2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Hagens Torwart nach 21 Länderspielen am Ziel: Fußball-Profi

Legenden unserer Leidenschaft: Cuxhaven Teil 18 +++ Warmer Geldregen für Hagen +++ Leverkusen schnappt sich Hagens U18-Nationalspieler

Fans des FC H/U können aufatmen. Yannick Becker bleibt dem Oberligisten erhalten. Hier geht es um Andreas Nagel, der in den Achtzigern den Sprung aus der Bezirksklasse in den Profibereich schaffte.

Wir haben für euch im Archiv der Nordsee-Zeitung gekramt und so einige interessante Artikel gefunden. Folgt uns in eine Zeit ohne bunte Schuhe, Rabona-Flanke und Physiotapes am ganzen Körper. In den nächsten Wochen lest ihr Zeilen über eure Trainer, Väter und den nörgelnden Fan, der früher alles besser konnte.

Vom 27. Juni 1983

Hagen. „Erst hatte ich es nicht recht glauben wollen, doch nun bin ich froh, daß ich es soweit geschafft habe.“ Andreas Nagel hat sein großes Ziel „Fußball-Profi“ erreicht. Der 18jährige Torwart vom Cuxhavener Bezirksklasse-Verein Hagener SV steht nun in Diensten des Bundesliga-Klubs Bayer Leverkusen. Nach außen hin gibt sich der ehrgeizige Nagel zurückhaltend, und man nimmt ihm ab, „keinen Bammel“ vor dem großen Sprung in die höchste deutsche Spielklasse zu haben, spricht doch auch die internationale Erfahrung von 21 Länderspielen im Trikot des Deutschen Fußball Bundes (DFB) im „U-16“-Team von Bundestrainer Berti Vogts und in der „U-18“- Mannschaft des scheidenden DFB-Trainers Dietrich Weise für ihn.

Nagel ist nun schon der vierte Spieler aus dem Bereich des Kreisfußball-Verbandes Cuxhaven, der den Sprung vom Amateurlager ins harte Profigeschäft schaffte. Vor ihm waren es Wolfgang Rolff, der gebürtige Lamstedter ging über den OSC Bremerhaven (Oberliga, Zweite Liga) und Zweitligist Fortuna Köln zum Deutschen Meister und Europapokalsieger Hamburger SC, Jonny Otten, 1979 vom Hagener SV zum Bundesligisten Werder Bremen, sowie Andreas Brandts (vom Cuxhavener SV zu Borussia Mönchengladbach).

Binnen vier Jahren steht damit dem kleinen HSV in Hagen ein zweiter warmer Geldregen ins Haus. Für Otten kassierte man die Ablösesumme von 75 000 Mark von Werder. Damit war seinerzeit der Startschuß für das schon lange geplante 200 000 Mark teure Umkleidegebäude gegeben worden. Leverkusen muß nun für Nagel 69 000 Mark zahlen. Nach den DFB-Lizenzspieler- und Transferstatuten 30 000 Mark als Grundprämie und für Länderspieleinsätze ab der älteren A-Jugend, dies waren 13, jeweils 3000 Mark. Über die Anlagemöglichkeit dieser Summe hat man sich in Hagen noch keine Gedanken gemacht.

Für Nagel war der Sprung ins Profigeschäft ein zwingender Schritt, um seinen Marktwert zu erhalten. Seine letzten Länderspiele in der „U-18“-Nationalmannschaft bestritt er bei der Junioren-Europameisterschaft im Mai in England. Hier scheiterte das DFB-Team in der Vorrunde. Die nächste Stufe für Nagel ist das „U-21“- Aufgebot, doch altersbedingt klafft hier eine große, vorerst nicht zu überbrückende Kluft.

Da er aufgrund seiner guten Leistungen und seines Talents von vielen Klubs, darunter auch Werder Bremen und dem 1. FC Kaiserslautern, Angebote erhielt, griff er natürlich zu. Fachkenner bescheinigen ihm ein für sein Alter überdurchschnittliches Können, neben guten Reflexen auch ein gutes Spiel auf der Linie und in der Strafraumbeherrschung am Boden und in der Luft. Bayer Leverkusen, ein Beobachter war bei allen Jugend-Länderspielen zugegen. knüpfte Anfang Januar die ersten Kontakte zu Nagel. Schließlich unterschrieb er einen Zweijahresvertrag mit einer Option für ein drittes Jahr, angelehnt an die Ausbildungsfrist als Industriekaufmann („Lernt man gleich mit dem Geld umzugehen“) bei den Bayer-Werken.

Eine andere Lehrzeit wird Nagel auf der Ersatzbank absolvieren: „Die Reihenfolge ist klar, Nummer eins im Tor wird Rüdiger Vollborn, der auch im ,U-21‘-Team spielt, sein. Ich will lernen. Nach einem Jahr wird man weitersehen, ob diese Reihenfolge noch stimmt.“ Diese Lehrzeit erachtet der 18jährige vom Ruf her als besser an als das Angebot aus Bremen, in der OberligaMannschaft von Werder bei einem eventuellen Profi-Vorvertrag erst einmal die Spielpraxis zu mehren.

Die Zeit bis zum ersten Training im Bayer-Team am 4. Juli vertreibt sich Nagel in Hagen mit Tennisspielen, Waldläufen und anderer Konditionsarbeit sowie dem Einrichten seiner Wohnung in Leverkusen. Zur Leverkusener Saisonvorbereitung gehören dann ein geplantes zweiwöchiges Trainingslager in Norwegen und mehrere Testspiele in den Benelux-Ländern.

Förderer Funke und Eigeninitiative

Schon in frühester Jugend träumte Nagel den Traum vieler Fußball-Pökse: Bundesliga und Länderspiele. Anteil an dem steilen Aufstieg hatte auch der ehemalige Jugend-Obmann in Hagen, Bernd Funke, der zusätzlich auf das große Talent aufmerksam machte und damit zu den ersten Einsätzen auf Kreis- und später auf Landesebene beitrug. Das ganz große Sprungbrett waren dann die DFB-Jugendlager in Duisburg-Wedau. Von da an tauchte der Name Nagel in den Notizbüchern der DFB-Trainer auf, die erste Berufung von Bundestrainer Vogts in die „U-16“-Mannschaft folgte prompt, und der Hagener nutzte die Chance, setzte sich erfolgreich durch. Erst bei Vogts, dann zuletzt bei Weise im „U-18“-Aufgebot war er stets die Nummer eins.

Doch ohne seine Eigenintiative wäre sein bisheriger Erfolg trotz guter Jugendarbeit in Hagen nicht möglich gewesen. Nagel: „Die Einstellung macht’s.“ Und natürlich das Talent und der Ehrgeiz. Neben dem normalen Mannschaftstraining war er schon fast ein fester Bestandteil des Hagener Sportplatzes. Die Kameraden halfen bei den selbst auferlegten Extra-Übungen Stunde für Stunde. Daß darunter, neben den DFB-Einsätzen und den damit verbundenen kurzen Trainingslagern, die schulische Leistung litt, daraus macht Nagel keinen Hehl-das Ziel „Profi“ wog stärker. Er verläßt nun ein Jahr vor dem Abitur das Kreisgymnasium in Bremerhaven.

Hans-Jürgen Nagel versuchte als „Manager“ schon früh, seinen Bruder zur weiteren Förderung anderen Vereinen anzubieten, doch ohne Erfolg. Mit dem Erfolg war es dann umgekehrt. Die Nachfrage nach Nagel steigt automatisch.

Der Hagener SV wurde in der abgelaufenen Saison Vizemeister der Bezirksklasse Cuxhaven. Nagel sah sich dabei einem besonderen Erwartungsdruck seiner Mitspieler, aber auch der Gegner ausgesetzt, die zu gern den Nationaltorwart und künftigen Bundesliga-Profi bezwingen wollten. Hinter sich greifen mußte er einige Male, doch „Gegentor ist Gegentor“ für ihn, egal ob Amateurklasse oder Bundesliga. Sein vorerst letztes Gegentor kassierte er in der Cuxhavener Kreisauswahl beim Kreissportfest in Langen.

Ablösespiel ist fest geplant

Sein Abschied aus Hagen verläuft ohne großes Aufsehen. Nagel („Bin kein Typ großer Feiern“) erhielt auf der HSV-Jahresversammlung ein Präsent mit den besten Wünschen für die Zukunft. Er bleibt Mitglied des Hagener SV, und ein sportliches Wiedersehen gibt es bestimmt: Denn im Vertrag ist ein Ablösespiel in Hagen festgelegt, das in der neuen Saison mit Leverkusener Bundesliga-Punktspielen in Bremen (Ende Oktober) oder Hamburg (erst in der Rückrunde) gekoppelt werde

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Aufrufe: 019.1.2021, 10:16 Uhr
Nordsee-ZeitungAutor