2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview der Woche
Für den FC Fortuna Mombach ist Marco Streker seit seinem Wechsel von der TSG Hechtsheim fast unverzichtbar geworden. (Bild: FuPa.net/Imruck)
Für den FC Fortuna Mombach ist Marco Streker seit seinem Wechsel von der TSG Hechtsheim fast unverzichtbar geworden. (Bild: FuPa.net/Imruck)

Nicht noch eine Saison wie diese

Mombachs Marco Streker möchte in der neuen Saison mit seiner Fortuna eine bessere Rolle spielen +++ "Brauchen uns nicht schlechter machen, als wir sind" +++ Zeit der Unruhe beim Achten der Verbandsliga Südwest scheint vorbei

Marco Streker ist ein Phänomen. Seit er im Winter 2014/15 zu Verbandsligist Fortuna Mombach gewechselt ist, stand er in jedem Spiel auf dem Feld. 35 Partien am Stück, 32 davon in der Startelf – beim rotationsfreudigen Cheftrainer Thomas Eberhardt ist das eine besondere Leistung. Und der Mittelfeld-Kreativkopf will noch deutlich mehr, wie er im Interview der Woche berichtet.

Marco, steigen wir mit der blödsten aller Sportreporter-Fragen ein: Wie wichtig war dieser Sieg in Ingelheim?

Für die Köpfe und was den Spaß im Training angeht, sehr wichtig. Wir haben am Montag immer Sitzung und der Trainer hat gesagt, er will sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir in Ingelheim verloren hätten.

Zuvor habt ihr von sieben Spielen nur eins gewonnen. Leidet die Atmosphäre im Trainingsalltag unter so einer Bilanz spürbar?

Auf jeden Fall, man hat schon gemerkt, dass das einige richtig ankotzt. Einige Spieler sind ja wegen höherer Ziele nach Mombach gekommen. Es hat zwar nicht richtig geknallt, aber die Stimmung war schon nicht mehr so gut wie in der Hinrunde. Die hatte ja auch einige Erwartungen geweckt.

War die Diskussion um die Vertragsverlängerung von Trainer Thomas Eberhardt Thema im Mannschaftskreis?

Nicht wirklich. Er will halt nicht nur irgendwie in der Verbandsliga mitspielen, sondern eine gute Rolle spielen, und dafür verlangt er Verstärkungen. Das ist auch dem Team bekannt.

Nun hat er gegenüber der AZ erklärt, dass er definitiv bleibt, wenn ihr die Klasse haltet. Eine gute Nachricht?

Wir Spieler beginnen erst jetzt mit den Gesprächen. Bei mir beispielsweise ist es Voraussetzung, dass Thomas bleibt, damit auch ich bleibe. Und ich weiß, dass es der ein oder andere auch von ihm abhängig macht. Mirko (Manager Mirko Vorih, d. Red.) und Thomas waren auch der entscheidende Punkt, warum ich zur Fortuna gekommen bin.

Was zeichnet Thomas als Trainer aus?

Es wird ja immer wieder im Umfeld gesagt, dass er menschlich nicht korrekt ist, und einige haben mir auch davon abgeraten, nach Mombach zu wechseln. Er ist zwar das ein oder andere Mal angeeckt, aber ich kann absolut nur vom Gegenteil berichten. Ich hatte nie ein Problem mit ihm, er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Trainer meiner Karriere – menschlich wie auch fachlich.

Was zeichnet ihn aus?

Er ist erfolgshungrig, will immer mehr. Und er ist einer, der sehr viel im Detail arbeitet und sehr spielnah trainiert.


Mombachs Nummer 10 stand in 32 von 35 Spielen für die Fortuna von Beginn an auf dem Platz. F: Boor

Was waren, von Thomas und Mirko abgesehen, die Gründe für einen Wechsel zur Fortuna im Winter vor einem Jahr?

In Hechtsheim war sportlich einfach nicht viel mehr drin. Bei Thomas weiß ich, dass er immer mehr will, und Mirko hatte mich damals schon nach Hechtsheim geholt. Es hat einfach alles gepasst.

Welche Perspektive siehst Du für die Fortuna?

Ich würde sehr gerne oben angreifen und nächstes Jahr eine andere Rolle spielen, als nur um Rang acht bis zehn oder zwölf zu spielen. Ich bin auch zur Fortuna gekommen, um noch einmal in der Oberliga zu spielen.

Hast Du schon einmal Oberliga gespielt?

Ich bin aus Gonsenheim zu den Amateuren des FSV Frankfurt in die Hessenliga gewechselt, war aber ein halbes Jahr nicht spielberechtigt. Bis heute weiß ich nicht, warum. Dann habe ich 2009 den Vertrag aufgelöst und bin zur TSG Pfeddersheim in die Verbandsliga gegangen, weil man in die Oberliga aufsteigen wollte. Das hat aber nicht geklappt. Wegen der Arbeit bin ich dann runter, nach Guntersblum, aber da hatte ich bereits das Ziel, irgendwann noch einmal Oberliga zu spielen. Durch Mirko Vorih kam ich zur TSG Hechtsheim, die unbedingt aus der Bezirksliga aufsteigen wollte, was dann ja auch direkt geklappt hat. Doch ich wollte mehr, deshalb bin ich nach einem halben Jahr Landesliga nach Mombach.

Ich frage mal bewusst ketzerisch: Es gibt bei der Fortuna zwar einen festen Kreis langjähriger und sehr rühriger Handlungsträger, aber ansonsten im Umfeld nicht so viel: Die Spiele finden kaum Zuschauer, das Klubheim ist ein gutes Stück weg vom Sportplatz, ein aktives Vereinsleben ist so außerhalb des Mannschaftskreises kaum möglich. Was spricht für diesen Klub?

Wenn ich ganz ehrlich bin: Zur Jugendzeit bei der 05 hätte ich mir nicht vorstellen können, einmal nach Mombach zu wechseln. Die Liga ist interessant, und ganz ehrlich: Thomas Eberhardt und Mirko Vorih sind die tragenden Säulen. Das Leben innerhalb der Mannschaft ist super, aber außerhalb ist viel mehr eigentlich nicht vorhanden.

Zu trägst die Zehn auf dem Rücken, hast aber die meiste Zeit bei der Fortuna am offensiven Flügel gespielt. Ich denke, Deine Stärken kommen im Zentrum wesentlich besser zur Geltung. Wo siehst Du Deine Idealposition?

Ich bin in der Tat ein gelernter Zehner, habe früher sogar auch mal Innenverteidiger gespielt und durfte gegen Ingelheim auf der Doppelsechs ran. Das lief gut, ich habe positive Rückmeldung bekommen. Der Trainer hat mit mir gesprochen, dass ich dort auch mehr Verantwortung tragen kann. Es ist eher meine Rolle, wenn ich das Spiel machen kann und einen Rackerer um mich herum habe wie beispielsweise in Ingelheim mit Gassan Odeh.

Euer Kader ist ja eigentlich für die Landesliga ausgelegt gewesen, und euer Trainer stellt euch gern als den absoluten Underdog hin. Wie bewertest Du die Stärke eures Teams?

Der Kader ist definitiv nicht vergleichbar mit Hassia Bingen oder Alemannia Waldalgesheim, aber wir brauchen uns auch nicht schlechter zu machen, als wir sind. Ich denke, wir dürfen uns schon mit Recht eine Verbandsligamannschaft schimpfen.

Welche Perspektiven siehst Du in Mombach?

Wenn wir den Klassenerhalt packen, Thomas bleibt, der Stamm gehalten wird und die ein oder andere Top-Verstärkung dazu kommt, hoffe ich, dass wir fünf oder sechs Tabellenplätze nach oben springen und vielleicht noch mal um den Aufstieg spielen. Im Team mit Thomas, Mirko, Uwe und Daniel (Betreuer Uwe Köth, Co-Trainer Daniel Kittl, d.Red.) kann das gelingen. So eine Saison wie diese oder vor allem die vorige, das will ja kein Spieler.

Mit dem Sieg in Ingelheim wurden die Unkenrufe beendet, dass euch ein ähnlicher Absturz droht wie vor einem Jahr. Was hat sich seitdem geändert?

Der Kader ist definitiv nicht vergleichbar. Heute haben wir ein richtiges Team, damals war der Kader voll mit Individualisten. Man kann schon sagen, dass wir 20, 22 Mann hatten, die alle gleich stark waren, ein extrem guter Kader, meiner Meinung nach sogar nicht viel schlechter als Gonsenheim oder Schott. Heute haben wir vier, fünf Individualisten, von denen wir extrem abhängig sind, und darum wird eine junge Mannschaft aufgebaut. Im vergangenen Jahr hat uns das Genick gebrochen, dass sehr viel quer getrieben wurde und viel Unruhe im Verein war.

Das ist nun komplett vorbei?

Komplett, ja, von Unruhe bekomme ich jedenfalls absolut nichts mit.

Aufrufe: 07.4.2016, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor