2024-05-08T14:46:11.570Z

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Gute Atmosphäre trotz Corona-bedingtem Abstand und Maskenpflicht: Die Sehnsucht auf Fußball trieb fast 1000 Zuschauer ins Gießener Waldstadion. 	Foto: Ben Volkmann
Gute Atmosphäre trotz Corona-bedingtem Abstand und Maskenpflicht: Die Sehnsucht auf Fußball trieb fast 1000 Zuschauer ins Gießener Waldstadion. Foto: Ben Volkmann

Erfolgreicher Hygienetest

HESSENPOKAL: +++ Beim Hessenpokal-Halbfinale haben die Verantwortlichen des FC Gießen nicht nur vom Verband viel Lob geerntet +++

Gießen. Ganz Fußball-Deutschland schaute am Samstagnachmittag nach Mittelhessen. Vor fast 1000 Zuschauern ging es bei der Partie zwischen dem gastgebenden FC Gießen und dem TSV Steinbach Haiger nicht nur um den Einzug ins Hessenpokal-Finale. Die Blicke waren auch auf das Geschehen abseits des Platzes gerichtet – auf die Haupttribüne, die „Steher“, das VIP-Zelt und auf den Gästeblock. Es war ein Hygiene-Probelauf.

Ein Probelauf, der bei den Beteiligten einen positiven Eindruck hinterlassen hat – und das schon bei Betreten des Stadiongeländes. Desinfizierung der Hände war nämlich am Einlass Pflicht. Für alle. Darauf wurde ebenso penibel geachtet wie beim Einnehmen der „richtigen“ Plätze. Wo auf den Stehrängen normalerweise freie Platzwahl herrscht, wurden auf dem kalten Stein Markierungen angefertigt. Diese „Parzellen“ sollten den Mindestabstand gewährleisten – nicht mehr als vier Personen an einem Fleckchen durften es sein, alle zwei Reihen wurden ebenso zwei freigelassen. Bis ins kleinste Detail wurde das gesamte Stadion auf diese Art und Weise portioniert. Der allgemeinen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Getrommelt wurde beiderseits fleißig, auch die Anfeuerungsrufe hüben wir drüben drangen regelmäßig ins Ohr. Es wurde das Beste aus der Situation gemacht.

„Das Hygienekonzept hat uns viel Arbeit gekostet, dazu hatten wir mehr Ordner als sonst im Einsatz“, gibt Markus Haupt, kommissarischer Geschäftsführer des FC Gießen, Einblick. Die zusätzlichen Sicherheitskräfte waren auch nötig, denn trotz der weitreichenden Planungen gab es nach Auskunft Haupts dennoch ein paar Einzelne, die es mit der Masken- und Platzpflicht nicht allzu genau nahmen. „Da haben wir noch die eine oder andere Stellschraube nachzujustieren.“

Insbesondere die Maskenpflicht erwies sich zu Beginn des Nachmittags als ungeliebtes Stiefkind. Hieß es zunächst, dass diese auf den eingenommenen Plätzen nicht gelte, schaltete sich schließlich kurzfristig das Gesundheitsamt ein. Die Folge: generelle Maskenpflicht. Ein Umstand, auf den der Stadionsprecher wiederholt aufmerksam machte. Bei fast 1000 Zuschauern aber sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung. „Das war zwar ein wenig störend, aber für die Sehnsucht nach Fußball nimmt man es gerne in Kauf“, so der neutrale Zuschauer Dominik Kails, der extra aus Mannheim anreiste, nach der Partie. Dem pflichteten weitere Fans bei. Das Verständnis war also da. Und das ist auch wichtig, schließlich lässt sich ein solches Hygienekonzept nur dann verwirklichen, wenn alle an einem Strang ziehen.

Besonders lange mussten die FCG-Verantwortlichen entsprechend nicht auf Lob von höchster Verbandsebene warten. „Das war top organisiert. Der Verein hat das Konzept des Hessische Fußball-Verbands angenommen und sehr gut umgesetzt. Für diese Anzahl an Zuschauern war das super“, zeigte sich Matthias Bausch, stellvertretender Verbandsfußballwart, zufrieden.

Ob das Gießener Gesundheitsamt eine ähnliche Auffassung vertritt, ist zum jetzigen Stand noch unklar. Erst in den kommenden Tagen stellen die Behörden den Verantwortlichen ein Zeugnis aus. Und ob sich der Aufwand für den FC Gießen überhaupt wirtschaftlich gelohnt habe, will und kann Markus Haupt derzeit noch nicht kommentieren. Ein Kassensturz soll ebenfalls demnächst erfolgen.

Doch unabhängig vom finanziellen Faktor machte dieser Hygienetest Mut, in Zeiten von Corona zumindest zu einem kleinen Stück (Fußball-)Normalität zurückkehren zu können. Ein gemeinsames Miteinander und gegenseitiges Verständnis vorausgesetzt.

Aufrufe: 017.8.2020, 19:40 Uhr
David Liebscher (Gießener Anzeiger)Autor