2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Thies Meyer

Weit gereiste Gäste

RL SÜDWEST: +++ Die gesamte Woche über sind Probespieler im Waldstadion am Ball / Gut 40 Namen auf der Liste +++

giessen. Mittwoch, 14.30 Uhr, Waldstadion, als Tribünengast ist man froh, im Schatten sitzen zu können, der Planet brennt mächtig auf den prima gepflegten Rasen des FC Gießen. „Co“ Christos Arnautis hat acht Probespieler auf dem Platz, ein paar Tribünengäste schauen zu – übliche Verdächtige sozusagen. Und Marco Vollhardt, der eine Liste mit gut 40 Namen bei sich trägt. Cheftrainer Daniyel Cimen hat an diesem Tag mal frei, weil seine Frau Geburtstag hat.

Schon auf dem Parkplatz ist zu erahnen, dass was los ist im Stadion, die Nummernschilder der Autos sprechen für weit gereiste Gäste: Aus Frankfurt, Kaiserslautern, Dresden, Herford oder auch der Schweiz. „Wir haben Montag, Dienstag und Mittwoch je zwei Trainingseinheiten mit Probespielern, Donnerstag und Freitag noch je eine“, erklärt Vollhardt das Prozedere der Casting-Show, für die sich im Übrigen „alle selbst angeboten haben“. Ein alter Bekannter, wie Niclas Mohr, der Jugend des FSV Fernwald entsprungen und zuletzt in den USA aktiv, ist dabei, ansonsten sind die Akteure auf eigene Kosten angereist, übernachten zum Teil auch in Gießen, „bieten sich halt bei verschiedenen Vereinen an“, wie Vollhardt beschreibt.

Wer davon hängen bleibt, sich einerseits für Gießen entscheidet, andererseits aber auch sportlich dem FC weiterhilft und vor allem ins Budget passt, wird sich nicht sofort entscheiden. Bis es zu möglicherweise einigenden Gesprächen über finanzielle Vorstellungen und Verträge kommt, muss einiges passieren, „teilweise tingeln die ja durch ganz Deutschland“, sagt ein Zaungast, der selbst („ich bin nur der Fahrer“) einen Spieler mit an Bord hatte.

Marco Vollhardt schaut mit geschultem Auge auf die Aktionen beim abschließend höchst intensiven Spiel Vier-gegen-Vier plus Torleute Nils Ellenfeld und Nico Mohr. Natürlich findet auch das Probetraining unter den Abstands- und Hygieneregeln statt, wenn auch nicht im Zweikampf auf dem Platz, da geht‘s zur Sache. Das ist ja bereits seit zwei Wochen erlaubt. „Wir haben natürlich die Genehmigung bei der Stadt eingeholt“, berichtet Vollhardt über die besonderen Umstände des Test-Trainings.

An diesem Tag gibt es in der Achter-Gruppe „zwei durchaus interessante Kandidaten“. Vermutlich alle werden aber noch einmal wiederkommen. Auf dem Parkplatz packen die einen ihre Taschen in den Kofferraum, die nächsten fahren bereits vor. Justin zum Beispiel hat zuletzt beim Hamburger SV in der Regionalliga-Mannschaft gespielt, seine Eltern wohnen nahe Siegen, deshalb „wäre Gießen eine gute Option“, sagt er, der auch schon in der Jugend das Trikot von Dynamo Dresden getragen hat. Aber er habe noch mehr Termine. Der 21-Jährige verstaut seine Tasche im Kofferraum, 50 Minuten Autobahn hat er vor sich. „Vielleicht sehen wir uns ja wieder im Stadion“, sagt der junge Mann. Ja, vielleicht. Rüdiger Dittrich



Aufrufe: 026.6.2020, 08:06 Uhr
Gießener AnzeigerAutor