2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

Christian und Marvin George

Das Interview der Woche mit dem dynamischen Bruder-Duo bei Fortuna Mombach +++ "Können froh sein überhaupt in der Verbandsliga zu spielen"

Sie sind das dynamische Bruder-Duo bei Fußball-Verbandsligist Fortuna Mombach: Christian (27) und Marvin George (24) harmonieren auf dem Feld blendend, haben gemeinsam bereits zehn Saisontore erzielt und geben einer großteils neu zusammengewürfelten Mannschaft damit Halt. Kein Wunder, dass sie auch beim Telefonanruf zum „Interview der Woche“ gerade nebeneinander sitzen, denn im heimischen Rheingau, in Oestrich-Winkel, teilen sich die beiden eine gemeinsame Wohnung.

Marvin, Christian, Ihr habt für eine fast komplett neu formierte Mannschaft, die den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben hat, einen ziemlich guten Saisonstart hingelegt. Habt Ihr das erwartet?

Marvin George: Uns war schon klar, dass es schwer wird, da wir vom Klassenerhalt ja erst mitten in der Vorbereitung erfahren haben. Das war nicht absehbar, weswegen Thomas (Trainer Thomas Eberhardt, d.Red.) wohl ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen wollte. Wie es jetzt läuft, spricht für die Mannschaft.

Christian George: Wir sind ja alle davon ausgegangen, dass wir in der Landesliga spielen müssen, der Klassenerhalt hat sich erst ganz kurzfristig ergeben. Dadurch war alles in der Schwebe, aber dass es gut laufen könnte, habe ich schon erwartet – gerade, als Stefan Kühne dazu geholt wurde. Abseits des Platzes hilft er, viele können sich an ihm hochziehen, und auf dem Platz ist er sowieso eine Klasse für sich. Was er allein mit seinem Auge alles löst, ist sensationell.

Was macht die Fortuna im Moment stark?

Marvin George: Ich denke nicht, dass wir die besten Einzelspieler der Liga haben, aber wir kämpfen von der ersten bis zur letzten Minute, das ist in den Amateurligen sehr wichtig.

Christian George: Wir haben am Anfang viele Tore kassiert, aber in den letzten drei Spielen stehen wir hinten gut. Und wir machen derzeit aus relativ wenigen Chancen unsere Tore – was man eben einen Lauf nennt, wenn man Selbstvertrauen hat. Wir haben schon gute Spieler und funktionieren als Team richtig gut.

Wie häufig habt Ihr in Eurer Laufbahn schon zusammengespielt?

Marvin George: Als ich 18 wurde, kam mein Bruder von Wormatia Worms mit mir zu Hassia Bingen, wo wir ein Jahr zusammen gespielt haben. Dann ist die Hassia mehr oder minder bankrott gegangen, sodass wir zusammen zu Mainz-Kastel gewechselt sind. Dann haben sich, als Christian 2012 wieder nach Worms gegangen ist, nach einem Jahr unsere Wege getrennt, denn ich bin zum FSV Winkel, unserem Heimatverein, gewechselt. Ein Jahr später kam er nach, erst als Co-, dann als Cheftrainer, sodass ich zwei Jahre lang unter meinem Bruder gespielt habe. Thomas kennt uns noch aus Binger Zeiten. Wir wussten, dass es mit Thomas eine lustige Sache wird. Es macht sehr viel Spaß im Training, und danach wird immer reichlich gegessen und getrunken, weil wir andauernd etwas ausspielen. So viel habe ich nach dem Training noch nie zusammengehockt wie in Mombach. Da ist auch immer mal ein Kasten Bier dabei, wobei aber immer mehr Karamalz drin ist, warum auch immer. Das ist alles nichts weltbewegend Großes, aber die vielen kleinen Dinge sorgen dafür, dass es in der Mannschaft richtig Spaß macht.

Was zeichnet Euch selbst auf dem Feld aus?

Christian George: Ich bin ziemlich variabel, kann eigentlich so gut wie alles spielen, habe in Bingen ganz vorne im Sturm gespielt, als Spielertrainer dann eher defensiv, und in Mombach war ich schon Sechser, Linksaußen und mit meinem Bruder zusammen Stürmer.

Marvin George: Ich habe in Bingen und Kastel immer Innen- oder Linksverteidiger gespielt und erst ein Tor in dieser Saison mit meinem eigentlich starken Fuß geschossen. Irgendwie gehen die Dinger halt rein. Es macht mir einfach Spaß zu treffen, und ich gehe gern dahin, wo es wehtut. Ich laufe und kämpfe viel und habe auch manchmal das Glück auf meiner Seite.

Wenn Du Deinen Bruder auf dem Platz beschreiben solltest, was würdest Du sagen?

Marvin George: „Ich habe im letzten Jahr in der Kreisoberliga in 24 Spielen 24 Tore geschossen, davon hat mein Bruder bestimmt drei Viertel aufgelegt. Meistens muss ich den Ball nur noch reinschieben, weswegen mein Spitzname auch „Schieber“ ist. Es ist ein Vorteil, wenn du die ganze Jugendzeit über im Garten zusammengespielt hast. Und in der Jugend in Winkel haben wir unter unserem Vater Walter George als Trainer oft gemeinsam gespielt, auch wenn ich dreieinhalb Jahre jünger bin. Wir verstehen uns sehr gut auf dem Feld.

Christian George: Der unbedingte Wille zeichnet ihn aus, er gibt immer 100 Prozent. Er ist kopfballstark, und vor dem Tor macht er die Dinger einfach rein, auch wenn es nicht immer schön aussieht.

Was ist diese Saison drin?

Christian George: Wir können froh sein, überhaupt in der Verbandsliga zu spielen, und sind bislang gut damit gefahren, uns diesen Grundgedanken zu bewahren. Der Klassenerhalt wäre schon ein Erfolg, dieses Ziel würde ich nicht korrigieren. Wenn die Mannschaft dann zusammengewachsen ist und zusammenbleibt, kann man in den nächsten Jahren schauen, welche weiteren Schritte folgen können.

Marvin George: Die Kaderplanungen waren ja auf die Landesliga ausgerichtet, das darf man nicht vergessen. Wir haben momentan eine gute Phase, die soll so lang wie möglich anhalten.

Aufrufe: 02.10.2015, 12:30 Uhr
Torben SchröderAutor