2024-04-24T13:20:38.835Z

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Garmischs Mittelfeldakteuer Momo Diaby(l.) soll am vergangenen Wochenende Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden sein. F: Rabuser
Garmischs Mittelfeldakteuer Momo Diaby(l.) soll am vergangenen Wochenende Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden sein. F: Rabuser

Nachspiel in Garmisch: „Das war ein Riesen-Schmarrn“

Nach Beleidungs- und Vandalismusvorwürfen sprechen die Verantwortlichen

FC Garmisch-Partenkirchen – Früher hat Peter Nar selbst Fußball gespielt. Auch gegen den 1. FC Garmisch-Partenkirchen. Christoph Saller, dem heutigen Trainer, stand er als Gegenspieler gegenüber; FC-Vorstandsmitglied Arne Albl kennt er gut.

Umso peinlicher ist dem Lenggrieser die Sache, die am Samstag nach dem Bezirksliga-Duell am Gröben passierte. Nar begleitete seinen Heimatverein als Fan. Hinterher saßen er und einige weitere LSC-Anhänger mit dem Team zusammen, tranken ein Bierchen und rauchten – auf der Tartanbahn. Als die FC-Verantwortlichen die Gäste darauf ansprachen, warf Nar seinen Glimmstängel zu Boden und trat in demonstrativ auf der Laufbahn aus. Es folgten viele böse Worte und ein Schubser von Garmischs Co-Trainer Josef Zech. „Das war ein Riesen-Schmarrn“, sagte Nar gestern. Am Montagnachmittag wagte er den ersten Schritt auf den 1. FC zu und entschuldigte sich: „Wenn man einen Schmarrn macht, muss man dafür geradestehen.“

Bei den Garmischern hat die Aktion viel Unverständnis ausgelöst. Am Sonntag, einen Tag nach dem 1:1, setzte der Verein einen Beitrag auf Facebook ab, in dem er von einem „Rauch- und Saufgelage“ schrieb. Saller stellt klar: „Keiner sagt etwas dagegen, wenn gefeiert und ein Bier getrunken wird.“ Ihn stören nur die Reaktionen und die Sprüche in Richtung Heinz Hanke. Der Platzwart sprach die etwa 30 Lenggrieser an, die vor den Kabinen auf der Bahn feierten. Höflich habe er gesagt, dass sie zum Rauchen auf den Asphalt gehen sollen. „Die haben mich so was von angegangen“, sagt Hanke.

Wortgefechte und Geschubse

Ein paar Minuten lang lieferten sich beide Seiten ein Wortgefecht, im Zuge dessen auch Nar und Zech aneinandergerieten. Der Lenggrieser stellt allerdings klar: Spieler und Funktionäre des LSC „waren nicht beteiligt“, nur die Anhänger. Saller widerspricht, nimmt lediglich die Kicker Werner Schumann und Jakob Gerg explizit in Schutz. Sein Assistent Zech, der den Rempler einräumt, nennt das Verhalten „unterste Schublade“. Er sieht den Lenggrieser Trainer Tom Mürnseer in der Verantwortung: „Wir hätten unsere Leute sofort zusammengestaucht.“

Zech weißt außerdem auf die Schäden hin. An mehreren Stellen verursachten die eingebrannten Zigarettenstummel kleine Löcher. „Das fällt wieder alles auf den 1. FC zurück.“ Hanke und Ponitz haben den Vorfall mittlerweile der Gemeinde gemeldet, die sich nun darum kümmert. Nar hat schon zugesichert, die Kosten im Fall der Fälle zu übernehmen.

LSC-Torhüter und Kapitän Florian Schauer sieht sein Team in ein falsches Licht gerückt. Er, selbst Raucher, hätte sich nie eine Zigarette angezündet, wenn er vom Verbot gewusst hätte. „Wir wären sofort auf den Asphalt zurückgegangen.“ Allerdings habe sich eineinhalb Stunden lang kein Verantwortlicher daran gestört. Erst als Nar und weitere Fans mit den Funktionären aneinandergerieten, spitzte sich die Situation zu. „Dafür muss man sich ausdrücklich entschuldigen“, betont Schauer. Danach packten die Lenggrieser ein, kehrten den Dreck zusammen, löschten die Zigarettenstummel mit Wasser.

Beleidigungen auf dem Platz ?

Für Zündstoff sorgte hinterher auch der sportliche Teil. Die ausländischen FC-Kicker – allen voran Momo Diaby – seien als „Batschaken“, „Bimbo“ oder noch heftiger beschimpft worden, sagt Saller. „In diesem Maße haben wir das noch nicht erlebt.“ Nicht einmal in Waldram vor zwei Jahren, als ein Zuschauer Diaby beschimpfte. In der Bezirksliga habe es noch keine Probleme gegeben – vielleicht auch, weil der 1. FC auf viele „Multi-Kulti-Truppen“ treffe. LSC-Kapitän Schauer widerspricht vehement. Diaby selbst habe ihn beleidigt: „Als Puta“, zu deutsch: Hure. Außerdem berichtet er von weiteren Beleidigungen, die Diaby, Ionut Lazar und Srdjan Ivkovic seinen Kollegen an den Kopf warfen. Schauer hat sich bei Mitspielern umgehört. Einer, sagt der Keeper, nannte Diaby einen „langen Hund“. Beleidigt habe aber keiner den Mittelfeldspieler. „Wenn das tatsächlich vorgefallen ist, nehme ich mir den noch zur Brust“, betont der Kapitän.

Am liebsten wäre es beiden Seiten, wenn sich die Angelegenheit schnell klären lässt. LSC-Boss Wolfgang Schalch, der sich mit dem FC in Verbindung setzen will, weist auf das gute Verhältnis der Klubs hin. Und auch Josef Zech betont: „Wir sind alle Oberlandler, wir müssen zusammenhalten.“

Aufrufe: 029.8.2017, 09:06 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt- Andreas MayrAutor