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Fußball ist nur Nischensport

Wie der FC Fredenbeck in der Handballhochburg ums Überleben kämpft

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FREDENBECK. Handball ist ein populärerer Sport als Fußball, zumindest in Fredenbeck. Während der VfL in der dritthöchsten deutschen Liga Handball spielt, kämpft der FC beim Fußball in der niedrigsten Liga des Kreis Stade um das Überleben.

Fabian Gerdes, Torhüter des FC Fredenbeck, steht konsterniert in seinem Fünfmeterraum. Zum wiederholten Mal musste er eine Großchance des gegnerischen Teams vereiteln. Der MTV Wangersen II, der 2015 durch eine Niederlagenserie von 56 Spielen bundesweit bekannt wurde, dominiert das Kellerduell der 5. Kreisklasse über weite Strecken. Trotz einer frühen Führung aus der zweiten Minute gerät die Fredenbecker Abwehr vor allem bei langen Bällen immer wieder unter Druck. FC-Trainer Heinz Offel steht mit beiden Händen in den Jackentaschen am Spielfeldrand und wirkt ratlos.Das Auftreten seiner Mannschaft spiegelt die derzeitige Situation des Vereins wider. Momentan besteht der Kader des FC Fredenbeck aus gerade einmal 14 Spielern, zwei Spiele verlor man wegen Personalmangels kampflos. Beim Spiel gegen den Tabellenletzten aus Wangersen spielt der FC 90 Minuten lang in Unterzahl, weil drei Spieler verletzt sind und ein weiterer arbeiten muss.

Zudem haben drei Spieler die Mannschaft während der laufenden Saison verlassen. "Wenn wir es bis zum Jahreswechsel nicht schaffen, wenigstens zwei neue Spieler aufzunehmen, müssen wir uns Gedanken machen", sagt Trainer Offel. Zur Zeit stehe eine Abmeldung der Mannschaft aber noch nicht zur Debatte. Wenn es trotz allem dazu kommen sollte, so Offel, habe der Fußball in Fredenbeck keine Perspektive mehr. Neben der Herrenmannschaft gibt es lediglich ein G- und ein F-Juniorenteam. Der Großteil des Nachwuchses entscheidet sich in der Handballhochburg Fredenbeck für die populärste Sportart des Dorfs.

Der Zerfall der Fußballsparte beim FC Fredenbeck begann bereits im vergangenen Jahr, als sich die komplette erste Herrenmannschaft ebenfalls entschloss, zum Handball zu wechseln. Im Sommer bemühten sich die Fredenbecker um eine Spielgemeinschaft mit dem Schwinger SC, der aber nicht auf diesen Vorschlag einging. Für die Fredenbecker unerklärlich, denn: Kurz vor Saisonbeginn wurde die zweite Mannschaft des Schwinger SC aufgelöst. Einige Spieler, die für eine Spielgemeinschaft hätten spielen sollen, sitzen mit ihrem Spielerpass nun zuhause.

Ein weiterer Grund für den Spielermangel in Fredenbeck ist der Nachbarverein, Deinster SV. Wer konkurrenzfähig und höherklassig Fußball spielen will, schließt sich eher den Deinster Mannschaften an. Die Attraktivität des FC Fredenbeck als siegloser Tabellenvorletzter der 5. Kreisklasse erscheint sehr gering. Zur laufenden Saison baute der Deinster SV zudem eine dritte Herrenmannschaft auf, die in einer Liga mit dem FC Fredenbeck spielt. Weitere Fredenbecker, die für den FC hätten spielen können, schlossen sich Deinste an.

"Nächste Woche bin ich auch raus", sagt Torhüter Gerdes nach dem Spiel gegen Wangersen, das 1:1 unentschieden endet. "Das machen meine Nerven nicht mehr mit." Kurz darauf beginnt er zu lachen. Der 25-Jährige wollte zum Glück nur einen Scherz machen, noch einen Ausfall hätte sich der FC Fredenbeck bei seinem Personalmangel auch nicht erlauben können.

Aufrufe: 08.11.2016, 09:30 Uhr
Tageblatt / Tim-Julius BerchtoldAutor