2024-04-19T07:32:36.736Z

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In den letzten Zügen seiner vierjährigen Amtszeit bei der Germania blickt Tomas Pelayo zurück.
In den letzten Zügen seiner vierjährigen Amtszeit bei der Germania blickt Tomas Pelayo zurück. – Foto: Marcel Lorenz

Der letzte Akkord

Schwanheims Trainer Tomas Pelayo blickt auf seine Zeit bei der Germania zurück +++ Überragende erste Saison +++ Anekdoten aus seinen Tagen als Spielertrainer bei den Schwanheimern, Español de Kriftel und beim SV Zeilsheim II

Wiesbaden/Main-Taunus. Alles hat ein Ende, nur… ihr wisst schon. Es geht nicht um die Corona-Krise, sondern um den zum Saisonende scheidenden Coach des FC Germania Schwanheim, Tomas Pelayo. Der 49-Jährige blickt auf seine erfolgreiche, vierjährige Amtszeit beim Verbandsligisten zurück und möchte sich mit dem Klassenerhalt verabschieden. Nebenbei erzählt er kleine Anekdoten aus seinen Spielertrainer-Tagen beim SV Zeilsheim II und dem CF Español de Kriftel.

Seine erste längere Trainerstation war beim SV Zeilsheim, den Pelayo in der Gruppenliga betreute. Doch 2015 war bei den Grünen Schluss. Im Folgejahr schnürte er noch einmal die Schuhe für den A-Ligisten Viktoria Sindlingen, bevor Fußball-Verbandsligist FC Germania Schwanheim die Fühler nach ihm ausstreckte. „Im Winter bekam ich eine erste Anfrage aus Schwanheim, um zu Matthias Auer ins Trainerteam der A-Junioren hinzuzustoßen“, bestätigt Pelayo, der allerdings absagte. „Zwei bis drei Monate später kamen Rainer Rützel und Michael Weber auf mich zu und boten mir den Posten als Coach der ersten Mannschaft an“, berichtet der 49-Jährige von der Kontaktaufnahme ausgehend von den beiden Weggefährten. Pelayo selbst war schon als Spieler bei den Schwänen aktiv und Mitschreiber der Geschichte der Saison 2004/2005, in der die Schwanheimer aus der Bezirksoberliga (heutige Gruppenliga) in die Landesliga Mitte (heutige Verbandsliga Hessen Mitte) aufstiegen. „Wir sind mit meinem – bis heute – besten Trainer, den ich jemals erleben durfte, Ali Cakici, in die Saison gestartet, der allerdings gehen musste. Sein Nachfolger, Andreas Junker, war nur acht Wochen im Amt. Danach kam der Verein auf mich zu und fragte mich, ob ich die Runde als Spielertrainer zu Ende bringen könnte“, blickt Pelayo zurück und erinnert sich noch genau an das Gespräch mit Rainer Rützel auf der Stange hinter dem Tor auf dem Rasenplatz. „Auf Rang drei liegend gewannen wir zwölf der letzten 13 Spiele, fingen Oberliederbach noch ab und feierten in der Relegation nach dem 2:0-Sieg bei der SG Germania Birklar und dem 1:1 gegen Ederbergland den Aufstieg. Das war unglaublich. Uns hatte niemand auf der Rechnung“, berichtet Pelayo. „Es war für mich eine Herzensangelegenheit. Ich habe nicht lange überlegt und wollte die Chance nutzen“, sagt Pelayo über die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

Furiose erste Saison

„Der Verein hatte dank der hervorragenden Arbeit von Rainer Rützel einen guten Ruf im Kreis. Dennoch war der Verein im Seniorenbereich etwas in Vergessenheit geraten und stand kaum im Rampenlicht“, erinnert sich Pelayo zurück. „Mit der sportlichen Führung um Michael Weber und Sebastian Gajda sowie meinem Trainerkollegen Tarek Fouad waren wir sehr gut aufgestellt. Das Hauptziel war, die Germania mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln sportlich wieder in den Vordergrund zu rücken, guten Fußball zu spielen und die Zuschauer zu begeistern.“ Gleich in der ersten Saison unter der neuen Riege landete die Germania auf Rang sieben und zog bis ins Kreispokal-Finale ein. „Wir gewannen erstmals nach 15 Jahren auf dem Eddersheimer Rasenplatz. Im Rückspiel folgte dann der 7:4-Erfolg, als wir nach 20 Minuten schon 5:0 geführt hatten. Und im letzten Heimspiel schlugen wir Biebrich mit 5:1, als sich Sebastian Gajda auf die Bank setzen musste und Keeper Fabio Begher als Feldspieler sogar das 5:1 erzielte“, weiß Pelayo noch ganz genau. Zum Saisonabschluss gab es obendrein ein furioses 8:5 beim VFB Wetter, bei dem sein Team einen 2:4-Pausenrückstand binnen 16 Minuten in ein 7:4 umwandelte.

Im Zeichen der Jugend - Sportlicher Makel

In den nächsten beiden Saisons knackten die Schwanheimer ebenfalls die 40-Punkte-Marke und ordneten sich im Mittelfeld der Liga ein. Prägend in dieser Zeit war der verankerte Jugendstil, der ideal zur Spielphilosophie des 49-Jährigen passte. „Aus dem Juniorenbereich sind immer zwei bis vier Jungs pro Saison in den Aktivenbereich aufgestiegen, die man auf Anhieb einsetzen konnte, darunter Michael Gorbunow, Apostolos Mitsiou, Serhan Karabas, Jonathan Mies oder Karim Kuac. Uns ist es gelungen sie zu integrieren und reifen zu lassen“, erklärt Pelayo. Doch die Quelle versiegte in den letzten beiden Spielzeiten. Nachdem Abstieg aus der Hessenliga, droht den A-Junioren der Fall runter in die Gruppenliga. Ein Beispiel, das er als Makel während seines Engagements herausdeutet: „Wir haben es nicht geschafft, den sportlichen Umschwung so zu übertragen, dass der gesamte Verein davon profitiert.“

Mit Klassenerhalt verabschieden

„Die Zeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich weitergebracht. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und hoffe, dass er sportlich die Kurve kriegt.“ Sicherlich auch deshalb will er alles daran setzen, seine Amtszeit mir dem Verbleib in der Verbandsliga zu krönen. „Die Mannschaft will es unbedingt umsetzen. Das hat sie beim 5:2-Sieg gegen den VFB Marburg und bei der bitteren 0:1-Auswärtsniederlage bei TuBa Pohlheim gezeigt. Die Zielsetzung ist keineswegs utopisch“, stellt Pelayo klar. Bei zehn ausstehenden Spielen und nur vier Zählern Rückstand auf das rettende Ufer ist der Zug noch nicht abgefahren. Wie es für ihn nach dem Kapitel Schwanheim weitergeht, steht noch nicht fest. „Ich habe eine konkrete Anfrage als Trainer. Mein Hauptaugenmerk liegt in jedem Fall auf der Trainerposition. Dies ist aber spielklassenunabhängig“, stellt er klar.

"Damit hatte keiner gerechnet"

Auch seine Wurzeln reichen bis in die Kreisliga zurück. Als Spielertrainer führte er den CF Español de Kriftel 2002/2003 zum Aufstieg in die A-Liga. „Im Sommer bin ich dann zu Opel Rüsselsheim gegangen, kehrte aber im Winter wieder zurück. Dank einer großen Aufholjagd haben wir den Klassenerhalt nach nur neun Punkten in der Hinrunde doch noch geschafft.“ Außerdem führte er den SV Zeilsheim II zehn Jahre nach dem Aufstieg mit den Kriftelern von der A-Liga in die KOL. „Ich habe mit Andre Becher über den Kader gesprochen. Er sagte mir: ‚Bis jetzt haben wir nur einen Spieler‘. Daraufhin antwortete ich: ‚Hol alles, was geht‘“, so Pelayo über die Weichenstellung vor Saisonbeginn. Pelayo fungierte als Libero mit Umut Türkmen und Maximilian Renner davor als Manndecker. „Im Mittelfeld hat ein überragender Dominik Bär gespielt und der alte Jesus Ortega war unser Torjäger, der trotz seines Alters 26 Treffer erzielt hat“, hebt Pelayo die Säulen der Aufstiegsmannschaft heraus. Ebenfalls zum Kader gehörten unter anderem die beiden jetzigen Nieder Christian Böttinger und Carmine di Lauro sowie der Bad Sodener Khaled Zaidan. „Am letzten Spieltag haben wir zu Hause gegen Altenhain den Aufstieg klar gemacht. Damit hat wirklich niemand gerechnet. Wir haben danach die ganze Nacht durchgefeiert", blickt er gerne auf das Jahr zurück, das er als "eines seiner schönsten" Jahre beschreibt. Ob es in Schwanheim nach dem möglichen Klassenverbleib eine ähnliche Party geben wird, ist noch so weit entfernt, wie die gänzliche Rückkehr zur Normalität in Zeiten der Corona-Krise.

Aufrufe: 030.4.2020, 11:30 Uhr
Marcus MühlenbeckAutor