2024-04-23T06:39:20.694Z

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Mit dem 1. FC Düren auf der Westkampfbahn in die Regionalliga? Ex-Profi Wilfried Hannes (Borussia Freialdenhoven), Henner Schmidt (GFC Düren 99) und Achim Greiff (Viktoria Arnoldsweiler, v.l.) blicken verhalten auf die Vision des Landrats und des FC Düren-Niederau. Fotos: Abels (3)/Kròl
Mit dem 1. FC Düren auf der Westkampfbahn in die Regionalliga? Ex-Profi Wilfried Hannes (Borussia Freialdenhoven), Henner Schmidt (GFC Düren 99) und Achim Greiff (Viktoria Arnoldsweiler, v.l.) blicken verhalten auf die Vision des Landrats und des FC Düren-Niederau. Fotos: Abels (3)/Kròl
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„Wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“

Erste Reaktionen auf die Vision von Landrat Wolfgang Spelthahn und des FC Düren-Niederau. Die Frage der Finanzierung.

Fußball-Mittelrheinligist Viktoria Arnoldsweiler freut sich auf ein mögliches Derby: „Dann spielen wir gegen den 1. FC Düren um sechs Punkte“, sagte gestern Achim Greiff. Der Vorsitzende der „Kleeblätter“ war am Montag wie Henner Schmidt, der Vorsitzende der SG GFC Düren 99, von Dürens Landrat Wolfgang Spelthahn zu einem Gespräch ins Kreishaus eingeladen worden.
Dort informierte der Christdemokrat auch mit den Vertretern des FC Düren-Niederau Greiff und Schmidt über die Vision, Profi-Fußball in der Kreisstadt zu etablieren. Die Reaktionen der beiden Vorsitzenden fielen eher zurückhaltend aus.

„Ohne Not Türen zugeschlagen“

„Grundsätzlich“, sagt Achim Greiff, „ist das Vorhaben sicher lobenswert, aber warum hat man im Vorfeld nicht auch mit uns gesprochen, schließlich sind wir der klassenhöchste Verein in der Stadt? So wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich hätte mir schon gewünscht, dass man uns zumindest bei einer Tasse Kaffee die Überlegungen erläutert.“ Die Viktoria wird während der nächsten Vorstandssitzung die neue Fußball-Situation bewerten. Achim Greiff sieht aktuell keine Zustimmung zu diesem Projekt in seinem Klub: „Die Tendenz ist: Wir gehen unseren eigenen Weg, auch wenn er schwerer werden sollte.“

Befremdet ist auch Henner Schmidt über die Art und Weise, wie der 1. FC Düren ins Leben gerufen wurde: „Der GFC Düren 99 hat schon lange neue Strukturen im Dürener Fußball gefordert, um an den Glanz alter Traditionen anknüpfen zu können. Das Vorgehen des Landrats und des FC Düren-Niederau hat uns überrascht. Mit dieser Art Geheimdiplomatie sind ohne Not Türen zugeschlagen worden, so dass die Bereitschaft mitzuwirken beeinträchtigt ist.“ Der Vorstand des GFC Düren 99 tagt in der kommenden Woche. Henner Schmidt sagt aber auch, der GFC 99, der Spitzenreiter in der Landsliga, sei dabei, sich mit Gert Engels in der Jugend neu zu strukturieren, und er werde zunächst einmal in Ruhe den Staub sich legen lassen, schließlich: „Wir haben keine Angst vor dem 1. FC Düren.“

Geladen in das Kreishaus war für Montag auch Borussia Freialdenhoven. Ein Vertreter des Vereins konnte aber an dem Termin nicht teilnehmen. Sein Trainer, Wilfried Hannes, Ex-Bundesliga-Profi bei Borussia Mönchengaldbach, davor Spieler der SG Düren 99, steht der Neugründung grundsätzlich positiv gegenüber. „Ich finde es gut, dass sich in Düren etwas bewegt, denn Düren war immer auch eine Fußballstadt und nicht nur eine Volleyballstadt, wie es momentan der Fall ist“, sagt der 60-Jährige. Der ehemalige Coach von Alemannia Aachen gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass die Vereine, die sich dem neuen Projekt anschließen wollen, einen Teil ihrer Tradition dadurch aufgeben. „Und das sollte man auch in Niederau nicht unterschätzen“, verdeutlicht Hannes, der sich als „Außenstehender“ – wie er es selbst formuliert – mehr Informationen gewünscht hätte.

Hannes glaubt auch nicht, dass sich die SG GFC Düren 99 dem neuen Klub anschließen wird. „Düren 99 lebt von der Tradition und ist durch Spieler wie Schnellinger, Stollenwerk, Engels oder mich über die Grenzen hinaus bekannt. Ich denke nicht, dass sie ihre Tradition einfach so wegwerfen. Außerdem entsteht da gerade auch etwas, denn der Verein wird aufsteigen, da bin ich mir sicher“, sagt der Übungsleiter.

Angesprochen auf die kurzfristigen Ziele des neuen Klubs reagiert Hannes eher zurückhaltend: „Einen Aufstieg kann man im Fußball schlecht planen, auch als 1. FC Düren nicht. Wenn das so kommen sollte, bin ich gespannt, wie der finanzielle Rahmen dann aussieht. Ich bin ja schon lange in der Mitterheinliga unterwegs und weiß, was man braucht, um aus dieser Klasse hochzukommen.“

Dr. Martin Fröhlich, Präsident von Alemannia Aachen, kann aus der Ferne das neue Dürener Projekt schwer einschätzen, sagt aber, dass man sich über künftige Derbys freuen würde: „Grundsätzlich ist das ein offener Wettbewerb und jeder ist herzlich eingeladen.“

Sollte es zu diesen Derbys kommen, fänden sie auf der Westkampfbahn statt. Die steht, wie auch Henner Schmidt bestätigte, allen Dürener Vereinen offen. Man müsse aber dann auch rechtzeitig organisatorische Fragen klären.

Bis es soweit ist, muss die traditionsreiche Sportstätte aber ertüchtigt werden mit Mitteln aus der Sportpauschale und über den Kreissportbund. Größtes Problem scheinen die Umkleideräume unter der Tribüne zu sein. Der Landrat geht davon aus, dass nur ein Neubau oder Container die Lösungsmöglichkeit ist. Ansonsten aber ist er überzeugt: „Die Westkampfbahn wird als Spielstätte eines Regionalliga-Teams alle Anforderungen des DFB erfüllen.“

Zur Finanzierung der Vision machten Landrat und FC Düren-Niederau keine konkreten Angaben. Spelthahn: „Wir müssen doch in zwei Schritten vorgehen: Zuerst müsen wir die Struktur schaffen, um das Potenzial abrufen zu können. Und ein Etat für ein Mittelrheinliga-Team ist nicht das Problem.“ Und wenn der zweite Schritt erfolgen kann? „In einem Gebiet wie dem Kreis Düren ist der Sponsorenmarkt nicht zu klein für zwei sportliche Aushängeschilder. Sowohl die SWD Powervolleys als auch der 1. FC Düren können bestehen“, ist sich Landrat Spelthahn sicher.

„Wo kommt das ganze Geld her?“ - Nachgefragt bei Günter Stroinski (Vorsitzender des Regionalligisten Wegberg-Beeck)

Wie bewerten Sie die Vision „Profifußball in Düren“?

Stroinski: Ich finde es gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ohne einen oder mehrere Sponsoren funktionieren kann. Man muss auch bedenken, dass ein Aufstieg in die Regionalliga nicht unbedingt Profitum bedeutet, so wie das dargestellt wurde.

Warum nicht?

Stroinski: Bei uns spielen keine Profis, sondern normal arbeitende Fußballer, die zusätzlich Geld mit dem Sport verdienen. Es gibt mindestens vier oder fünf Vereine in der Regionalliga West, die genauso arbeiten wie wir.

Glauben Sie denn, dass die Dürener ihren Plan umsetzen können?

Stroinski: Ich gönne es ihnen auf jeden Fall, denn in Düren ist in den vergangenen Jahren in Sachen höherklassiger Amateurfußball nicht viel passiert. Nur ob man das so einfach umsetzen kann, glaube ich nicht. Da gehören viele Dinge dazu – in erster Linie Geld.

Können Sie das konkretisieren?

Stroinski: Im Vergleich zur Mittelrheinliga müssen wir 100 000 Euro mehr aufbringen. Und dabei bezahlen wir unseren Spielern noch nicht einmal mehr Geld. Zudem kostet eine A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft mindestens 80 000 Euro. Ich weiß nicht, wie das in Düren gehen soll. Wo kommt denn das ganze Geld auf einmal her?

Wie hoch sind die Kosten für ein Heimspiel?

Stroinski: Mindestens 4000 Euro. Es werden über 20 Security-Mitarbeiter benötigt, und der Schiedsrichter kostet das Fünffache im Vergleich zur Mittelrheinliga. Bei einem Hochrisikospiel sind die Kosten sogar deutlich höher, da noch mehr Personal benötigt wird. Wenn man nicht genügend Zuschauer hat, macht man daher ein Minusgeschäft.

Welchen Rat können Sie den Dürenern mit auf den Weg geben?

Stroinski: Sie sollten genau planen und kalkulieren. Der Etat muss für eine komplette Regionalliga-Saison gesichert sein. Wenn sie sportlich gut sind, können sie sich auch besser vermarkten. Dann finden sie auch mehr Leute, die Werbung machen im Stadion. Da haben wir aktuell einen richtigen Boom.

Aufrufe: 08.11.2017, 14:30 Uhr
Lars Brepols und Franz Sistemich | AZ/ANAutor