2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse

FC Gütersloh: Rettung in der Nachspielzeit

Nach Sponsorenzusagen in letzter Sekunde kann der Fußball-Oberligist einen Etat von 450.000 Euro darstellen. Mitgliederversammlung für den 13. Juni geplant. Insolvenzantrag wird zurückgezogen

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Die Rettungsinitiative hatte am 8. Mai ihr Scheitern öffentlich erklärt. Das letzte Heimspiel wurde am vergangenen Sonntag zelebriert. Der FC Gütersloh stand vor dem Aus, das Heidewaldstadion quasi schon für immer leer. Gestern nun die nach den steten Hoffnungszeichen und vielen neuerlichen Bitten der Rettungsinitiative um Unterstützung gar nicht mehr so überraschende Wende. „Durch das letzte Spiel und die Berichterstattung darüber ist Bewegung in die potenzielle Sponsorenschaft gekommen, so dass wir unser Budget im Großen und Ganzen doch noch erreicht haben“, sagte Hans-Hermann Kirschner.

Die Rettung des FC Gütersloh sei aber erst „in der Nachspielzeit“ gelungen, machte der designierte neue Vorsitzende deutlich, als er gestern auf einer Pressekonferenz mit dem Gütersloher Autohändler Mense und der Verler Computerfirma IOK zwei von zehn spät, aber nicht zu spät gewonnenen Sponsoren präsentierte. IOK InternetWorking wirbt vorn auf dem neuen FCG-Trikot, Mense auf dem Ärmel.

Für die Abtragung der Altverbindlichkeiten und Deckung des Etats für die Saison 2017/2108 rechnete Kirschner ein Budget von 450.000 Euro vor. Die Summe setzt sich zusammen aus 300.000 Euro „vertrauenswürdigen Sponsorenzusagen von zirka vierzig Firmen“ (Kirschner), 40.000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen, 30.000 Euro aus Zuschauereinnahmen, 30.000 Euro aus Einnahmen bei fest von Schalke 04, VfL Bochum und SC Verl zugesagten Freundschaftsspielen, 25.000 Euro aus dem Städtischen Zuschuss für die Pflege des Heidewalstadions und 25.000 Euro aus dem erhofften Ertrag der Sponsorenaktion „217 x 217“, die neu aufgelegt werden soll.

„450.000 Euro sind aber aber auch das Minimum, um anfangen und nach vorne arbeiten zu können“, erklärte Kirschner, der ausgerechnet an ihrem großen Tag die Spitze der Rettungsinitiative alleine vertreten musste. „Hermann Korfmacher ist für den DFB beim Pokalendspiel in Berlin und Heiner Kollmeyer im wohlverdienten Urlaub“, entschuldigte der künftige FCG-Vorsitzende seine Mitstreiter.

„Dass die drei K’s ihre Bereitschaft, Vorstandsverantwortung zu übernehmen immer an einen Etat von 500.000 Euro geknüpft hatten, verhehlte Kirschner nicht. Allerdings hätten sich die Kosten, um die Saison zu Ende spielen zu können, ja durch die drei von ungenannten Sponsoren übernommen Monatsgehälter verringert. Diese mussten gezahlt, um die Frist für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bis Ende Mai verschieben zu können.

Um jetzt auch noch in den Juni zu kommen, sind weitere rund 15.000 Euro Lohnzahlungen für den März notwendig. Das Geld dafür stehe bereit, hieß es am Rande der Pressekonferenz. Diese Verlängerung braucht der Verein unbedingt, um die notwendige Mitgliederversammlung durchführen zu können.

„Der kleine Saal der Stadthalle ist für den 13. Juni schon gebucht“, stellte Kirschner in der Hoffnung fest, die nötigen Formalitäten und Vorbereitungen bis dahin auch zu schaffen. Die Mitgliederversammlung muss den alten Vorsitzenden Andre Niermann entlasten und den neuen mit Kirschner und Kollmeyer an der Spitze wählen.

„Der neue Vorstand kann den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zurücknehmen. Die Sache ist dann ohne verbandsrechtliche Konsequenzen erledigt“, erläuterte Dr. Rainer Eckert. Schuldenfrei sei der FC Gütersloh aber natürlich erst, wenn die alten Verbindlichkeiten beglichen sind“, so der Vorläufige Insolvenzverwalter aus Hannover weiter. Das umgehend zu tun, versprach Kirschner: „Denn wir wollen ja aus dem Finanzgerede heraus.“ Für Altschulden und die letzten Kosten für die laufende Saison braucht der Verein um die 150.000 Euro.

Der noch amtierende FCG-Vorsitzende Andre Niermann, der den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des FC Gütersloh am 2. Januar gestellt hatte, kommentierte die neue Entwicklung zufrieden: „ Ein besseres Ergebnis kann ich mir nicht wünschen.“

Der Vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Rainer Eckert („Es ist ungewöhnlich, dass sich ein Antragsfall so lange hinzieht“) begründete seine Hoffnung, diesen Verein so schnell nicht wieder zu sehen, vor allem mit dem Verweis auf einen Umstand, der diesen unter dem Aktenzeichen 43 IN 1200/16 beim Amtsgericht Bielefeld eingetragenen Fall für ihn so besonders machte: „Die Rettungsinitiative wollte von Anfang an eine komplette Sanierung haben.“

Aufrufe: 026.5.2017, 16:19 Uhr
Uwe KrammeAutor