2024-04-29T14:34:45.518Z

Vereinsnachrichten
Herrmann Korfmacher engagiert sich für den FCG. Foto: Martinschledde
Herrmann Korfmacher engagiert sich für den FCG. Foto: Martinschledde

FC Gütersloh: Klares Signal an die Wirtschaft

Bei der Informationsveranstaltung des insolventen FC Gütersloh geht es auch um Emotionen. Für die Rettungsinitiative um Hermann Korfmacher und Heiner Kollmeyer kommt nur die Oberliga in Frage. Die Skepsis bleibt

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Das Signal hatte die erhoffte Stärke und Eindeutigkeit: 250 Gütersloher bekundeten am Donnerstagabend ihr Interesse an der Rettung des FC Gütersloh. Damit kamen mehr Menschen in den Kleinen Saal der Stadthalle als eine Woche vorher zum Benefizspiel gegen Münster in den Heidewald. „Ich bin überwältigt“, wertete Heiner Kollmeyer diese Resonanz als „Zeichen der Solidarität“ mit dem insolventen Fußball-Oberligisten.

Die von ihm und Hermann Korfmacher angeführte Initiative hatte aber auch viel für diesen positiven Ausschlag auf dem Stimmungsbarometer getan: 530 Einladungen, hochkarätige Referenten, professionelle Veranstaltungstechnik mit Illumination des Saals in den Vereinsfarben grün und blau. Zur Begrüßung wurde auf der Leinwand das Youtube-Video von Ansgar Brinkmann abgespielt, in dem der Ex-Profi um Hilfe für den FCG bittet.

Besonders überzeugend erfüllte Co-Trainer Marc Hunt diesen Auftrag. Er verdeutlichte die Integrationskraft beim FCG am Beispiel des Oberligakaders („Wir haben Spieler aus 13 Ländern“) und stellte den Charakter der Mannschaft heraus: „Wir haben in der Winterpause sieben Neuzugänge geholt, die spielen für null Euro. Das gibt es nur hier.“ Hunt bezifferte das Durchschnittsgehalt beim FCG auf netto 312 Euro, während es in der Oberliga bei 531 Euro liege. „Ich will, dass es hier weitergeht“, sagte der Engländer und appellierte an die Großzügigkeit der Zuhörer: „Dafür müsst ihr tief in die Tasche greifen.“

Auch Jugendleiter Oliver Eichstädt berichtete von speziellem Engagement in seinem Bereich und schloss mit den Worten: „230 Kinder aus allen Nationen haben es verdient, weiter in der Stadt Gütersloh Fußball zu spielen.“

Präsident Andre Niermann teilte mit, der Schuldenstand habe sich durch Forderungsverzichte von 120.000 Euro auf 95.000 Euro verringert; davon seien 70.000 Euro nicht verhandelbar. Für die Restfinanzierung der laufenden Saison werden noch 150.000 Euro benötigt. Weil die Dezembergehälter dank der Spendenaktionen der „3. ManSchafft“ sowie von Hunt und Coach Fatmir Vata inzwischen überwiesen sind, ist der 31. März der Tag, an dem spätestens über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens entschieden werden muss.

Damit ist klar: Der FC Gütersloh muss spätestens bei dem für März in der Skylobby geplanten Sponsorenmeeting feste Zusagen für die von Hermann Korfmacher genannten 1,5 Millionen Euro (drei Jahre, jeweils 500.000 Euro) in der Hand haben. Nur unter dieser Voraussetzung sind offenbar willige Kandidaten bereit, einen neuen Vorstand zu bilden. Einen Neuanfang in der Westfalenliga, wie er bei einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens zwangsläufig wäre, lehnt Korfmacher ab: „Alles andere als Oberliga kommt für mich nicht in Frage.“

Nach seiner Darstellung ist die Westfalenliga wirtschaftlich genauso aufwendig, ohne in gleichem Maße den angestrebten Effekt als Standort stärkender Imagefaktor für die Stadt Gütersloh hervorrufen zu können. In Richtung der Weltfirmen Miele und Bertelsmann stellte Korfmacher auch seine Überzeugung heraus, dass es für den Verein ohne die Unterstützung von Großsponsoren nicht weitergeht: „Dann sollten wir das Buch zumachen.“

Eigenes Potenzial für eine Verbesserung der Einnahmen sieht Hermann Korfmacher an anderer Stelle. „Wir brauchen 1.000 Mitglieder“, forderte er die Anwesenden zu einer Verdopplung der aktuellen Zahl auf. Zudem schwebt ihm eine deutliche Erhöhung der Mitgliedsbeiträge vor. Deswegen referierte Professor Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln die Ergebnisse einer Studie, wonach sich eine Anhebung der Beiträge um bis zu 40 Prozent positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt.

An die Adresse der Wirtschaft, der Öffentlichkeit und der anwesenden Kommunalpolitiker war Korfmachers abschließender Dank ans Publikum gerichtet: „Sie haben heute ein Signal an die Stadt gesendet: Es lohnt sich, sich für den FC Gütersloh einzusetzen.“ Dass das Signal überall in gewünschter Form umgesetzt wird, ist allerdings fraglich.

In den Nachgesprächen äußerten Vertreter der Parteien auch Skepsis gegenüber dem Ansinnen der Initiative. Einerseits wurde ein Konzept vermisst, welche Ziele der Verein künftig mit welcher Strategie anstrebt. Andererseits wurde auf die Notwendigkeit der Gleichbehandlung aller Sportvereine in der Stadt verwiesen.

Aufrufe: 017.2.2017, 22:00 Uhr
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