




Aufrufe: 03.12.2019, 15:56 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor