2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Ist davon überzeugt, dass er während einer Kreisliga-Partie beim FC Härtsfeld von einem Gegenspieler vorsätzlich schwer verletzt worden sei: Christian Drago, Angreifer bei der TSG Giengen. Markus Brandhuber
Ist davon überzeugt, dass er während einer Kreisliga-Partie beim FC Härtsfeld von einem Gegenspieler vorsätzlich schwer verletzt worden sei: Christian Drago, Angreifer bei der TSG Giengen. Markus Brandhuber
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Kreisliga B5: Vorsätzliche Fouls und rassistische Beleidigung?

Nachspiel bei der Partie der TSG Giengen beim FC Härtsfeld

Ein normales Spiel? Oder etwa doch nicht? „So was habe ich wirklich noch nie erlebt“, sagt Christian Drago einige Tage nach der Partie der TSG Giengen beim FC Härtsfeld (Fußball-Kreisliga B 5). Wenn der Giengener Stürmer an die Begegnung am 28. April zurückdenkt, regt er sich noch immer auf.

Während des Spiels beim FC Härtsfeld sei er mehrmals, auch rotwürdig, übel gefoult worden – bis ein Foul zu seiner schweren Verletzung geführt habe. „Ich habe es knacksen gehört“, sagt der 27-Jährige. Bei diesem Foul habe er sich den äußeren Knöchel am Sprunggelenk gebrochen. Daher sei er für mindestens fünf Wochen krankgeschrieben worden, so der Industriemechaniker, der einige Zeit an Krücken gehen muss. Auch Prellungen von vorhergehenden Fouls habe er davongetragen.

Drago möchte nicht falsch verstanden werden. „Verletzungen wünscht man keinem Sportler, doch sie gehören im Sport leider immer mit dazu“, sagt der Angreifer. So fiel er bereits in der Hinrunde für einige Spiele aus, weil er in einer Partie nach einem Einsteigen eines gegnerischen Torhüters eine Gehirnerschütterung erlitt. Dem Keeper habe er damals keine Vorwürfe gemacht, so Drago. „Das passiert halt im Fußball.“

Gegner habe ihn „zerstört“

Doch die Partie auf dem Härtsfeld lässt ihm keine Ruhe. Dort sei er absichtlich verletzt worden, ist Drago überzeugt und wählt deutliche Worte. Die gegnerische Verteidigung habe ihn „zerstört“. Bereits zu Beginn habe er einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Er akzeptiere es nicht, wenn Sportverletzungen mutwillig herbeigeführt werden, betont Drago und fügt an: „Für mich war es kein normales Spiel.“ Für ihn sei es offensichtlich gewesen, dass die Gegenspieler ihn schwer verletzen wollten. „Ich bin nur sauer auf die. Schließlich will ich sonntags Spaß haben und montags wieder arbeiten gehen.

In der Halbzeitpause sei er zum Schiedsrichter gegangen und habe diesen auf die Fouls gegen ihn aufmerksam gemacht, sagt Drago. Der Unparteiische hätte seiner Meinung nach härter durchgreifen müssen. „In der Pause war Christian außer sich“, erinnert sich Mitspieler Daniel Lorenz. Hat er vielleicht an eine Auswechslung gedacht? „Ich habe es mir schon überlegt und mich gefragt: Warum tust du dir das an?“, so Drago.

Doch er spielte weiter. Zwischenzeitlich, nach einem Foul an dem Giengener Stürmer hatte ein Härtsfelder Spieler die rote Karte gesehen, sei er von einem Gegenspieler aufs Übelste beleidigt worden. „Hurensohn, ich ficke deine Mutter“, habe er zu hören bekommen. „Es war ekelhaft“, so Drago. Bei dem Foul kurz vor Ende der Partie, bei dem er sich den Knöchel gebrochen habe, sei der Ball schon weg gewesen. Während er am Boden lag, sei er zudem von Härtsfelder Anhängern als „italienischer Schauspieler“ beschimpft worden, sagt Drago.

Er sei vom Platz „gekrabbelt“ und habe nicht weiterspielen können. Der Härtsfelder Spieler, der ihn da gefoult habe, blieb dagegen im Spiel. „Ich hoffe, dass ich keine Schäden davontrage. Gegen die werde ich aber nie wieder spielen“, betont Drago. Ans Aufhören denkt er aber nicht. Vielmehr möchte er eines Tages wieder auf den Platz zurückkehren.

Was sah der Schiedsrichter?

Gegenüber der HZ verzichtet die Abteilungsleitung des FC Härtsfeld auf eine Stellungnahme, weil es ihrer Meinung nach ein normales Spiel gewesen sei. Dabei verweist sie auf den Schiedsrichterbericht. In diesem sei keine Brutalität vermerkt. In einem Urteil des Sportgerichts wurde lediglich gegen den Spieler, der nach einem Foul an Drago die rote Karte gesehen hat, eine Sperre von einem Pflichtspiel verhängt. Differenzierter sieht es Bastian Heidecker. Im Hinblick auf die gesamte Begegnung sagt der Giengener Trainer: „Ich hatte nicht den Eindruck, dass das komplett aus dem Ruder lief. Von außen betrachtet war es ein relativ normales Spiel“, fügt aber auch an: „Man hat gespürt, dass sie es auf Christian abgesehen haben.“

Fiel eine rassistische Aussage?

Zudem beschäftigt eine weitere Szene die Giengener. Ein Spieler des FC Härtsfeld habe Folgendes gerufen: „Ihr könnt euch nicht benehmen, mit euren Urwald-Menschen.“ Wiederum drei Spieler der TSG hätten diese rassistische Beleidigung gehört, sagt Daniel Lorenz. „Ich war kurz echt geschockt und dachte: Weiß er überhaupt, was er da sagt und was seine Worte für eine Wirkung haben?“, so der 25-Jährige. Lorenz habe den betreffenden Spieler auf dem Platz angesprochen. Dieser habe zwar daraufhin „seinen Mund gehalten“, doch Lorenz ist überzeugt: „Ich denke, dass er schon kapiert hat, dass es blöd war, dass er es ausgesprochen hat.“

Trainer Heidecker habe von der rassistischen Beleidigung erst Tage später beim Training erfahren. „Mir fehlen da ein Stück weit die Worte. So was geht gar nicht“, sagt der 36-Jährige. Auch von Christian Dragos schwerer Verletzung habe er zunächst nichts mitbekommen. Daher habe er auch direkt nach der Partie seinem Trainerkollegen Markus Jäger ganz normal zum Sieg gratuliert (3:2). „Sonst hätte ich schon meine Meinung gesagt“, so Heidecker.

Härtsfelder Trainer überrascht

Der Härtsfelder Coach dagegen ist überrascht, dass diese Partie so eine große Nachwirkung bei der TSG Giengen hat. „Nach dem Spiel hatte ich ein gutes Gespräch mit Bastian Heidecker. Wir haben es beide als ein faires Spiel betrachtet“, sagt Jäger. Er selbst sei nicht nur Trainer, sondern auch Schiedsrichter. „Fairness steht bei mir im Vordergrund“, so der Härtsfelder Coach. Entsprechend versuche er auch, seine Mannschaften zu erziehen.

Von einer rassistischen Aussage habe er zudem nichts mitbekommen. Allgemein gesprochen betont Jäger allerdings: „Solche Aussagen gehören nirgends hin. Wenn eine einzelne Person meint, so was sagen zu müssen, hat sie keine Ahnung.“

Verwundert sei Jäger zudem darüber, dass die TSG Giengen sich nicht als Verein beim FC Härtsfeld gemeldet hat. „Schade, dass es über diesen Weg passiert“, so Jäger. „Auf uns zuzugehen wäre der richtige Weg gewesen.“

Weg an die Öffentlichkeit

Nach der Partie auf dem Härtsfeld sei auch die rassistische Beleidigung Thema bei der TSG Giengen gewesen, sagt Daniel Lorenz. Diese anzusprechen sei aber eigentlich nicht infrage gekommen. „Wir hatten keine große Hoffnungen, das dann etwas passiert“, sagt Lorenz. „Ich wollte einfach nur weg von da“, fügt Christian Drago an. Er selbst habe nicht Auto fahren können und sei von einem Mitspieler, Kevin Lindenmaier, mitgenommen worden.

Dieser betont, dass die Mannschaft der TSG Giengen den Wunsch habe, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Dann kann sich jeder seine eigene Meinung darüber bilden“, so der 28-Jährige, der nicht nur Spieler, sondern auch stellvertretender Abteilungsleiter ist.

Aufrufe: 016.5.2019, 20:05 Uhr
Heidenheimer Zeitung / Edgar DeibertAutor