2024-04-23T06:39:20.694Z

Vereinsnachrichten
Foto: Henrik Martinschledde
Foto: Henrik Martinschledde

Der letzte Hilferuf für den FC Gütersloh

Die Rettung des insolventen Fußball-Oberligisten steht vor dem Scheitern. Miele und Bertelsmann erteilen der Rettungsinitiative Absagen

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Am Freitag Mittag war in der Gaststätte Roggenkamp eine Beerdigungsgesellschaft zu Gast. Abgelöst wurde sie von einer Pressekonferenz der Initiative zur Rettung des insolventen FC Gütersloh. „Der Wechsel passt ja zum Anlass“, stellte Heiner Kollmeyer traurig fest, als Hans-Herrmann Kirschner mitteilte: „Die Rettung des FC Gütersloh steht vor dem Scheitern.“

Der CDU-Lokalpolitiker Kollmeyer gründete zusammen mit Hans-Hermann Korfmacher, dem zur Zeit urlaubenden Präsidenten des Westdeutschen Fußballverbandes, diese Rettungsinitiative, als der FCG am 2. Januar dem Amtsgericht Bielefeld seine Zahlungsunfähigkeit angezeigt hatte.
Mit großem persönlichen Einsatz versuchen die beiden seitdem, Sponsoren zu akquirieren, um eine auskömmliche Finanzierung des Vereins und des höherklassigen Fußballs in Gütersloh hinzubekommen und so auch das renovierungsbedürftige Heidewaldstadion zu retten, bislang vergebens. Gelungen ist es aber immerhin, eine Führungsmannschaft aufzustellen.
„Aber von einem designierten Vorstand kann ja keine Rede mehr sein“, stellte Kirschner zerknirscht fest. „Wir sind ja nur noch ein Freundeskreis, der sich bemüht hat, den FC Gütersloh zu retten“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Sparkasse Gütersloh fast schon resigniert. Aber eben nur fast. „Denn noch sind wir nicht am Ende“, versuchte Jugendwart Oliver Eichstädt Zuversicht in die grübelnde Runde zu bringen.

Nur noch 150.00 Euro fehlen – Stand 31. März – um die Schulden von rund 95.000 Euro begleichen, den Insolvenzantrag zurücknehmen und die Kosten für die laufende und die kommende Saison decken zu können (siehe nebenstehende Presseerklärung des Vereins). Der „Freundeskreis“ – von dem sich gestern auch noch Frank Neuhaus und Helmut Delker der Presse stellten – war sich trotzdem einig, dass man Wirtschaft und Öffentlichkeit nicht mehr oft um Hilfe bitten könne.
„Zu einem letzten Hilferuf“ sahen sich Kirschner und Kollmeyer jedoch veranlasst, weil seit ein paar Tagen feststeht, dass Miele und Bertelsmann nicht bereit sind, den FCG zu unterstützen, was „die Retter“ immer gehofft und sogar als Voraussetzung für einen Erfolg bezeichnet hatten. „Es ist uns nicht gelungen, die Großsponsoren von unserem Programm zu überzeugen, sie sind nicht bereit, uns zu begleiten“, räumte Kirschner ein.
Er sei deshalb „alarmiert“, sagte der Vorstandskandidat und sprach von seiner „Pflicht über den schlechten Stand der Dinge zu informieren, weil wir ja auch Hoffnungen geweckt haben“. Als letzten Termin, um das Geld zusammenzubekommen, nannten Kollmeyer und Kirschner gestern „Ende nächster Woche“, denn es müsste ja eigentlich nicht nur die für den 24. April angedachte Mitgliederversammlung vorbereitet werden.
Weil die Januargehälter der Spieler über Spenden ausgezahlt worden sind, hätten die Verantwortlichen sogar bis Ende April Zeit. Erst dann müsste der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Rainer Eckert – Stand 31. März – das Verfahren eröffnen. So lange wird auch der Spielbetrieb fortgesetzt
Um das bisher auf die Großsponsoren ausgerichtete Finanzierungskonzept auf noch viel mehr kleine umzusteuern, braucht es indes viel Zeit und Engament. Bei aller Bereitschaft, weiterzumachen, sonderlich optimistisch war Kirschner gestern nicht. Er sagte: „Wir sehen eigentlich keine Chance, die finanzielle Lücke zu schließen.“

Die Presseerklärung des FCG in Auszügen:
„Der FCG steht vor dem Aus. Die Rettungsbemühungen der Vorstandskandidaten um Hans-Hermann Kirschner und Heiner Kollmeyer sind so gut wie gescheitert. Das nötige Geld zur nachhaltigen Finanzierung des Spielbetriebs und der Jugendarbeit für die neue Saison ist bisher nicht zusammengekommen.
Wir haben sehr viel Hilfe von mittelgroßen Sponsoren erhalten, wofür wir sehr dankbar sind. Im Bereich der Großsponsoren ist es uns aber nicht gelungen, mit unseren Argumenten zu überzeugen. . .
. . . inzwischen liegen Zusagen über annähernd 220.000 Euro von 35 Unternehmen vor. Gleichzeitig fehlt noch ein Betrag von 150.000 Euro, der in der Kürze der Zeit nur über große Sponsoren abgedeckt werden kann. . . Diese Deckungslücke wäre auf Dauer vielleicht auch über kleinere Sponsoren zu schließen, doch das braucht Zeit, die wir jetzt wegen des Insolvenzantrags nicht haben. Eine nachhaltige und seriöse Finanzierung des FCG ist das Kernanliegen des Kandidatenteams. Gerade bei der schwierigen und belasteten Vergangenheit des FCG macht es keinen Sinn, mit einer Deckungslücke an den Start zu gehen. Ein sauberer Neuanfang ist nur mit einer gesicherten Finanzierung möglich.
Wir haben alles getan, um den FC Gütersloh und den höherklassigen Fußball im Heidewald zu erhalten. Unsere Bemühungen waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Natürlich würden wir uns freuen und unsere Arbeit fortsetzen, wenn es doch noch gelingen könnte, das Problem zu lösen.
Angesichts der sehr erfolgreichen Wirtschaft in Gütersloh und der bisherigen Hilfsbereitschaft hofft die Initiative, dass der Verein in letzter Sekunde doch noch die nötige Unterstützung großer Sponsoren bekommt. Die Stadt Gütersloh würde sonst ihren Traditionsverein verlieren und vielleicht auch ihr Stadion . . .
. . . denn ohne einen höherklassigen Fußballverein werden die dort nötigen Investitionen kaum zu begründen sein.

Aufrufe: 031.3.2017, 20:50 Uhr
Uwe Kramme / FuPaAutor