FC Hauingen schlägt SV Todtnau in rasantem Topspiel mit 3:2

Eine Halbzeitpause dient nicht nur der Auffrischung von Kräften. Sie ist oft auch die ideale Gelegenheit, um nochmal an den Stellschrauben zu drehen, die eigene Mannschaft mit den richtigen Worten zum Erfolg zu führen. Als die Hauinger am Samstagabend in der Kabine saßen, mit einem 1:2-Rückstand im Kopf, da war es der Moment zur Wende im Topspiel, wie der Hauinger Coach Maik Hess schilderte: "Die Stimmung war kurz vor der Explosion, alle waren heiß und sind gestanden, sie wollten raus und Gas geben." Und seine Elf drückte mächtig aufs Pedal - nach 57 Minuten war die Partie gedreht, dank der Treffer von Thomas Schreiber und Roberto Catania.



Für den Todtnauer Trainer Alexander Schuldis war dies ein Déjà-vu. "Wir haben die ersten zehn Minuten verschlafen, Hauingen hat uns überrollt", sagte er über den Beginn der ersten Halbzeit, und auch im zweiten Abschnitt kamen die Gäste nur schwer aus den Startlöchern. Dahin war die schöne Führung des SVT, welche die Teilnahme an den Aufstiegsspielen gesichert hätte. Schon in den ersten Minuten hatten die Hausherren den Todtnauer Plan (Schuldis: "Erst einmal gut stehen") über den Haufen geworfen, gingen nach sechs Minuten per Foulelfmeter durch Dennis Wojtynek in Führung. "Wir haben gut angefangen", lobte Hess, der den Eindruck hatte, dass "Todtnau ziemlich beeindruckt war".

Todtnau trifft zweimal in den Winkel

Es brauchte ein bisschen Zeit, bis die Gäste ins Spiel fanden. Unfreiwillig schob FC-Torhüter Marcus Gempp die Todtnauer an: In Minute 16 trat Felix Wirwall einen Freistoß, 25 Meter von der Grundlinie entfernt, auf den linken Winkel. Gempp verschätzte sich, die Kugel senkte sich ins Netz - 1:1. Das Gegentor sei angesichts des Spielverlaufs für den Kopf schwierig gewesen, so Hess, "wir haben nach dem 1:1 den Faden verloren". In einem rasanten Topspiel mit hohem Tempo und Zug nach vorne wussten alsbald die Todtnauer mehr Torgefahr auszustrahlen, Jonas Eckert belohnte die Gäste in der 41. Minute; er zirkelte den Ball aus 20 Metern in den rechten Winkel zum 2:1. Keine Minute später landete die Kugel zwar im Todtnauer Kasten, doch hatte Schiedsrichter Mario Janutsch auf Torhüterbehinderung entschieden - der FCH reklamierte jedoch, dass es der eigene Todtnauer Mann gewesen sei, der mit Florian Keller zusammengestoßen war. Unberechtigt schien der Hauinger Einwand nicht gewesen zu sein - doch letztlich war er vergebens.

So gingen die Gastgeber auch mit ein wenig Frust in die Halbzeitpause. "Wir haben uns auf das Hinspiel besinnt", erklärte Hess. In Todtnau hatte seine Elf ein 0:1 in einen 2:1-Sieg gedreht. Zudem wechselte der Hauinger Coach seinen Torhüter: Gempp machte Platz für Norman Berger, der unbelastet in den zweiten Durchgang gehen konnte. Ohnehin wechseln sich beide Keeper regelmäßig ab, "ich bin mit beiden sehr zufrieden, sie machen so gut wie keine Fehler", lobte Hess sein Duo. Doch Gempp machte diesmal keinen sicheren Eindruck. "Solche Tage gibt es", stellte sich Hess vor seinen Keeper.

Hochklassiges Match mit spannender Schlussphase

Wie heiß die Hauinger aus der Kabine kamen, zeigte sich noch vor Wiederbeginn. Dennis Wojtynek tauchte emotionsgeladen vor der Bank auf. Seine klare Ansage: Der FCH dreht das Ding. "Für dich!", schrie Wojtynek zu Gempp. Gesagt, getan. Die Gastgeber drehten die Partie, für Gempp, für sich als Mannschaft. Die Anspannung in einem intensiven und weiter hochklassigen Spiel war nicht nur zu spüren, sondern auch zu sehen. Der gesperrte Benjamin Schreiber lief die Seitenlinie auf und ab, ein kleines Nervenbündel, zum Zuschauen verdammt, der alle Energie zum Einpeitschen seiner Teamkollegen nutzte. Und für den später ausgewechselten Catania kamen die letzten Spielminuten wohl wie quälend lange Stunden vor.

Zumal die Todtnauer sich auch in der zweiten Halbzeit fingen, die Spielregie schließlich an sich rissen. Doch das permanente Anlaufen brachte kaum Erfolg. "Wir sind nicht zu vielen Abschlüssen gekommen", musste Schuldis feststellen. Was sein Gegenüber Hess zu einem Lob für seine Defensive veranlasste: "Über das ganze Spiel haben wir nur ganz wenig zugelassen." Der SVT warf alles nach vorne, drängte mit aller Vehemenz auf den Ausgleich, blieb aber ohne echte Torchance, während die Hauinger leidenschaftlich ihren knappen Vorsprung verteidigten - als der Schlusspfiff ertönte, stürmten Schreiber, Catania und Co. jubelnd aufs Feld.

Schuldis: "Da war Feuer drin"

Die Todtnauer rutschten auf Rang drei ab, doch die erfolgreiche Saison soll das nicht schmälern. "Der Einsatz hat gestimmt", lobte Schuldis nach dem Topspiel. "Da war Feuer drin, es war fair, mit einer guten Schiedsrichterleistung. Und die Fans waren großartig", sagte er mit Blick auf den stimmungsvollen Todtnauer Anhang. Ohnehin hatten 350 Zuschauer für eine tolle Kulisse mit entsprechender Atmosphäre gesorgt.

Hess' Sorge, dass seine Elf in diesem Spiel vielleicht zu viel wolle, überpacen könne, sie war schon vor dem Anpfiff verflogen. "Die Jungs waren relativ locker drauf", so Hess, dessen Elf die Motivation in die richtige Bahnen lenkte. "Heute war die Mentalität ganz oben", gab's den verbalen Schulterklopfer von Hess für seine Truppe, die einmal mehr schwer auszurechnen war. Zwei der drei Hauinger Toptorjäger trafen auch gegen Todtnau. Nun hat es der FCH am letzten Spieltag beim TuS Kleines Wiesental in ein eigener Hand. Und der neue Tabellenzweite hat längst Lunte gerochen. "Das hat Bock auf mehr gemacht", sagte Hess nach dem Topspiel. Die Hauinger, sie sind heiß auf die Aufstiegsspiele.

FC Hauingen - SV Todtnau 3:2 (1:2)
Hauingen: Gempp (46. Berger), Vogt, Meier, Zimmer, Bauer, Christoph Wojtynek, Catania (65. Hirsch), Dennis Wojtynek (80. Tatli), Grether, Colberg (90.+2 Maier-Blanc), Schreiber.
Todtnau: Keller, Simon Dietsche, Wunderle, Julian Dietsche, Wirwall (74. Keller), Jonas Eckert, Weber (13. Großmann), Gutmann, Wissler, Steinebrunner (81. Schlegel), Justus Eckert.
Tore: 1:0 Dennis Wojtynek (6./Foulelfmeter), 1:1 Wirwall (16.), 1:2 Jonas Eckert (41.), 2:2 Schreiber (50.), Catania (57.).
Schiedsrichter: Mario Janutsch (Zell).
Zuschauer: 350.