2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Die Spieler der SG Wiesenau können jubeln – wie hier nach einem erzielten Treffer in der Hinrunde der Kreisoberliga.
Die Spieler der SG Wiesenau können jubeln – wie hier nach einem erzielten Treffer in der Hinrunde der Kreisoberliga.

So reagieren Vereine der Region auf den Saisonabbruch

gemischte Gefühle bei Brandenburgervereinen

Sektkorken knallten wohl nicht am Montagabend in Eisenhüttenstadt. Und das, obwohl gleich beide großen Vereine der Stadt ihre Klasse gehalten hatten. Doch weder beim Tabellenletzten der Brandenburgliga, dem FC Eisenhüttenstadt, noch beim FSV Dynamo, abgeschlagenes Schlusslicht der Landesliga Süd, kam echte Feierlaune auf ob der Entscheidung des Fußball-Landesverbandes Brandenburg.

Dieser hatte in seiner Vorstands-Videokonferenz beschlossen, die Saison für alle Alters- und Spielklassen ohne weiteren Spielbetrieb zu beenden. Unter Anwendung einer Quotientenregelung werden die Aufsteiger auf der Grundlage der Tabellenstände vom 12. März ermittelt, Absteiger gibt es hingegen keine.

Während die überregional spielenden Mannschaften aus der Region wie der FSV Union Fürstenwalde in der Regionalliga Nordost sowie der FC Strausberg und Victoria Seelow in der NOFV-Oberliga Nord bis Dienstag noch keine Gewissheit hatten, wie es weitergeht, steht die Entscheidung auf der Landesebene nun fest. Dass dies zum Teil bei den Vereinen und Mannschaften unterschiedliche Reaktion hervorrief, ist nachzuvollziehen. Auch für Thomas Driebusch, den Vorsitzenden des Fußballkreises Ostbrandenburg, der an der FLB-Vorstandskonferenz selbst teilnahm. "Klar, das ist eine unsportliche Lösung, wenn wir die Saison nicht auf dem Platz beenden können. Aber es ist noch die gerechteste", sagt der Fürstenwalder. Die Entscheidung unter den 22 anwesenden Vorstandsmitgliedern soll einstimmig gefallen sein.

Wie vom FLB beschlossen, will auch Ostbrandenburg den Pokalwettbewerb möglichst zu Ende spielen – auch über das eigentlich festgelegte Saisonende am 30. Juni hinaus. "Unser Fußballkreis will das nur für den Männerbereich machen. Und das muss vor dem Start des DFB-Pokals geschehen. Der Spielausschuss unter Vorsitz von Dirk Jahn wird demnächst darüber und auch über die abschließende Saisonwertung unter Anwendung der Quotientenregelung auf Grundlage der Tabellen vom 12. März entscheiden", sagt Driebusch. "Meister und entsprechende Ehrungen wird es nicht geben, sondern nur Aufsteiger."

Auch Absteiger wird es nicht geben, es sei denn, Teams haben sich vor dem 12. März aus dem Spielbetrieb zurückgezogen oder tun dies jetzt noch. Die Meldefrist dafür endet am 1. Juni, auch für die potenziellen Aufsteiger. "Das gilt auch für den Spielbetrieb im Land. Mitte Juni soll dann die Staffeleinteilung erfolgen", sagt Ralph Belling, Staffelleiter der Landesklasse Ost, die nächste Saison ebenfalls wie die Landesliga Süd mit 17 Mannschaften starten soll. Ob die neue Saison dann wie ursprünglich vorgesehen am 22. August losgeht, bleibt abzuwarten. Das hängt auch von den Entscheidungen der Politik und Behörden in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ab.

Mutschler gratuliert Aufsteiger

"Ich finde die Entscheidung schwierig und weiß nicht, ob es wirklich fair ist. Man hätte die Entscheidungsfindung auch anders gestalten können. In Bayern wurden zum Beispiel die Vereine miteinbezogen, diesen Weg finde ich überragend", sagt Jan Mutschler, Trainer des Brandenburgligisten 1. FC Frankfurt. Mit zehn Punkten Rückstand auf Spitzenreiter RSV Eintracht war der anvisierte Aufstieg allerdings schon vorher abgehakt. "Ich denke, den RSV hätte keiner mehr eingeholt, von daher sind sie verdienter Aufsteiger und man kann gratulieren. Was ich nicht verstehe: Warum gibt es Aufsteiger, aber keine Absteiger? Auch wenn ich mich natürlich freue, dass der FC Eisenhüttenstadt drin bleibt. "

Ungeachtet des Saisonabbruchs dürfen die Vereine ab Freitag wieder trainieren, beim FCF geht es am Montag los. "Die Luft ist trotz des Abbruchs nichts raus, die Jungs freuen sich. Ich habe mir ein paar Einheiten ausgedacht, die mit Sicherheitsabstand funktionieren. Allerdings fürchte ich, dass es so die nächsten vier Monate aussehen könnte", sagt Frankfurts Trainer.

Auch sein Mannschaftskapitän Erik Huwe befürwortet den Abbruch. "Wir hätten es nicht mehr geschafft, die Saison zu Ende zu spielen. Da hätte es jeden zweiten Tag ein Spiel gegeben, das ist für Amateurvereine zu krass." Der 26-Jährige hätte es allerdings fairer gefunden, die Tabelle nach der Hinrunde für die Wertung zu verwenden. "Da hatte jeder gegen jeden gespielt, jetzt ist die Tabelle doch verzerrt, da es gegen verschiedene Gegner ging. Aber dadurch, dass es keine Absteiger gibt, ist das okay. Und bei uns in der Liga gibt es mit dem RSV einen verdienten Aufsteiger – auch wenn wir die einzigen waren, die gegen sie gewonnen haben", erklärt Huwe.

Er denkt, dass es beim Training nun nicht mehr mit einhundertprozentigem Einsatz zur Sache geht. "Aber es ist auf alle Fälle schön, mal wieder etwas mit dem Ball statt immer nur Workouts zu machen und die Mannschaftskollegen wiederzusehen", sagt der Verteidiger.

Beim FC Eisenhüttenstadt hält man die Entscheidung ebenfalls für richtig. "Allerdings kann ich die unterschiedlichen Entscheidungen der einzelnen Landesverbände nicht verstehen. Für uns in unserer sportlichen Situation ist der Abbruch natürlich erfreulich, auch wenn ich glaube, dass wir auf sportliche Weise den Klassenerhalt geschafft hätten", sagt FCE-Trainer Andreas Schmidt, der mit seinem Team mit zehn Punkten aus 17 Partien die Rote Laterne trägt. "Wir feiern jetzt nicht, sind aber auch nicht traurig. Wir nehmen die Entscheidung mit Demut auf und sind davon überzeugt, in der nächsten Saison ein besseres Ergebnis einzufahren." Gespräche mit Spielern würden im Hinblick darauf bereits geführt.

Ob in den kommenden Tagen das Training wieder aufgenommen werden kann, ist noch offen. "Die Stadt hat sich noch nicht positioniert. Aber die Jungs stehen in den Startlöchern, sind heiß und wollen auf die Wiese", sagt der 42-Jährige – unabhängig davon, dass die Saison nun sportlich gelaufen sei. "Wir spielen doch alle aus Spaß an der Freude und sehen es so einfach als längere Vorbereitungsphase auf die neue Saison – wann immer diese losgehen mag", erklärt Schmidt.

Dynamo für Annullierung

Auch Lokalrivale FSV Dynamo Eisenhüttenstadt hat sich durch den Abbruch die Klasse in der Landesliga gesichert – bei sieben Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz. "Es ist erst einmal gut, dass eine Entscheidung getroffen wurde. Mir wäre aber eine sportliche Lösung lieber gewesen. Und wenn dies nicht möglich ist, dann hätte ich eine komplette Annullierung der Saison bevorzugt – schließlich handelt es sich hier um höhere Gewalt", sagt Trainer Dirk Liedtke. "Aber man kann es nie allen recht machen, gerade hinsichtlich der Aufsteiger. In unserer Liga hätte der Zweite Brieske/Senftenberg noch alle Möglichkeiten auf den Aufstieg gehabt."

Der Dynamo-Vorstand will am Samstag über die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs beraten. "Wir wollen, ähnlich wie der 1. FC Frankfurt, dass jede Mannschaft wenigstens einmal in der Woche in Fünfergruppen trainieren kann. Da könnten dann technische Sachen und Torabschlusstraining trainiert werden. Es wird aber eine logistische Herausforderung, da wir nur unseren einen Platz zur Verfügung haben", sagt Liedtke, der aber auch gleichzeitig den Verein in der Pflicht sieht: "Gerade im Nachwuchsbereich ist das Training wichtig, auch um die Eltern zuhause etwas zu entlasten. Dieses gemeinsame Unterstützen macht ja auch das Vereinsleben aus."

Durch den offiziellen Saisonabbruch hat auch der Müllroser SV in der Landesklasse Ost den Klassenerhalt sicher. In der Tabelle steht das Team von Trainer Dirk Herrgoß auf dem drittletzten Tabellenplatz. "Im Prinzip hatte der Landesverband ja keine andere Wahl. Ich finde es gut, dass es Aufsteiger gibt, aber keine Absteiger – das wäre nicht fair gewesen. Und sicherlich kommt es dem ein oder anderen Verein entgegen", sagt Herrgoß.

Hinsichtlich der kommenden Spielzeit sind die Schlaubetaler bereits in Gesprächen mit ihren Spielern. "Ich fürchte aber, mit einem Saisonstart im August könnte es knapp werden. Klar ist, dass unser Kader weiter eng gestrickt sein wird", berichtet der 51-Jährige. Ob am Hohenwalder Weg demnächst wieder trainiert wird, sei allerdings noch unsicher. "Ich warte auf die Rückmeldung der Spieler, ob sie unter den Auflagen trainieren wollen. Auch müssen Landkreis und Kommune noch die Regelungen präzisieren, dies soll bis spätestens Freitag geschehen", erklärt Herrgoß.

Wiesenau nur hauchdünn vorn

Erfreulich war die Nachricht des FLB auch für die SG Wiesenau 03. Als Tabellenführer der Kreisoberliga Ostbrandenburg hat man 43 Punkte in 18 Spielen gesammelt, Verfolger FC Neuenhagen holte 40 Zähler aus 17 Partien. "Nach der Quotientenregel haben wir 0,03 Punkte mehr – passend zu unserem Vereinsnamen. Ein offizielles Schreiben haben wir zwar noch nicht, aber wir gehen davon aus, dass wir aufsteigen", sagt Trainer Daniel Dankert. "Für Neuenhagen ist das natürlich bitter, zumal wir im letzten Spiel vor der Pandemie am 7. März mit 2:1 dort gewonnen haben."

Nach zwölf siegreichen Partien in Folge in der Hinrunde haben die Wiesenauer, die als Saisonziel "oben mitspielen" ausgegeben hatten, ernsthaft an den Aufstieg geglaubt. "Und nun ist es soweit. Wir sind natürlich glücklich, da wir schon jahrelang probiert haben, in die Landesklasse aufzusteigen", erklärt Dankert. Eine große Aufstiegsfeier sei nun zwar nicht möglich, aber man habe sich am Montagabend in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft natürlich erfreut ausgetauscht.

Skeptisch bezüglich Training

Ob in den kommenden Wochen trainiert wird, soll noch intern besprochen werden. "Stand jetzt glaube ich nicht daran. Es macht in meinen Augen nicht viel Sinn, mit Abstand und ohne Kabinen und Duschen zu trainieren", sagt der Coach. Auch hinsichtlich der neuen Saison gebe es noch viel zu klären. "Über Neuverpflichtungen haben wir uns noch nicht ausgetauscht, da wir bis jetzt nicht wussten, in welcher Liga es weitergeht", sagt der Wiesenauer Trainer.

Aus der Mitteilung des Landes-Fußballverbandes

Der FLB hat in seiner Vorstandskonferenz am Montagabend beschlossen, "die Saison 2019/ 2020 aufgrund der vom Land Brandenburg erlassenen SARS-CoV-2 Eindämmungsverordnung ohne weiteren Spielbetrieb auslaufen zu lassen. Die Saison ... ist ... vorzeitig beendet."

Ein "mehrwöchiger und intensiver Diskus-­sions- und Entscheidungsprozess" gehe damit zu Ende, "und den Vereinen wird nunmehr Klarheit und Planungs-­sicherheit für die Vorbereitung der neuen Saison gegeben.

Die Regelung gilt für alle Alters- und Spielklassen des FLB einschließlich seiner Fußballkreise."

Die Aufsteiger werden "unter Anwendung einer Quotientenregelung ... auf der Grundlage der Tabellenstände vom 12. März 2020 ermittelt.

Die Abstiegsregelungen 2019/2020 hingegen werden außer Kraft gesetzt." Dafür gibt es eine Ergänzung: "Ausnahme bilden hierbei die Mannschaften, die bereits vor dem 12. März 2020 vom Spielbetrieb ihrer Klasse zurückgezogen worden sind."

Die Pokalwettbewerbe sollen, soweit möglich, "zu Ende gespielt werden, gegebenenfalls auch nach dem 30. Juni 2020".



Aufrufe: 012.5.2020, 21:34 Uhr
MOZ.de / Hubertus RößlerAutor