2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Christian Wendel (links) äußert sich über die Nachwuchs-Situation im Fußballkreis Bad Kreuznach.
Christian Wendel (links) äußert sich über die Nachwuchs-Situation im Fußballkreis Bad Kreuznach.

"Ich weiß, dass ich nerve"

SCHIEDSRICHTER Obmann Christian Wendel sucht Kontakt zu Klubs +++ Talente brauchen Vorbilder wie Patrick Kessel

Bad Kreuznach. Die Hallenrunde ist vorbei, doch so richtig an eine Schaffenspause ist für Christian Wendel, seines Zeichens Schiedsrichterobmann des Fußballkreises Bad Kreuznach, nicht zu denken. Denn nahezu ganzjährlich ist Wendel mit seinen Kollegen vom Kreisschiedsrichterausschuss darum bemüht, Andere für die Schiedsrichterei zu begeistern.

Zufriedenheit ja, aber niemals damit abfinden

„Wir sprechen natürlich sehr viel mit den Vereinen. Ich selbst bin sehr viel unterwegs und schaue mir Schiedsrichter vor Ort an“, berichtet Wendel, der dann vor allem auch auf die Leute rund um den Sportplatz zugeht und fleißig die Werbetrommel rührt. „Ich weiß, dass ich einige Vereine damit nerve, aber man muss immer dran bleiben. Wenn man es nur kurz schleifen lässt, ist ganz schnell Schluss und es entsteht ein Loch“, betont der Vorsitzende. Mit dieser Methode sei man in den letzten Jahren sehr gut gefahren und könne erste Erfolge verzeichnen: „Wir haben wirklich enormen Zuwachs bekommen. 2012 hatten wir 104 Schiedsrichter. Letztes Jahr 130, also einen Zuwachs von gut 25 Prozent“, erzählt Wendel stolz und merkt an, dass jährlich schließlich auch immer einige Kollegen ihre Funktion als Unparteiischer beenden würden. Bis runter in die Kreisliga der D-Junioren versuche man, alle Spiele zu besetzen, was nicht immer klappt.

„Manche Schiedsrichter spielen selbst noch aktiv und auch im Sommer oder zu Kerbezeiten haben wir noch Probleme, aber das sind Ausnahmefälle, wie Krankheitswellen in den Wintermonaten, die wir nicht beeinflussen können“, meint Wendel. Verglichen mit den anderen Fußballkreisen im Südwesten, sei lediglich in Bad Kreuznach seit mehreren Jahren ein konstanter Zuwachs zu verzeichnen.

Veranstaltungen bringen gewünschte Aufmerksamkeit

Beispielsweise in Mainz-Bingen, Alzey-Worms oder auch Kusel-Kaiserslautern und KL-Donnersberg mangele es nach wie vor an ausreichend Regelhütern, um den Spielbetrieb sorgenfrei durchführen zu können. Der daraus hervorgegangene Austausch von Referees zwischen Nahe-Rhein und Main sei nach wie vor erforderlich. „Es ist wichtig, sich da gegenseitig zu unterstützen“, befürwortet Wendel, dessen Begeisterung für die Schiedsrichterei seit seinem Amtsantritt 2012 nicht an Intensität verloren hat. „Es macht großen Spaß und man sieht ja auch, dass unsere Arbeit Früchte trägt.“

Geduld ist gefragt: Der Bad Kreuznacher Schiedsrichter Alexander Raider muss den Saulheimer Dennis Dziewior beruhigen. Foto: hbz/Judith Wallerius

Bei der Akquirierung von Neu-Schiedsrichtern geholfen, habe da auch das vom Südwestdeutschen Fußballverband ins Leben gerufene „Jahr des Schiedsrichters“, das 2013 mit einigen Veranstaltungen und zahlreichen Schulungen abgehalten wurde. „Anfangs war ich skeptisch, aber bei uns im Kreis hat es im Endeffekt doch etwas gebracht. Das lag sicher auch daran, dass bei den Events verhältnismäßig viele Vereine aus Kreuznach vor Ort waren“, begrüßt Wendel solche Maßnahmen seitens des Verbandes.

Gerade Jung-Schiedsrichter brauchen ihre Vorbilder

Ebenfalls eine große Strahlkraft und förderlich für das Interesse am Schiedsrichterwesen sind laut Wendel Vorbilder, wie Patrick Kessel (SG Hüffelsheim) oder der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Bauer (ASV Seesbach). „Wir haben auch viele junge Schiedsrichter dazubekommen und einige gute Talente. Für die sind solche Paradebeispiele natürlich ein toller Anreiz und sie sehen, was sie erreichen können“, freut sich Wendel über die Vorzeige-Schiedsrichter aus dem Kreis Bad Kreuznach.

Problematisch sei hingegen vielmehr die Tatsache, dass sich die Nachwuchsschiedsrichter irgendwann zwischen Fußballer- und Schiedsrichter-Sein entscheiden müssen. „Beides zusammen geht nicht und in der Vergangenheit haben sich bei uns viele für den Weg des Schiedsrichters entschieden, weil sie erkannt haben, dass die Chance höher zu Pfeifen größer ist, als irgendwann Bundesliga zu spielen“, hofft der Schiedsrichter-Vorsitz darauf, dass es bald der nächste Nachwuchsmann in die deutsche Spitze schafft.

Aufrufe: 015.2.2017, 21:00 Uhr
Martin ImruckAutor