2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Damian Sieniawski (am Ball) und seine Kollegen von Fortuna 96 Dingolfing halten sich als Aufsteiger recht wacker. F: Brumbauer
Damian Sieniawski (am Ball) und seine Kollegen von Fortuna 96 Dingolfing halten sich als Aufsteiger recht wacker. F: Brumbauer

Fortuna Dingolfing: Wehe BMW macht Betriebsurlaub

Kein ganz gewöhnlicher Verein: FuPa hat sich beim zweiten Fußballclub aus der Isarstadt mal umgehört

Klar, den FC Dingolfing kennt jeder in der niederbayerischen Fußballszene. Neben dem FCD gibt es aber in der Isarstadt noch einen weiteren Fußballclub, der weit weniger bekannt ist: Der FC Fortuna 96 Dingolfing. Logisch, schließlich feierte der Ex-Landesligist letztes Jahr schon seinen 100. Geburtstag, wohingegen die Fortunen erst zur Saison 2015/16 auf der fußballerischen Landkarte aufgetaucht sind. Was ist das für ein Verein, der im Sommer den ersten Aufstieg in der Vereinsgeschichte feiern durfte und sich überwiegend aus Spielern polnischer Herkunft zusammensetzt? Wir haben uns mit Abteilungsleiter Georg Jaskolka unterhalten.

Zufrieden zeigt sich der Fortunen-Macher mit dem bisherigen Abschneiden seiner Truppe in der neu ins Leben gerufenen Kreisklasse Mallersdorf: "Wir sind stolz darauf, was wir in der kurzen Zeit, in der wir am Spielbetrieb teilnehmen, geleistet haben. Unser Ziel ist in diesem Jahr der Klassenerhalt und da sind wir auf keinem schlechten Weg." Platz acht belegt der Aufsteiger zur Winterpause, allerdings mit nur zwei Pünktchen Vorsprung auf die Abstiegszone. Zudem stellen die Dingolfinger auch ein eigenes Reserveteam, das sich ebenfalls sehr achtsam schlägt. In Zeiten, in denen immer mehr Vereine große Probleme haben, eine zweite Mannschaft ins Rennen zu schicken, wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr. Es läuft also rund bei den Fortunen, wäre da nicht ein kleines Problem: "Schwierig wird`s bei uns, wenn bei BMW Betriebsferien sind. Denn dann fahren fast alle Spieler gleichzeitig in den Urlaub. Wir mussten im August einige Spiele verlegen, das war wahrlich kein Vergnügen", lacht Jaskolka. Die meisten seiner polnischen Spieler verdienen ihre Brötchen als Leiharbeiter oder Festangestellte beim bayerischen Autogiganten. In den Ferien herrscht eben dann akuter Mangel an kickendem Personal bei den Fortunen.

Gesellschaftlicher Anschluss und Integration durch Fußball.

Wie kam es überhaupt zu der Idee, eine Mannschaft im regulären Spielbetrieb anzumelden? "Wir waren vorher ja schon als Freizeitmannschaft unterwegs. Wir hatten schon immer viele Spieler mit ausländischen Wurzeln an Bord. Vor allem Polen fühlen sich bei uns wohl, weil ich als gebürtiger Schlesier die Sprache kann. Hier finden sie Anschluss und können sich durch den Fußball besser integrieren", erklärt Jaskolka. In den letzten Jahren wurde der Zulauf immer größer und die Überlegung reifte, eine Mannschaft in der A-Klasse anzumelden. "Wir halten bei Fortuna fest zusammen, sind wie eine Familie. Wir unterstützen die Leute auch bei der Arbeitssuche oder was eben sonst im Alltag anfällt." Ein neuer Verein tauchte auf - und wurde zunächst genauestens beäugt. "Wir wurden am Anfang schon ein wenig komisch angeschaut. Auch bei den Schiedsrichtern war das zu merken, die wahrscheinlich auch erst dachten: Was sind das denn für Leute?", erzählt Jaskolka, doch die Vorbehalte gegenüber den Neuen legten sich schnell: "Ich kann im Grunde nur von guten Erfahrungen sprechen, wir werden mittlerweile voll akzeptiert. Freilich geht`s am Spielfeld mal emotional zur Sache und es fallen manchmal nicht ganz so freundliche Worte, aber das ist nach dem Schlusspfiff wieder vergessen. Über Fremdenfeindlichkeit oder Ausländerhass kann ich nichts berichten."

In Ermangelung einer eigenen Sportanlage darf der Kreisklassist im Isar-Wald-Stadion spielen und trainieren. Das ganze Equipment wie Bälle, Trikots etc. darf der FCF mit Genehmigung der Stadt in der Halle Höll-Ost unterbringen. Der Traum vom eigenen Vereinsgelände wird in nächster Zeit wohl ein Traum bleiben, da gibt sich Jaskolka ganz realistisch: "Wir haben keine großen Sponsoren. Wir müssen sehen, dass wir die 6.000, 7.000 Euro für den Spielbetrieb aufbringen können. Ein eigenes Gelände ist einfach nicht drin." Auf der Fortuna-Agenda ganz oben steht mittelfristig nun der Aufbau einer eigenen Jugend. "Einige unserer Spieler haben Kinder, die um die fünf Jahre alt sind. Vielleicht gelingt es uns, in den nächsten ein bis zwei Jahre eine Jugendmannschaft aufzubauen", hofft Jaskolka. In den Ferien wird er dann allerdings wieder improvisieren müssen.

Aufrufe: 09.2.2019, 08:01 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor