2024-04-19T07:32:36.736Z

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Lebensversicherung des FC Gütersloh: »Ohne Thomas – und seine finanzielle Hilfe – würde es den FCG heute nicht mehr geben«, sagte Vorstandsmitglied Hans-Hermann Kirschner einst über Hagedorn.
Lebensversicherung des FC Gütersloh: »Ohne Thomas – und seine finanzielle Hilfe – würde es den FCG heute nicht mehr geben«, sagte Vorstandsmitglied Hans-Hermann Kirschner einst über Hagedorn. – Foto: FC Gütersloh (Delker, Forsch), Menzel. (Montage FuPa Ostwestfalen)

Thomas Hagedorn: Der FC Gütersloh? Sein vielleicht größtes Projekt!

Der Abrissunternehmer ist seit 2017 der Hauptsponsor des Oberligisten. Ohne ihn, soviel ist klar, gäbe es den FC Gütersloh in der heutigen Form nicht. Im FuPa Ostwestfalen Podcast gibt er sich erstmals so offen und privat wie nie zuvor.

Mit „Grips und Birne“ ist Thomas Hagedorn zum mit Abstand größten Abwracker Deutschlands geworden, schrieb das Manager-Magazin einst. Als „Abrisskönig“ ist der 49-Jährige mittlerweile also weit über die Grenzen des Firmenhauptsitzes in Gütersloh bekannt. Die markanten roten Firmenlogos leuchten gefühlt nahezu an jedem Straßenrand. Aber Hagedorn kann nicht nur den klassischen „Abriss“, nein, auch das komplette „revitalisieren“ ganzer Bauflächen setzt das Unternehmen komplett aus einer Hand um. Ideale Voraussetzungen also, um einem Verein wie dem einst skandalträchtigen FC Gütersloh wieder auf die Beine zu helfen. Genau das tut Thomas Hagedorn in seiner unnachahmlichen Art seit 2017 – genauer gesagt als Hauptsponsor. Ob Rettungsspiel gegen Schalke 04, neue Infrastruktur am altehrwürdigen Heidewaldstadion oder an Trainingsplätzen, Förderung der Jugendarbeit oder schlicht Hoffnung zu verbreiten – was Hagedorn anfasst, das wird erfolgreich. Auch beim FC Gütersloh. Der Oberligist steht kurz vor einem möglichen Aufstieg in die Regionalliga West. Regionalliga-Fußball zurück in Gütersloh? Dieses „Denkmal“ würde sich Thomas Hagedorn mit seinem Engagement nur zu gerne selbst setzen. Im FuPa Ostwestfalen Podcast „Flügelzange OWL“ gibt sich der sympathische Geschäftsmann gewohnt bescheiden, gewährt aber so private und intime Einblicke in seine Vision des „FCG“ wie nie zuvor.


Ein Boss zum Anfassen

Es ist ein angenehmer, fast frühlingshafter Vormittag im Gütersloher Industriegebiet an der Werner-von-Siemens-Straße. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, schließlich befinden wir uns noch Anfang Februar. Hier, am Hauptsitz der Hagedorn-Unternehmensgruppe, hat das FuPa Ostwestfalen-Team einen Podcast-Termin beim Chef persönlich. „Moin, ich bin Thomas“, begrüßt uns der 49-Jährige. Hagedorn, stylisch gekleidet mit schickem Hemd, trendigem Sakko und passenden Accessoires an Arm, Hand und Hals, präsentiert sich direkt als Kumpeltyp. „Ich bin ein Fan von flachen Hierarchien. Alles andere wäre nicht Ich!“ Jeder Mitarbeiter kann den Boss duzen, Hagedorn selbst kennt jeden seiner Angestellten. „Findet Ihr das echt besonders? Also für mich ist das normal. Das ist mein Minimalanspruch.“ Dafür fährt er regelmäßig raus in die zahlreichen Niederlassungen in ganz Deutschland und stellt sich jedem Azubi persönlich vor.

Dass gerade diese positive Grundstimmung im Unternehmen ein Puzzle-Stück seines Erfolges ist, liegt förmlich in der Luft. Mit passierendem Personal auf dem Flur wird noch mal schnell ein Pläuschen gehalten, Fragen beantwortet oder einfach gelacht. Lachen ist das Stichwort. Thomas Hagedorn hat ein Lachen, das ansteckt. Ob bei der Doppeldeutigkeit nach dem größten und längsten (Bagger) oder bei der Erklärung, wie er seine Ehefrau kennenlernte („Ich stand vor ihrem Familienbetrieb. Das war eine KFZ-Bude, die hieß ‚Reifen und mehr‘ oder so. Da habe ich zu ihrem Bruder gesagt: Ich interessiere mich nicht für die Reifen, aber für das Mehr…“) – wenn Thomas Hagedorn lacht, muss man mitlachen. So herzhaft, so inbrünstig.

Fußball hat geprägt

Woher diese lockere Art komme, haben wir uns gefragt. „Das lernt man in der Gemeinschaft beim Team-Sport. Der Fußball, die Kameradschaft untereinander – das alles war prägend.“ Bevor Thomas Hagedorn nach Gütersloh kam und seine unternehmerische Laufbahn so richtig ins Rollen kam, spielte er selbst hobbymäßig Fußball in Freckenhorst (Warendorf). Als Torwart, Spitzname ‚Die Katze‘, erlebte er alle Höhen und Tiefen, die ein Sportler durchmacht. „Mal bist Du der Hero, und mal eben nur Zero…“ Dennoch seien all diese Erlebnisse so extrem wichtig für ihn gewesen. „Egal was auch auf dem Platz passierte. Gehaltener Elfmeter oder auch mal der fallengelassene Ball, Du musst nach Spielschluss wieder zu deinen Jungs in die Kabine. Weglaufen kannste ja nicht. Und dann wurdest Du eben gefeiert oder aufgebaut. Dieser unglaubliche Zusammenhalt, dieses sich gegenseitig unterstützen, komme was wolle, das nimmst Du halt auch mit ins Berufsleben. Das nimmt Dir keiner.“

Begonnen hat die Erfolgsstory von Thomas Hagedorn im Jahr 1996 tragisch. Sein schwer kranker Vater machte mit seinem Tiefbauunternehmen Pleite, der Sohn musste alles abwickeln. „Es ging dann alles relativ schnell“, lächelt Hagedorn rückblickend. Das könnte man wohl so sagen. Mit 26 Jahren, Realschulabschluss und Steuerkenntnissen – aber nur am Lenkrad von Bagger und Lastkraftwagen – wagte Thomas Hagedorn 1997 mit einem geliehenen Caterpillar-Bagger und einem Büro in einer Gütersloher Doppelgarage den Schritt in die Selbstständigkeit. Nach den ersten Rückbauprojekten steigt der Bekanntheitsgrad. Aus ganz Deutschland kommen Anfragen rein. Es entstehen weitere Geschäftsbereiche, und die Kompetenzen der Gruppe reichen nun von Abbruch und Altlastensanierung, Entsorgung und Stoffstrommanagement über Tiefbau und industrielle Außenanlagen bis hin zu Revitalisierung und der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte. Hagedorn vereint alle Dienstleistungen der Prozesskette – und auch digital ist er mit seinen Projekten Schüttflix oder Brownfield24 auf der Überholspur. „Heute haben rund 700 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von 215 Millionen Euro.“ Damit liegt Hagedorn in Deutschland unangefochten auf Platz eins der Abrissunternehmen und weltweit auf Platz fünf.

Herzensangelegenheit FC Gütersloh

Seit 2017 hat er sein vielleicht ‚größtes‘ Projekt übernommen: den FC Gütersloh. „Ich war bereits unter Frank Welsch beim FCG Sponsor“, erklärt Hagedorn den Ursprung seines Engagements beim Oberligisten vor rund 20 Jahren. „Als dann die ersten Berichte aufkamen, dass der FC in finanziellen Nöten steckte, hat meine Frau schon gewitzelt: ‚Na, wann steigst Du wieder ein?‘ Sie kennt mich halt. Ich musste was tun.“ Gesagt, getan. Gemeinsam mit seinem Freund Clemens Tönnies organisierte Thomas Hagedorn ein Benefizspiel zur Rettung. Außerdem wurde Hagedorn Hauptsponsor, tilgte alle Ausstände. „Es musste einmal alles auf null gestellt werden“, sagt der Unternehmer. Mit dem neuen Vorstand des FC Gütersloh um das Trio Kirschner, Kollmeyer und Delker erarbeitete Hagedorn die Vision des ‚neuen‘ FCG. „Für mich war klar, dass es nicht nur darum geht, Geld in die 1. Mannschaft zu pumpen, sondern den Gesamtverein langfristig auf solide Grundstrukturen zu stellen.“ Dafür sanierte Hagedorn Areale des Heidewaldstadions, baute einen neuen Parkplatz sowie ein neues Vereinsheim, ließ einen Soccer-Court am Junioren-Trainingsgelände Süd entstehen und stellte die Nachwuchsarbeit neu auf.

„Wir haben jetzt wirklich tolle Jugendcoaches“, beginnt Hagedorn die Skizzierung seiner Zukunftsvorstellung. „Es muss für die Kinder wieder möglich sein, sagen zu können: ‚Eines Tages spiele ich im Heidewaldstadion auf dem Hauptplatz.‘ Das ist doch der Anreiz eines jeden Nachwuchsspielers. Egal bei welchem Verein. Und das geht nur, in dem Du die Strukturen gerade im Nachwuchsbereich schaffst, um den Kindern genau diese Perspektive aufzeigen zu können.“ Großes Vorbild in der Nachwuchsarbeit – und auch generell – sei der SC Verl. „Was die Familie Beckhoff da geleistet hat – da kann man nur den Hut vor ziehen.“

Doch von solchen Träumen sei man in Gütersloh noch weit entfernt. Aktuell macht Thomas Hagedorn mit seinem Sponsoring beim FCG rund 25 Prozent des Gesamtetats aus. Langfristig soll sich diese Abhängigkeit weiter verkleinern. „Ich sage das ganz deutlich: Ich bin kein Mäzen. Jeder muss ersetzbar sein. So ist es bei mir im Unternehmen auch – und so soll es auch beim FC sein.“ Um weitere potente Geldgeber für den FC Gütersloh zu begeistern, befindet sich Hagedorn auch in Gesprächen mit den Gütersloher Riesenkonzernen Miele oder Bertelsmann. „Markus (Miele) ist ja mein Nachbar. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich ja nur Waschmaschinen bei ihm kaufe“, lacht Hagedorn.

Wie steht Thomas Hagedorn zu einem möglichen Aufstieg in die Regionalliga West, wollen wir wissen. Schließlich führen die Gütersloher die Oberliga Westfalen seit der Corona-Unterbrechung als Tabellenführer an. „Ganz klar, wir wollen aufsteigen“, lautet die knappe Antwort. Dafür wolle man alles möglich machen. Die finanziellen sowie strukturellen Rahmenbedingungen seien dafür geschaffen. „Natürlich müssen wir den Etat mindestens verdoppeln. Aber ich bin da komplett an Bord.“ Heißt übersetzt: Thomas Hagedorn würde das Geld für einen Aufstieg bereitstellen. Bis zum 31. März muss der Lizenzantrag beim Verband abgegeben werden. „Nein, das habe ich nicht“, antwortet Hagedorn auf die Frage, ob er den Antrag schon gesehen habe. „Dafür haben wir bei uns im Verein den Vorstand.“

Regionalliga-Fußball im Heidewald. Dieser Traum könnte bald Realität werden. Made by Hagedorn.

Die kompletten Ausführungen gibts jetzt in der neusten Ausgabe von „Flügelzange OWL“ – dem FuPa Ostwestfalen Podcast.

Time-Stamps: Inhalte des Podcasts

--> Ab Minute 2:00: So fing der kleine Thomas mal an...

--> Ab Minute 8:50:
Leidenschaft Fußball – in Freckenhorst.

--> Ab Minute 18:30
: Hagedorn Unternehmensgruppe, Philosophie, Schüttflix & Brownfield24 etc.

--> Ab Minute 26:30: Ehefrau, Familienglück & anstehender 50. Geburtstag.

--> Ab Minute 28:22: FC Gütersloh Sponsoring, Beweggründe, Rettung & Konzept.

--> Ab Minute 36:30: Rob Reekers, der Sportliche Leiter des FCG. Wie kam es zu seiner Rückkehr?

--> Ab Minute 38:50: Jugendarbeit beim FC Gütersloh, neue Infrastruktur und mehr.

--> Ab Minute 47:00: Vorbild SC Verl, Lob an die Familie Beckhoff.

--> Ab Minute 48:00: Freundschaft zu Clemens Tönnies, öffentliche Debatte, Corona-Ausbruch.

--> Ab Minute 51:35: Aufstieg in die Regionalliga West? Saisonwertung und die möglichen Folgen bei einem Abbruch.

--> Ab 1:01 Stunde: Abschlussfragerunde der User.

Aufrufe: 024.2.2021, 11:00 Uhr
Marcel Grabbe / FuPaAutor