2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
Hoch geht es nicht nur für Trainer Eugenio Paci, sondern für alle Fußballer des FC Igenhausen. Der FCI feiert den Aufstieg in die A-Klasse. Foto: Sebastian Richly
Hoch geht es nicht nur für Trainer Eugenio Paci, sondern für alle Fußballer des FC Igenhausen. Der FCI feiert den Aufstieg in die A-Klasse. Foto: Sebastian Richly

Igenhausens emotionale Achterbahnfahrt

Vor zwei Jahren stand der FCI noch vor dem Aus, jetzt feiert man auf der Alm den Aufstieg in die A-Klasse +++ Wie sich der Verein zurückgekämpft hat und wie Spieler und Verantwortliche mit dem Tod von Patrick Nuspl umgehen

Nach dem Schlusspfiff gibt es für Eugenio Paci kein Entkommen mehr. Der Trainer des FC Igenhausen lässt die obligatorische Bierdusche aber ohne Gegenwehr über sich ergehen. Anschließend lassen die Fußballer des FCI ihren Coach ausgiebig hochleben. Die Stimmung ist gut auf der Inghauser Alm und alle haben sich die blauen Aufsteiger-Shirts angezogen. Eine La Ola-Welle mit den Fans auf der Tribüne darf auch nicht fehlen. Als es um das Meisterfoto geht, kommt plötzlich so etwas wie Hektik auf. „Wir brauchen das Bild vom Patrick und das T-Shirt“ – rufen einige Spieler hektisch durcheinander.

Gemeint ist Patrick Nuspl – Eigengewächs, Co-Trainer, Kapitän und Jugendleiter beim FCI, der Anfang Mai überraschend an einer Krankheit verstorben war. Die Nachricht vom Tod ihres Spielers traf den FCI hart. Nur anderthalb Wochen nach dem sportlichen Aufstieg war niemandem mehr nach feiern zumute. Auch die Aufstiegsshirts wurden vorerst wieder eingepackt. „Da wird Fußball ganz schnell unwichtig. Die Nachricht war ein Schock für uns“, beschreibt Paci die Gemütslage. Das Spiel gegen Feldheim II wurde umgehend abgesagt, am Dienstag im Training informierten die Verantwortlichen dann die Mannschaft. „Er war bei allen beliebt – bei Mitspielern, Schiedsrichtern, aber auch beim Gegner. Er war ein toller Mensch, der zu jedem immer freundlich war“, erzählt Paci, der mit den Tränen kämpft, als seine Mitspieler den Namen ihres verstorbenen Kameraden lautstark rufen. Auf einem T-Shirt steht „Für Patrick – wir werden dich nie vergessen“. Die Igenhausener nehmen es in die Mitte, daneben ein FCI-Trikot hinter Glas gerahmt. Nicht irgendein Trikot, sondern Nuspls mit der Nummer vier. Dazu die Todesanzeige und ein Foto. „Das Bild zeigt Patrick, wie er war. Lustig und immer gut drauf. Wenn er hier wäre, würde er jetzt vermutlich barfuß über den Platz laufen und alle umarmen“, sagt Paci: „Er ist unser erster Aufsteiger sozusagen.“ Es ist nicht der einzige Moment, in dem Nuspl bei der Feier ein Thema ist. Die Spieler erzählen, wie sie ihn erlebt haben und Kapitän Woldemar Klein merkt in seiner Ansprache an: „Patrick, das ist deine Kapitänsbinde. Ich trage sie für dich.“

Eine Woche nach Nuspls Tod stand für den FCI der Ligaalltag auf dem Programm. Keine leichte Aufgabe: „Patrick hätte es so gewollt. Wir haben die Jungs gefragt und uns gemeinsam entschieden, zu spielen. Patrick wäre der Erste gewesen, der gesagt hätte, es muss weitergehen“, erklärt Paci. Der 36-Jährige erinnert sich noch genau an die Kabinenansprache: „Ich habe einfach gesagt, ihr müsst wie Patrick spielen. Einfach alles geben.“ Dem Coach ist der Verein in seinen zwei Jahren ans Herz gewachsen. Der Lechhauser, der in Schwabmünchen arbeitet und in seiner Karriere für Viktoria Augsburg und Wulfertshausen am Ball war, betont: „In Igenhausen ist es schon besonders. Es ist ein kleines Dorf, aber die Menschen im Verein tun einfach alles. Die Unterstützung ist nicht vergleichbar.“

Die Krönung seiner Zeit beim FCI war der Aufstieg. „Ich bin als Spieler auch schon aufgestiegen, aber als Trainer ist das nochmals etwas anderes, einfach noch intensiver. Es war eine Riesenerleichterung.“ Vor zwei Jahren war das undenkbar. Gerade einmal fünf Spieler waren noch da. FCI-Vorsitzender Georg Ziermeier erinnert sich: „Wir waren am Tiefpunkt und standen kurz vor der Auflösung. Wir wollten mit anderen Vereinen fusionieren, aber auch das hat nicht geklappt. Da kam der Anruf von Eugenio. Er sagte, er regelt das. Der Rest ist fast schon ein Fußballwunder.“ Sein Trainer war schon damals zuversichtlich, doch die Entwicklung hat auch ihn überrascht: „Es war eine Kettenreaktion. Ich hatte zwar ein Netzwerk und habe einige Jungs geholt. Dann gab es aber eine Kettenreaktion und immer mehr Spieler wollten zu uns wechseln.“ Innerhalb weniger Wochen waren es um die 40 Männer im Training und man meldete eine Zweite Mannschaft in der Reserve-Liga. Ein wichtiger Faktor bei der Integration der vielen Neuen war laut Paci Patrick Nuspl: „Ich bin fast jede Woche zu ihm gekommen und habe gesagt, ich habe zwei neue Spieler. Er hat dafür gesorgt, dass sich alle wohl und gut aufgenommen fühlen.“ Mit den Neuzugängen kam auch der Erfolg. Im ersten Jahr verpasste der FCI mit Platz vier ganz knapp den Aufstieg, nun hat es geklappt: „Das war aber nicht das primäre Ziel. Wir wollten eine intakte Mannschaft und einfach Spaß haben.“ Vor sieben Jahren feierte man auf der Alm letztmals einen Aufstieg. Die letzte Meisterschaft liegt sogar schon 20 Jahre zurück – damals unter Coach Georg Ziermeier. Der heutige Fußballchef ist aber nicht nur auf die sportliche Leistung seiner Mannschaft stolz: „Es gibt viele Vorurteile gegen unsere Mannschaft aufgrund der Vielzahl an Ausländern. Das ist alles Quatsch. Die Anteilnahme nach Patricks Tod war überwältigend, fast alle waren auf der Beerdigung.“ Überhaupt lobt Ziermeier den Zusammenhalt: „Der ist echt super, auch bei Niederlagen. Das ist in erster Linie der Verdienst des Trainers.“ Und von Patrick Nuspl.

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Aufrufe: 029.5.2019, 18:51 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor