2024-04-24T13:20:38.835Z

Querpass
Dieser Mann lebt den Fußball mit jeder Faser seines Körpers: Enis Djerlek wird auch schon mal laut oder schnappt sich nach dem Sieg seinen Matchwinner. Am Wochenende sah er das erste Mal die Rote Karte.
Dieser Mann lebt den Fußball mit jeder Faser seines Körpers: Enis Djerlek wird auch schon mal laut oder schnappt sich nach dem Sieg seinen Matchwinner. Am Wochenende sah er das erste Mal die Rote Karte. – Foto: Sven Bock

"Wenn ich keinerlei Regung zeigen darf, wird das die letzte Serie"

Trainer des Brandenburgligisten Oranienburger FC Eintracht sieht die Rote Karte und mahnt an, dass sich Übungsleiter nicht alles gefallen lassen dürfen.

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Mit dem Saisonstart traten neue Regeln in Kraft­ – und damit die Vorschrift, wonach Trainer durch den Schiedsrichter mit persönlichen Sanktionen in Form von Gelben und Roten Karten belegt werden können. Gleich im ersten Spiel erwischte es Enis Djerlek: Der Übungsleiter des Brandenburgligisten Oranienburger FC Eintracht wurde im Spiel beim 1. FC Frankfurt des Innenraums verwiesen.

„Eine lächerliche Entscheidung, die nicht nachzuvollziehen ist“, wettert der 45-Jährige. Dieser hatte in der 35. Minute das Interesse des Unparteiischen auf sich gezogen. Was war passiert? Nach einem traumhaften Zuspiel von Sanel Begzadic wurde Alexander Schütze im Strafraum von Tobias Fiebig gefoult. „Das war auch aus Sicht meines Trainerkollegen ein klarer Elfmeter“, so Djerlek. Der Pfiff von Max Stramke blieb aber aus. Spieler und Betreuer sprangen von der Oranienburger Bank auf. „Ich habe meinen Unmut gezeigt“, räumt Djerlek ein. Probleme an der Bandscheibe führten dazu, dass er ein Kaltkompresse im Rücken platziert hatte. „Die habe ich vor meine Füße geworfen. Mehr war nicht. Sie flog nicht in irgendeine Richtung. Was hat das den Assistenten zu interessieren?“ Felix Alich sah das anders und informierte den Referee. Dieser zog die Rote Karte.

Enis Djerlek ist fassungslos. „Du sagst 35 Minuten keinen Ton, bist konzentriert und versuchst, auf deine Mannschaft einzuwirken.“ Dann zeige man in einer Situation Emotionen und werde bestraft. Djerlek betont: „Wir stehen als Trainer unter Druck und zeigen Emotionen. Was ich gemacht habe, war alles im Rahmen. Ich habe niemanden beleidigt oder angegriffen. Wenn ich als Trainer keinerlei Regungen mehr zeigen darf und nur noch Strohpuppen auf der Bank gewollt sind, ist das nicht mehr meine Sportart. Dann wird das meine letzte Serie sein.“

Djerlek befürchtet, dass Trainer umdenken müssen. „Einige Schiedsrichter haben nur darauf gewartet, nach den neuen Regeln solche Entscheidungen treffen zu können. Wir stehen nun noch mehr unter Beobachtung.“ Schön sei diese Aussicht nicht. „Wir sind keine Verbrecher, nur weil wir unsere Mannschaft anpeitschen oder mal unseren Unmut zeigen.“ Der ehemalige Fußballer fordert seine Trainerkollegen auf, solidarisch zu sein. „Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen. Es kann nicht sein, dass wir alles emotionslos hinnehmen müssen. Wir wissen, wie wir uns zu bewegen haben, werden aber als Leute ohne Erziehung hingestellt. Dabei ist es unser Feuer, was die Mannschaft nach vorne bringt. Leidenschaft gehört dazu.“ So sieht es auch FCF-Trainer Jan Mutschler, der mehr Fingerspitzengefühl fordert. „Oder darf man bald auch nicht mehr jubeln?“

Sachsenhausens Oliver Richter sah in der Nachspielzeit des Auftaktspiels die Gelbe Karte. Zuvor war er von Schiedsrichter Justin Weigt einmal ermahnt worden – weil er sich darüber echauffierte, dass es nicht sofort eine Unterbrechung gab, nachdem zwei Spieler mit den Köpfen zusammenprallten.

Bedauerlich sei, dass es nicht gewünscht ist, sich mal an einen Tisch zu setzen. „Wenn ich die Tagung der Schiedsrichter besuche, um in Kontakt zu kommen, wird das von Verbandsoffiziellen als ,illegale Teilnahme’ bezeichnet. Es ist nicht gewollt, dass ein Austausch entsteht.“

Mehr dazu im ePaper des Oranienburger Generalanzeiger und auf MOZ.de: OFC-Trainer verteidigt sicht

Aufrufe: 020.8.2019, 14:49 Uhr
MOZ.de / Stefan ZwahrAutor