2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
– Foto: Volkhard Patten

»Der Sieg gibt uns erstmal Selbstvertrauen«

RL SÜDWEST: +++ Der Sportliche Leiter des FC Gießen, Franz Gerber, sieht Fortschritte und wünscht sich weitere Verstärkungen +++

Pirmasens/Gießen. Auf der Tribüne im Sportpark Husterhöhe verfolgte Franz Gerber den ersten Saisonsieg des FC Gießen in der Regionalliga Südwest. Im Interview spricht der Sportliche Leiter des Neulings über die 90 Minuten, „das Ankommen“ in der neuen Klasse und das Derby am Dienstag gegen den TSV Steinbach Haiger.

Herr Gerber, wie hat Ihnen der Auftritt der Mannschaft in Pirmasens gefallen?

Unser Auftritt hat mir insgesamt gut gefallen. Man darf nicht vergessen, dass wir vorher zweimal verloren hatten. Wir wussten nicht, und wissen es auch jetzt noch nicht so genau, wo wir stehen. Für uns als Aufsteiger ist das noch einmal doppelt schwer. Ich bin froh, dass wir so konzentriert und fokussiert gespielt haben.

Wie war Ihre Gemütslage auf der Tribüne? Nervös, weil eben der zweite Treffer nicht fallen wollte oder relativ entspannt, da der FCG das Geschehen doch über weite Strecken voll im Griff hatte?

Wir haben das Spiel kontrolliert und defensiv nichts zugelassen. Der Platzverweis für Pirmasens hat uns sehr in die Karten gespielt. Aber nach vorne war unser Spiel nicht wirklich gut, da haben wir es oft nicht gut ausgespielt. Und ich weiß ja, wie es ist. Es kann hinten immer etwas passieren – eine Ecke, ein Freistoß oder sonst etwas. Vor allem passiert es dann, wenn du vorne deine Chancen nicht nutzt. Man hat gesehen, dass bei der Mannschaft auch noch eine gewisse Verunsicherung und Nervosität da war. Die Jungs wissen: Eine blöde Situation und es steht 1:1. Das wäre sehr ärgerlich gewesen. Mir ging es auf der Tribüne ähnlich.

Im Fußball wird bei Aufsteigern oft vom „Ankommen“ in der neuen Spielklasse gesprochen. Wie weit ist der FC Gießen mit dem Sieg im Rücken auf diesem Weg?

Der Sieg gibt uns erstmal Selbstvertrauen. Wenn du auf die Tabelle schaust, stehen da jetzt drei Punkte und nicht mehr die frustrierende Null. Ich muss klar und deutlich sagen, dass es von der Hessenliga zur Regionalliga Südwest nicht eine, sondern eigentlich zwei Klassen Unterschied sind. Und im Grunde genommen ist die Regionalliga eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Gott sei dank gibt es Mannschaften wie Pirmasens, mit denen wir uns auf Augenhöhe befinden.

Wenngleich erst seit zwei Spielen, scheint es Schritt für Schritt aufwärts zu gehen. Was heißt das für etwaige Gedankenspiele, das Team vielleicht noch weiter zu verstärken?

Wir sind da schon noch auf der Suche. Aber der Etat, der für die Regionalliga auch in Ordnung ist, ist ausgeschöpft. Wir müssen also die wirtschaftlichen Dinge betrachten. Wenn sich hoffentlich weitere Sponsoren finden und/oder die Zuschauerzahlen steigen, sodass die Einnahmen sich erhöhen, ist womöglich etwas machbar. Wichtig wäre es schon, dass wir uns qualitativ verstärken, sowohl defensiv wie offensiv. Wir wollen dabei den Kader nicht aufblähen, sondern dann müsste derjenige schon um einiges besser sein als die, die bereits bei uns sind. Beispielsweise sind die Jungs im Spiel nach vorne sehr bemüht, aber bis jetzt ist es zu wenig kreativ.

Nach dem Spiel am Dienstag gegen den TSV Steinbach Haiger kommen die Duelle mit Koblenz, Balingen und Walldorf – Clubs, die im Abstiegskampf erwartet werden. Ist da das Derby gegen die ambitionierten Steinbacher eher ein Bonusspiel?

Es könnte ein Bonusspiel sein. Die Steinbacher haben die Favoritenrolle, sie kennen die Liga seit Jahren und haben einen guten Vorsprung auf uns. Zählbares wäre trotzdem gut, auch wenn das keiner unbedingt erwartet und nicht einkalkuliert werden kann. Wir haben ein Heimspiel und nichts zu verlieren.

Der Sieg könnte morgen noch den einen oder anderen Zuschauer mehr anlocken. Eine Tradition hat das Derby allerdings nicht, dazu kommt die frühe Anstoßzeit 18 Uhr: Was erwarten Sie für morgen?

Sofern das Wetter mitspielt, hoffe ich und gehe davon aus, dass die Zuschauerzahl aus dem Homburg-Spiel (2700, Anm. d. Red.) übertroffen wird. Solche Zahlen sind in der Regionalliga und für den FC Gießen eine wunderbare Sache und für die Mannschaft eine Motivation. Gegen den FC Homburg, als beispielsweise Noah Michel frei aufs Tor zugelaufen ist oder den Kopfball an den Pfosten gesetzt hat, konnte man sehen, dass die Zuschauer und Fans auch mitgehen. Es geht ohnehin nur, wenn alle zusammenhalten: Mannschaft, Fans und Wirtschaft.



Aufrufe: 011.8.2019, 21:08 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor