2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Der Denker: Christoph Saller sieht sein Team auf einem guten Weg, aber auch Steigerungspotenzial. Rabuser
Der Denker: Christoph Saller sieht sein Team auf einem guten Weg, aber auch Steigerungspotenzial. Rabuser

Zwischenfazit: 1. FC Garmisch-Partenkirchen mit Saisonstart zufrieden

Wir müssen darauf achten, nicht wieder in so ein Loch zu fallen"

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt: Christoph Saller, Trainer des 1. FC Garmisch-Partenkirchen, kritisiert bei seiner jungen Landesliga-Elf vor allem noch den Umgang mit den Chancen oder das Umschaltspiel, aber insgesamt ist er mit dem ersten Drittel der Saison sehr zufrieden.

Garmisch-Partenkirchen – Man glaubt es kaum, aber ein Drittel der Landesliga-Saison 2019/20 ist bereits absolviert. Und die Bilanz liest sich für den 1. FC Garmisch-Partenkirchen durchaus erfreulich: Das Team liegt mit fünf punktgleichen Konkurrenten aufgrund der besseren Tordifferenz auf dem fünften Platz, als einer von vier Vereinen hat der 1. FC nicht mehr als zwei Niederlagen einstecken müssen. Zufriedenheit ist also Trumpf. Zumindest beim Zählbaren. Trainer Christoph Saller verrät im Tagblatt-Interview mit FC-Reporter Oliver Rabuser aber auch die Schwachstellen des Teams, spricht über die Liga allgemein – und die Misere der Zweiten Mannschaft.

Christoph Saller, wie fällt Ihr Zwischenfazit in zwei Sätzen aus?

Im Hinblick auf unsere vielen jungen Spieler und die Erneuerung in der Offensive läuft es bisher sehr ordentlich. Die Abgänge von Maximilian Berwein und Franz Fischer sind von den Spielern, die nun im Vordergrund stehen, gut aufgefangen worden.

Beginnen wir mit dem Positiven. Was gefällt Ihnen als Trainer denn schon ganz gut an ihrem Team?

Etliche Spieler kennen unser System schon. So fiel es den Neuen leichter, sich zu integrieren. Wir haben es geschafft, die Verantwortung auf alle Schultern zu verteilen, zudem die zweitbeste Offensive – das kommt nicht von ungefähr. Und: Wir punkten zuverlässig. Das wird auch weiterhin passieren.

Ansätze zur Verbesserung waren dennoch in nahezu jeder Partie auszumachen. Offensichtlich wurden sie in den Matches gegen Gilching und Illertissen. Wo hapert es noch?

Primär an der Chancenverwertung. Wir lassen noch zu viele Hochkaräter liegen. Die notwendige Abgebrühtheit kommt erst mit dem Alter. Da bleibt man in den wichtigen Situationen ruhiger. Auch das Umschaltspiel in die Defensive muss besser werden. Da sind wir oft zu langsam, verharren zu lange, oder hadern mit der Situation, anstatt sofort wieder hinter den Ball zu kommen. Der Spielaufbau gegen tief stehende Gegner ist auch so ein Thema; er muss variabler und geduldiger ablaufen. Wir bringen den Ball oft zu schnell nach vorne, so das Anspielstationen fehlen.

Ihr Team hat bisher nur zwei Spiele verloren, liegt aber nur mal vier Zähler vor dem Relegationsbereich – wie schätzen Sie das ein?

Die Liga ist in diesem Jahr noch ausgeglichener. Ab dem untersten Relegationsplatz ist momentan jedes Team auf Schlagdistanz zum vorderen Bereich. Man ist gezwungen, regelmäßig zu punkten. Diese Qualität haben wir zum Glück. Die Unkenrufe vor der Saison aus dem Umfeld haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Wir müssen darauf achten, nicht wieder in so ein Loch wie im Vorjahr zu fallen. Die Tiefe des Kaders spricht aber dagegen.

Im Kader stehen jede Menge junge Kicker. Mit Ausnahme von Christoph Schmidt und Jonas Schrimpf war von den Talenten allerdings noch nicht viel zu sehen. Wie ordnen Sie das Leistungsvermögen der Talente ein?

Es ist ein gewaltiger Sprung für die jungen Spieler. Aus der Jugend raus sofort Stammspieler in der Landesliga zu werden, ist ein verdammt hoher Anspruch. Grundsätzlich ist bei jedem Spieler das Potenzial da. Sie dürfen sich nur nicht zu sehr unter Druck setzen. In Sachen Härte und Geschwindigkeit ist das kein Jugendfußball mehr. Natürlich spielen Position und Bedarf hinsichtlich der Einsätze eine große Rolle.

Als der 1. FC im Vorsommer die Landesliga in Angriff genommen hatte, spielte er meist vor euphorischen Fans und voller Tribüne. Inzwischen hat sich das deutlich relativiert. Werden die Leistungen des Teams nicht ausreichend gewürdigt?

Die Zuschauerzahl ist schwierig zu beeinflussen. Natürlich ist es schade, dass manchmal nur 150 Leute kommen. Das junge Team hätte mehr Zuspruch verdient. Für mich persönlich ist das schon etwas enttäuschend. Schließlich bieten wir Fußball mit fast ausschließlich einheimischen Spielern an.

Die Zweite Mannschaft spielte vergangenen Saison in der Kreisklasse lange Zeit um den Aufstieg mit. Aktuell steht die Reserve am Ende der Tabelle. Das dürfte nicht im Sinne des Klubs sein . . .

Absolut nicht. Das gefällt uns nicht – keine Frage. Einsätze in der Reserve sind für junge Spieler eine Option, sich zu positionieren. In der Zweiten Mannschaft zu spielen, ist keine Bestrafung, sondern die Möglichkeit, Spielpraxis zu sammeln. Man kann sich beweisen. Aber in solchen Momenten zeigen sich eben auch Einsatz und Bereitschaft eines Spielers.

Das betrifft jetzt die bislang spärlich eingesetzten Reservisten der Ersten Mannschaft. Aber wie soll die Reserve die Talsohle verlassen?

Mit Valmir Loshi haben wir jetzt einen Trainer gefunden, der eigentlich ein Spieler der Ersten Mannschaft ist. Er kennt alle Kandidaten der Zweiten Mannschaft bestens, ist zudem das beste Beispiel, wie man sich durch gute Leistungen hocharbeiten kann. Valmir packt die Jungs jetzt an der Ehre. Zuletzt im Training war bereits so etwa wie eine Art Aufbruchstimmung erkennbar.

Aufrufe: 018.9.2019, 10:02 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Oliver RabuserAutor