2024-04-19T07:32:36.736Z

Relegation

Kirchasch gräbt den Asbach wieder aus

Kuriose Aktion nach dem Aufstieg

SC Kirchasch – Zuerst kam der Teamgeist, dann die Spirituosen: Ganz Kirchasch ist stolz auf seinen KSC und auf einen Spielertrainer von der allerfeinsten Hausmarke.

Der erste Weg der Feierkolonne führte zum eigenen Fußballplatz. Gerade hatten die Kirchascher in Lengdorf mit dem 3:1-Sieg gegen den FC Finsing 2 den Aufstieg in die Kreisklasse perfekt gemacht (wir berichteten). Jetzt standen sie auf dem KSC-Rasen und hoben den Anstoßpunkt aus. „Vor zwei Jahren haben wir dort bei unserem Abstieg in die A-Klasse eine Drei-Liter-Flasche verbuddelt“, erklärt Maxi Bals. „Jetzt wurde es Zeit, dass wir sie wieder rausnehmen.“

Der 27-Jährige ist gleichzeitig Fußballabteilungsleiter und Torhüter der Ersten Mannschaft. Er war schon dabei, als der KSC in die Kreisliga aufstieg. Und er gehörte zum Team, das vor zwei Jahren in die A-Klasse abstieg. „Das war der absolute Tiefpunkt“, erinnert er sich. „Es passte damals sinnbildlich dazu, dass auch noch unsere Vereinsgaststätte dicht gemacht hat.“

Längst hat der KSC im Gasthof seine neue Bleibe gefunden. Und in dessen Weinstuben fand die wohl längste Kirchascher Feiernacht aller Zeiten statt. „Keine Ahnung, wie lange es gedauert hat“, sagt Bals, der selbst gegen 5.30 Uhr nach Hause ging. „Als ich um 9 Uhr morgens aufgewacht bin, wurden immer noch aktuell Feierfotos rumgeschickt.“

Die beiden Herrenmannschaften – die Zweite hat den Aufstieg in die A-Klasse schon vor zwei Wochen perfekt gemacht – die Damenmannschaft, Bürgermeister Hans Schreiner – weit mehr als 100 Spieler und Fans sangen, tanzten und jubelten.

Das größte Feierbiest? „Vermutlich unser Spielertrainer“, sagt Bals grinsend und lobt Markus Weber über den grünen Klee. „Der Mäcki“, so Webers Spitzname, „könnte immer noch in der Landesliga spielen. Aber er ist halt ein 100-prozentiger Kirchascher“. Für Bals ist das Trainerduo Weber und Jens Urbanczyk einer der Erfolgsgaranten. Die weiteren seien „unser sensationeller Trainingsschnitt von über 30 Leuten und unsere mannschaftlichen Geschlossenheit“

Weber: Feierbiest und bester Spieler

Einige Kicker ragten neben dem Spielertrainer aus dem Team heraus. „Unsere beiden Stürmer Richard Hehenberger und Sebastian Maier haben miteinander über 50 Tore geschossen“, rechnet Bals vor. Kapitän Chris Enzbrunner habe endlich einmal verletzungsfreies Jahr gehabt und sei im Mittelfeld der Motor der Mannschaft gewesen. „Dass wir in zwei Relegationsspielspielen gegen offensivstarke Mannschaften nur zwei Tore kassiert haben, spricht für unsere Defensive“, meint der Fußballchef und bedauert, dass Abwehrchef Steffen Lange seine Karriere beendet. „Er ist jetzt 37. Das ist schon verständlich“, meint Bals und blickt auf Alexander Dellel. Der 21-Jährige war im Winter vom TSV Wartenberg gekommen „und hat zwei sehr starke Aufstiegsspiele abgeliefert“. Ihm gehöre die Zukunft, um die es Bals nicht bange ist. „Bis auf Steffen bleibt der Kader zusammen.“ Verstärkungen? „Wir reisen nicht durchs Land und suchen nach Neuzugängen“, kündigt der Abteilungsleiter an. „Aus der A-Jugend stößt Christoph Angermaier zu uns. Wenn sich sonst noch jemand uns anschließen will, ist er willkommen. Ansonsten vertrauen wir unseren eigenen Leuten.“ Und dann fügt Bals hinzu: „Unsere beiden Mannschaften bestehen zu 90 Prozent aus Kirchascher Eigengewächsen. Da verlässt auch niemand den Verein, wenn es mal nicht so läuft.

Vergessen sind die Zeiten, als der KSC von der Kreisliga in die A-Klasse durchrutschte. Aber auch in dieser Saison gab es diverse Rückschläge. „Ganz bitter war die Niederlage in Moosen am letzten Spieltag vor der Winterpause“, erzählt Bals.

Als Traktor und Trommeln anrückten

„Bis dahin hatten wir die A-Klasse angeführt, und dann überwinterst du nur als Zweiter.“ Auch die Niederlage beim FC Lengdorf sei ein herber Rückschlag gewesen. „Im nächsten Spiel gegen Fraunberg standen wir dann brutal unter Druck. Aber da hat sich der Charakter der Mannschaft gezeigt: Wir haben gewonnen."

Letztlich sei er dem SC Moosen sogar dankbar, dass er seinen Vorsprung nicht mehr aus der Hand gab. „Nur so konnten wir diese großartigen Relegationsspiele erleben. Wir sind alle Amateurspieler – wer kickt schon mal vor 900 Zuschauern?“, fragt er und schildert nochmal jenen Gänsehaut-Moment vom Sonntag. „Es waren noch 90 Minuten bis zum Anpfiff. Wir gingen gerade in die Kabine, als unsere Fans schon anrückten: mit Traktor und Anhängern, ausgestattet mit Tröten und Trommeln. Und währen des Spiels haben uns locker 300 Leute aktiv angefeuert.“ Vor der Partie habe sich die Mannschaft dann noch ein Video angesehen: das vom gewonnenen Kreisliga-Aufstiegsspiel damals in Langengeisling. Das braucht’s künftig nicht mehr. Ab sofort gibt’s Bilder von frischeren Heldentaten. Und an den erdigen Asbach wird man sich wohl auch noch ewig erinnern.

Aufrufe: 013.6.2017, 10:50 Uhr
Erdinger Anzeiger - Dieter PriglmeirAutor