2024-04-24T13:20:38.835Z

Analyse

Sparkasse lehnte eine Anfrage des FC Gütersloh einstimmig ab

Die Stadt will das Heidewaldstadion erhalten und nun anderen Vereinen zur Verfügung stellen

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Die Ratsfraktion der BfGT hat gestern eine Sondersitzung des Sportausschusses zum FC Gütersloh beantragt. Darin soll es um das Insolvenzverfahren für den FCG, die Sanierung und weitere Nutzung des Heidewaldstadions sowie die Bedeutung des Leistungssportes für Gütersloh insgesamt gehen. Der Vorsitzende des Sportausschusses, Gerhard Feldhans (CDU), reagierte zurückhaltend auf die BfGT-Forderung.

Feldhans sagte, das Gremium habe sich bereits Ende Januar mit dem Thema FC Gütersloh beschäftigt. Dort sei entschieden worden, dass es noch in diesem Jahr eine gut vorbereitete Fachveranstaltung für den Gütersloher Sport geben solle, in der es generell um sportpolitische Schwerpunkte und die Förderung des kommunalen Breitensportes im Verhältnis zur Leistungssportförderung gehen solle. „Gründlichkeit geht vor operativer populistischer Hektik“, so Feldhans. Natürlich könne die BfGT jederzeit eine Sondersitzung einberufen, die Frage aber sei, was das bringe. Von einer Bevorzugung des FC Gütersloh gegenüber anderen Vereinen halte er wenig.

Unterdessen haben Bürgermeister Henning Schulz und Sport-Beigeordneter Andreas Kimpel dem Team um Heiner Kollmeyer, Hans-Hermann Kirschner und Hermann Korfmacher, das sich intensiv für den Erhalt des FCG eingesetzt hatte, Respekt und Anerkennung gezollt. „Aber auch die Entscheidungen derjenigen, die sich nicht zu einem erweiterten finanziellen Engagement entschließen konnten, sind zu akzeptieren,“ so Schulz. Kimpel sagte, Fußball im oberen Amateurbereich habe nicht mehr die Bedeutung für ein Sponsoring wie noch vor einigen Jahren.

Schulz und Kimpel sagten, „es gilt nun als erstes, die Zukunft der sehr guten Jugendarbeit des FCG zu sichern.“ Dazu gebe es bereits Überlegungen. Sie reichten von der Gründung eines eigenen Vereins bis zum Übertritt in einen anderen Verein. Mit Blick auf die Zukunft des Stadions warnten die beiden vor voreiligen Schlüssen: Schulz: „Es bleibt das erklärte Ziel der Verwaltung, den Heidewald für die Stadt Gütersloh zu erhalten.“

Bis über die künftige Nutzung entschieden sei, „wird die Sportverwaltung das Stadion auch den anderen Gütersloher Vereinen für besondere Spiele – insbesondere im Jugendbereich – zur Verfügung stellen“, so Kimpel. Alle weiteren Fragen – etwa die Anpassung an die Sonderbauverordnung oder eine Verlängerung des Pachtvertrages nach 2019 – seien davon abhängig, wie sich die Lage entwickele. Für dieses Jahr sind Investitionen von 250.000 Euro vorgesehen, für nächstes 120.000 Euro. Weitere 1,5 Millionen stehen unter Vorbehalt bis 2020 in der Finanzplanung.

Bei den Fraktionen überwiegen die Stimmen des Bedauerns. Thomas Ostermann, SPD: „Wenn es geht, wollen wir die Zerschlagung des Vereins vermeiden. Allerdings darf das nicht auf Kosten anderer und nicht um jeden Preis geschehen.“ Birgit Niemann-Hollatz sagte, die Grünen hätten der Rettungsinitiative Erfolg gewünscht. Norbert Bohlmann (UWG) sagte, er finde die Entwicklung „traurig“: Sie zeige aber, wie viel verbrannte Erde der FCG in den vergangenen Jahren hinterlassen habe. Manfred Reese sagte, die Linke bedauere das Aus, aber man solle nicht so tun, als gebe es keine anderen Fußballvereine hier, „und zwar solche, die mit dem Geld auskommen und gute Arbeit leisten“. Norbert Morkes (BfGT) haute in die gleiche Kerbe: „Die Stadt darf nicht nur einem Verein helfen, sondern allen. Uns ist Gleichbehandlung wichtig.“

Die beiden Großkonzerne Miele und Bertelsmann, die der Rettungsinitiative Finanzmittel versagt hatten, äußerten ebenfalls ihr Bedauern. Miele unterstütze den FCG seit vielen Jahren, so Markus Miele: „Deshalb bedauern wir umso mehr, dass es nicht gelungen ist, die breite finanzielle Basis zu schaffen, die für eine Sanierung und den nachhaltigen Fortbestand des Vereins notwendig gewesen wäre. Allen jungen und erwachsenen Spielern sowie den vielen ehrenamtlichen Betreuern und sonstigen Unterstützern ist zu wünschen, dass sie schnell eine neue sportliche Heimat finden.“

Auch von Bertelsmann hieß es, man unterstütze den FCG im Bereich der Jugendarbeit seit langem; „in den vergangenen zehn Jahren erhielt der Verein insgesamt eine Summe im mittleren sechsstelligen Bereich von uns. Unabhängig von der Zukunft des Vereins sind wir weiterhin offen und bereit, diese Unterstützung fortzusetzen beziehungsweise Zuwendungen im Jugendbereich oder bei Integrationsprojekten zu erhöhen.“

Stellungnahmen kamen auch von der Sparkasse sowie den Stadtwerken, bei denen Bürgermeister Schulz zuletzt noch um Geld angefragt hatte. Die Sparkasse sagte, man helfe dem FCG beispielsweise im Bereich der Jugend. „Leider übersteigen die Anfragen nach Spenden und Sponsoring auch immer die vorhandenen Mittel, so dass wir nicht jedes Projekt, das an uns herangetragen wird, unterstützen können – so gerne wir das auch wollten.“ Der Vorstand habe einstimmig über die Anfrage des FCG entschieden. Für die Stadtwerke sagte deren Sprecher Jens Herrmann, es sei bedauerlich, dass sich keine breite Basis gefunden habe. Die Stadtwerke würden sich wünschen, wenn die Unterstützung, die sie bereits jetzt leisteten, auch in Zukunft Früchte tragen könnte.

Für die Außenvermarktung Güterslohs sei es kein gravierender Einschnitt, wenn es den FCG nicht mehr gebe, sagte Jan-Erik Weinekötter von GT Marketing. „Diese Zeiten sind schon lange vorbei, da muss man Realist sein.“ Anders als etwa Gelsenkirchen, das man ohne seinen Fußballclub ja kaum wahrnehme, habe Gütersloh andere Stärken, mit denen es auch künftig punkten könne.

Aufrufe: 012.5.2017, 13:33 Uhr
Ludger OsterkampAutor