2024-04-25T14:35:39.956Z

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Selfie mit Promi: Die Fans in Euskirchen fotografierten sich gerne mit Rapper Xatar, der nun Trikot-Sponsor des FC Heval ist.
Selfie mit Promi: Die Fans in Euskirchen fotografierten sich gerne mit Rapper Xatar, der nun Trikot-Sponsor des FC Heval ist.

Gangsta-Rapper sponsert Kicker

Xatar unterstützt den Euskirchener Kreisligisten FC Heval

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Euskirchen. Giwar Hajabi fällt auf. In einer lila Jogginghose aus Samt, Camouflage-Shirt, weißen Sportschuhen, Sonnenbrille sowie Zigarette in der Hand geht der Berg von einem Mann die Treppenstufen zum Euskirchener Erftstadion hoch. Dort warten etwa ein Dutzend jugendliche Fans auf Hajabi. Sie kennen den 35-jährigen Iraner kurdischer Abstammung vor allem unter dem Künstlernamen Xatar, der ausgesprochen wird wie ein Kratzen im Hals.

Xatar ist Gangsta-Rapper, stand an der Spitze der Charts und hat alles andere als eine weiße Weste. Der Bonner saß vier Jahre in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach, nachdem er mit Komplizen, als Polizist verkleidet, in Ludwigsburg einen Goldtransporter überfallen und Schmuck im Wert von 1,7 Millionen Euro erbeutet hatte. Von der Beute fehlt bis heute jede Spur. 2014 wurde er frühzeitig aus der Haft entlassen und ist seitdem auf Bewährung auf freiem Fuß.

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien setzte sein Album „Alles oder nix“ wegen jugendgefährdender Texte auf den Index. Der Silberling darf nicht mehr an Minderjährige verkauft werden. Über seine Vergangenheit möchte Xatar – das Wort kommt aus dem kurdischen und bedeutet Gefahr – in Euskirchen nicht reden. Viel lieber möchte er sich von seinen Fans fotografieren lassen und Autogramme geben. Hajabi ist nämlich neuer Trikot-Sponsor beim Fußballverein FC Heval Euskirchen.

„Ich habe im Tor gespielt. Da habe ich es aber zu nichts gebracht. Das ist als Musiker und Produzent besser gelaufen“, sagt Xatar. Er sei stolz, eine solch gute Multikulti-Truppe mit kurdischen Wurzeln unterstützen zu können. Eingefädelt hat den Deal der Sportliche Leiter des A-Ligisten, Hasan Yazgi: „Ich kenne Xatars Manager sehr gut, und einige unserer Fußballer kommen aus dem Raum Meckenheim und sind mit ihm zur Schule gegangen.“ Er habe schon vor zwei Jahren angefragt, ob ein Sponsoring möglich sei. „Jetzt hat es geklappt, und ich freue mich sehr darüber“, sagt Yazgi.

Künftig wird der Name des Plattenlabels „Alles oder Nix Records“ des Rappers die Brust der Fußballer zieren. „Das ist ein Motto, das zu unserer Art, Fußball zu spielen, passt. Deshalb interessiert uns die Vergangenheit von Xatar auch nicht. Jeder hat eine zweite Chance verdient“, meint der Sportliche Leiter, der wegen Xatar den Eintritt von drei auf fünf Euro erhöht hatte.

Das sieht Hevals Spieler Haism Taha ähnlich, aber differenzierter: „Wir sind alle alt genug, um uns mit seiner Vita auseinanderzusetzen. Ich habe kein Problem damit, fände es aber nicht gut, wenn Jugendmannschaften mit dem Sponsor aufliefen.“ Da der FC Heval keine Jugendteams habe, sei es kein Problem.

Im Heimspiel lief der FC Heval noch im Trikot eines anderen Sponsors auf. Künftig tragen die Kicker ein Trikot von Xatar. Fotos: Steinicke
Im Heimspiel lief der FC Heval noch im Trikot eines anderen Sponsors auf. Künftig tragen die Kicker ein Trikot von Xatar. Fotos: Steinicke
Im Heimspiel lief der FC Heval noch im Trikot eines anderen Sponsors auf. Künftig tragen die Kicker ein Trikot von Xatar. Fotos: Steinicke

Hevals Spielertrainer Ulas Önal freut sich über den prominenten Sponsor. „Ich habe seine Musik in Nierfeld immer vor den Spielen gehört. Mit seiner Musik verbinde ich meine erfolgreichste Zeit in der Landesliga“, sagt Önal, der vor den Augen seines musikalischen Idols ein Tor bei der 1:2-Pleite gegen Sötenich beisteuerte.

Der Vorsitzende des Fußball-Kreises Euskirchen, Hubert Jung, hat keine Bedenken gegen den neuen Sponsor. „Da die Strafe verbüßt ist, ist derzeit nichts zu veranlassen“, erklärt er auf Anfrage.
„Er macht gute Musik“, sagt Deniz, der wegen Xatar ins Stadion gekommen ist. Auf die Texte habe er noch nie sonderlich geachtet. Aber der Bass sei einfach „fett“. Tina Alexidis, Mutter von Spieler Georgios Alexidis, kannte Xatar zuvor nicht: „Für mich ist das Sponsoring kein Problem. Vergangenheit ist Vergangenheit.“

Aufrufe: 05.9.2017, 12:00 Uhr
KSTA-KR/Tom SteinickeAutor