2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
– Foto: www.paulmedia.lu

Lonsdorfer: „Zeitpunkt, etwas Negatives zu schreiben, war gekommen"

Interview mit dem Präsidenten des FC Green Boys 77 Harlingen-Ischpelt über die Nachwehen des Pokalspiels gegen Nachbar Wiltz

Anfang und Mitte der Woche tauchten in verschiedenen Medien Berichte auf, dass es Probleme in Sachen Einhaltung der Corona-Vorschriften beim Pokalderby zwischen Harlingen und Wiltz am vergangenen Sonntag gegeben hätte. Entgegen diesen Artikeln sagten uns anwesende Zuschauer als auch Personen aus dem Umfeld des Gastvereins, dass die Organisation exemplarisch gewesen sei, was auch durch Ankündigungen der Green Boys vor und nach dem Spiel im Internet unterstrichen wurde. Während der Partie wurden die Zuschauer mehrfach per Lautsprecher aufgerufen, die Regeln einzuhalten, es wurde mit Plakaten auf die Masken- und Sitzpflicht hingewiesen, Desinfektionsmittel standen bereit, Vereinsoffizielle wiesen Zuschauer sogar persönlich darauf hin, die sanitären Maßnahmen zu respektieren. Wir wollten vom Harlinger Vorsitzenden Alain Lonsdorfer wissen, was schiefgelaufen sein sollte.
Herr Lonsdorfer, Ihr Verein geriet nach dem Pokalderby gegen Wiltz unfreiwillig in die Schlagzeilen. Ihr hattet im Vorfeld des Spiels die Parkmöglichkeiten, Eingänge, Getränke- und Essensbuden usw. veröffentlicht, während der Partie wurden die Zuschauer mehrfach darauf hingewiesen, sich an die geltenden Corona-Regeln zu halten. Trotzdem tauchte nach dem Spiel eine Pressemitteilung der Polizei auf, die bei Ihrem Verein für Kopfschütteln sorgte.

Ja, die Polizei hatte eine solche Mitteilung an RTL übermittelt, über die ich überrascht und auch enttäuscht war. Schon nach der Auslosung unseres Pokalspiels gegen Wiltz war mir sofort klar, dass die Organisation nicht einfach werden würde. Aber wir haben wirklich alles getan, um die Auflagen zu erfüllen. Wir hätten ja auch die bequemere Lösung wählen und ins Wiltzer Stadion ausweichen können, wo sich der FC Wiltz 71 dann um alles gekümmert hätte. Wir waren aber überzeugt, dass wir die Organisation stemmen können, was auch der Fall war. Wir hätten 550 Plätze verkaufen können - und es ging nicht ums Geld! Bei 475 abgesetzten Tickets stoppten wir den Verkauf, um genügend Platz zu lassen. Wir hatten befestigte Zusatztribünen errichtet, damit jeder Zuschauer eine gute Sicht hatte.


Sehen sie sich als eine Art Bauernopfer an dem ein Exempel statuiert werden sollte?

Das weiß ich nicht richtig. Es kommt mir vor, als sei der Zeitpunkt gekommen gewesen, an dem etwas Negatives geschrieben werden musste. Ich glaube aber nicht, dass Harlingen absichtlich als Buhmann herausgesucht wurde! Es war aber eine Gelegenheit, da bei anderen Spielen im Vergleich nur sehr wenige Zuschauer waren oder es wurde eben in größeren Stadien gespielt. Ich würde sagen, dass es in unserem Fall viel einfacher war, da es sich um ein Derby handelte und viele Zuschauer kommen würden. Ich hatte den Eindruck, dass das dann gut passte.


Stimmt es, dass die Polizei den Versuchen Ihres Vereins zuschaute, die wenigen Zuschauer, die sich nicht an die Corona-Regeln hielten, zu maßregeln?

Die Polizei war präsent, die Zuschauer haben die Beamten gesehen. Ich selber hatte nicht das Gefühl, dass viele Zuschauer keine Maske trugen. Ich war eine der Personen, die durch die Ränge gingen um Personen auf die Maskenpflicht hinzuweisen, die sich nicht an diese hielten. Es liegt nicht an uns zu entscheiden, ob die Polizei eingreifen muss oder nicht. Die Ordnungskräfte haben ihre Vorgaben und Art und Weise, wie sie vorgehen. Als sie nicht durch die Fans schritten war es für mich eigentlich klar, dass alles in Ordnung sei. Ich wiederhole mich, aus dem Grund war ich wirklich erstaunt über die erwähnte Pressemitteilung.


Wie geht es jetzt weiter? Kommt im außersportlichen Bereich noch etwas auf sie zu? Seit gestern wissen wir ja zumindest, dass der Fußball größtenteils bis auf weiteres auf Eis liegt.

Bis jetzt habe ich noch von keiner Seite etwas gehört. Die Prioritäten sind ja jetzt andere, der Fußball wurde genug gestraft, da ja fast nirgends mehr gespielt werden kann, was aber in meinen Augen verständlich ist. Warum aber die BGL Ligue weiterspielen darf, kann ich nicht nachvollziehen. Und mit vier Leuten trainieren geht ja sowieso nicht.


Hatten Sie persönlich den Eindruck, dass die Corona-Auflagen in den unteren Divisionen weniger genau kontrolliert wurden?

Nein, wir in Harlingen haben z.B. von Anfang an Sitzplätze installiert, wodurch das Spiel gegen Wiltz in dieser Hinsicht eigentlich nichts Besonderes war. Diese Maßnahmen hatten wir bei jedem Heimspiel getroffen, gegen Wiltz waren halt nur mehr Zuschauer da, wodurch wir mehr Arbeit hatten. Aber wir waren gut vorbereitet und gewappnet für das erhöhte Aufkommen.
Aufrufe: 024.10.2020, 15:51 Uhr
Paul KrierAutor