2024-05-10T08:19:16.237Z

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– Foto: Pressefoto Eibner

Der „Dino“ der 3. Liga will seine Rolle endlich loswerden

Am Mittwoch gastiert Hansa Rostock beim VfB Lübeck

Länger als der FC Hansa Rostock spielt kein anderer Verein in der dritthöchsten Spielklasse. Doch der Anspruch der Mecklenburger ist es, zumindest wieder zweitklassig zu werden. In diesem Jahr nehmen die Rostocker einen neuen Anlauf – und zumindest mischen die Blau-Weißen zu Beginn der Rückserie auch ernsthaft im Rennen um die Aufstiegsplätze mit.
Auch im Vorjahr hatte Hansa Hoffnungen, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Doch im Endspurt der durch die Corona-Unterbrechung äußerst intensiven Saison hatten andere den längeren Atem, am Ende reichte es für den FCH zum dritten Mal in Folge nur zu Rang sechs. Nach einigen Jahren, in denen es zuvor nur um den Klassenerhalt ging, ist zumindest wieder mehr Ruhe eingekehrt und eine gewisse Konstanz spürbar – das gilt sowohl für die Clubführung mit Robert Marien an der Vorstandsspitze als auch für die Trainerposition. Jens Härtel feierte im Januar sein zweijähriges „Jubiläum“ als Hansa-Coach. Länger als der 51-Jährige, der einst den 1. FC Magdeburg in die 2. Bundesliga führte, war in Rostock nach der deutschen Vereinigung 1990 einzig Frank Pagelsdorf im Amt.

Die Kontinuität macht sich auch im Kader bezahlt. Mit Ausnahme von Maximilian Ahlschwede und Kai Bülow, die ihre Profi-Karrieren beendeten, und einigen Leihspielern, verloren die Rostocker im Sommer keine Leistungsträger. Die Akteure, die die „Kogge“ verließen, darunter auch die beim VfB gelandeten Elsamed Ramaj und Nico Rieble, hatten bei Härtel keine Rolle als unumstrittene Stammspieler (mehr). Im Gegenzug gelang es den Verantwortlichen um Sportvorstand Martin Pieckenhagen jedoch, einige gute Drittliga-Akteure zur Verstärkung zu gewinnen. Mittelfeldspieler Bentley Baxter Bahn, zuvor beim Halleschen FC, schlug gut ein. Der robuste Defensivmann Jan Löhmannsröben von Absteiger Preußen Münster erwies sich ebenfalls als Verstärkung. Regelmäßige Einsatzzeit hatte auch der aus Magdeburg verpflichtete Mittelfeldspieler Björn Rother. Mit Verteidiger Damian Roßbach (Karlsruher SC) und Flügelspieler Manuel Farrona Pulido (VfL Osnabrück) kamen zudem Akteure hinzu, die zuletzt in der 2. Bundesliga unter Vertrag gestanden hatten. Luca Horn (VfL Wolfsburg II), Aaron Herzog (Borussia Mönchengladbach II), Luca Schulz (Union Fürstenwalde) und der junge Keeper Luis Klatte (Hertha BSC II) gehören eher in die Rubrik talentierte Ergänzung des Kaders.

Auch im Winter waren die Rostocker im Bemühen, den Kader aufstiegsreif zu gestalten, weiter aktiv. Vom Zweitligisten Holstein Kiel wurde mit Lion Lauberbach ein junger Angreifer ausgeliehen. Zudem kam vom 1. FC Nürnberg in Simon Rhein ein defensiver Mittelfeldspieler ebenfalls aus der 2. Bundesliga. Kurz vor Ende der Transferperiode wurden mit Philip Türpitz (SV Sandhausen) und Tobias Schwede (SV Wehen Wiesbaden) zwei weitere Mittelfeldspieler mit Zweitliga-Erfahrung dazugeholt.


Die Qualität des Hansa-Kaders lässt sich insbesondere auf der Mittelstürmerposition gut dokumentieren: Mit John Verhoek, der jahrelang in der 2. Bundesliga (u.a. Duisburg, St. Pauli, Heidenheim) sowie erstklassig in Holland und Frankreich aktiv war, und Pascal Breier, der in der Vorsaison mit 15 Treffern zu den besten Schützen der 3. Liga gehörte, stehen zwei Mittelstürmer der Extraklasse im Team, von denen oft nur einer spielen kann. Im jungen Erik Engelhardt und nun auch in Lauberbach stehen weitere Alternativen bereit. Bestens besetzt ist Hansa zudem im Tor, wo Markus Kolke seit Jahren (auch schon zuvor in Wiesbaden) zu den besten Keepern der Liga gerechnet wird. Verhoek ist derzeit mit acht Treffern auch der erfolgreichste Rostocker Torschütze, ihm folgen im internen Ranking Breier (6), Bahn, Farrona Pulido, Nik Omladic und Nico Neidhart (je 4). Insgesamt ist jedoch vor allem die Defensive, die bislang nur 24 Gegentreffer zuließ, das Prunkstück.

In der laufenden Saison ging es allerdings trotz der vorhandenen Qualität im Team nicht durchweg bergauf. Im Herbst hatte Hansa auch Durststrecken zu überstehen. So gab es im November in vier aufeinanderfolgenden Spielen keinen Sieg (drei Auswärtsremis in Kaiserslautern, Halle und Magdeburg, Heimniederlage gegen Dresden). Im Dezember setzte es sogar drei Niederlagen hintereinander (1:2 in Wiesbaden, 0:2 gegen Meppen, 0:1 in Ingolstadt). Angesichts des guten Saisonstarts (an den Spieltagen 1 bis 10 gab es nur eine Niederlage beim 0:2 in Saarbrücken) und der Ausgeglichenheit der Liga, in der auch alle Aufstiegskonkurrenten ein ähnliches Auf und Ab erlebten, hielt der FC Hansa allerdings durchgehend Anschluss zu den Aufstiegsplätzen. Zur richtigen Zeit trugen zudem immer wieder Siege zur Beruhigung bei. Das galt für den 3:2-Auswärtserfolg in Verl, als auf der Kippe stand, in welche Richtung sich der Saisonstart entwickeln würde. Ebenso wegweisend waren zwei 2:0-Heimerfolge binnen vier Tagen nach der ersten Negativserie, als Bayern München II und Türkgücü München jeweils sicher geschlagen wurden. Und sehr wichtig waren zudem der 2:0-Auswärtssieg in Zwickau zum Abschluss des Jahres 2020 sowie der 1:0-Heimerfolg gegen die SpVgg Unterhaching zu Beginn des neuen Jahres, auf den eine Erfolgsserie folgte – zuletzt holten die Rostocker 22 Punkte aus acht Spielen (nur bei 1860 kam man über ein 0:0 nicht hinaus). Vor dem heutigen Nachholspiel haben die Rostocker also eine Serie zu verteidigen – und neben dem Spiel beim VfB ist auch das Duell beim KFC Uerdingen noch nachzuholen. Der FC Hansa darf sich also weiter Hoffnungen machen, das Image des Drittliga-Dinos zeitnah abzustreifen.
Aufrufe: 02.3.2021, 14:49 Uhr
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