2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
Adrian Gahabka (re.) jubelt zusammen mit seinen Teamkollegen seines College-Teams.
Adrian Gahabka (re.) jubelt zusammen mit seinen Teamkollegen seines College-Teams. – Foto: Privat

Die Erfahrung seines Lebens

Der Dingolfinger Adrian Gahabka (25) hat im US-Bundessaat Vermont seinen Master gemacht und nebenbei auf professionellem Niveau Fußball gespielt +++ In eineinhalb Jahren hat er viel erlebt

Burlington, gut 40.000 Einwohner - mit Abstand die größte Stadt des Bundesstaats Vermont. Im Nordosten der USA gelegen, irgendwo in den menschenleeren Wäldern Neuenglands zwischen New York und der kanadischen Metropole Montréal. Den klassischen USA-Touristen wird es in diese unbekannte Ecke der Vereinigten Staaten mit ziemlicher Sicherheit nicht verschlagen. Der Dingolfinger Adrian Gahabka hat aber diesen Flecken Erde lieben gelernt. Eineinhalb Jahre hat der 25-Jährige hier verbracht, seinen Masterabschluss gemacht und nebenbei auf professionellem Niveau Fußball im College-Team gespielt. Über Schneestürme und -25 Grad im Winter, einen aufregenden Sommer in New York City und warum es zum Schluss ziemlich stressig wurde - der ehemalige Kicker des SV Schalding, der SpVgg Hankofen-Hailing und des FC Dingolfing hat viel zu erzählen.

Ja, es kann kalt werden in Vermont, richtig kalt. Und wenn dann die berüchtigten Blizzards durch die Straßen fegen, kommt das öffentliche Leben zum Erliegen. "Da geht dann auch keiner mehr vor die Tür. Wer unbedingt raus muss, nimmt nicht etwa das Auto, sondern bewegt sich mit Skiern fort", weiß Adrian Gahabka mit einem Lächeln zu berichten. Hatte er so zuvor auch noch nie erlebt. "Es hat mich fasziniert, mal eine ganz andere Seite von Amerika abseits der gängigen Stereotype kennenzulernen." Am Dienstagabend endete nun - vorerst - sein Übersee-Abenteuer. Via New York und Amsterdam ging`s zurück in die Heimat, nach einem 24-Stunden-Trip landete er müde und voll bepackt am Münchner Flughafen. "Eine Woche zuvor habe ich meine letzte Prüfung geschrieben, ich bin jetzt also mit meinem Studium fertig. Vor vier Wochen hatten wir das letzte Spiel."

Seine Eltern besuchten Adrian Gahabka zum letzten Heimspiel der regulären Saison.
Seine Eltern besuchten Adrian Gahabka zum letzten Heimspiel der regulären Saison. – Foto: Privat


Nach dem Bachelor-Abschluss in Business Administration (BWL) an der Universität Passau hat er nun seinen Master nachgeschoben. Zum Schluss war es wahrlich kein Zuckerschlecken mehr für den Niederbayern. Denn neben dem Abschluss stand täglich Training auf dem Programm, zudem ging die Saison im College-Soccer in die heiße Phase. "Crunch-Time" wie die Amerikaner zu sagen pflegen, oder: Playoffs! "Da stieß ich schon an meine Grenzen, das muss ich ehrlich zugeben. Masterarbeit, Bewerbungen und die Playoffs, das war schon sehr, sehr anstrengend", blickt er auf eine intensive Zeit zurück. Sportlich hatten sich Gahabka und Kollegen in der Hauptrunde glänzend für die Alles-oder-Nichts-Spiele in Stellung gebracht und ihre Division auf Platz eins abgeschlossen. Doch im Halbfinale um die regionale Neuengland-Meisterschaft war dann gegen Hartford Endstation. "Das ist eben das amerikanische System. Wir haben eigentlich eine gute Saison absolviert, aber wenn du einen schlechten Tag erwischst, ist alles vorbei. Daran musste ich mich auch erst einmal gewöhnen", erklärt der Dingolfinger.

Sommer 2019: Einer der besten im Leben des Adrian Gahabka.

Mit dem deutschen Fußball sind die College-Meisterschaften nur schwer zu vergleichen, trotzdem ist sich Gahabka sicher, dass er keinen Rückschritt in seiner Entwicklung gemacht hat: "Das läuft alles extrem professionell ab. Vom Niveau her würde ich die Teams mit guten Bayernliga-Mannschaften vergleichen." Freilich wissend, dass der Fußball in Deutschland dem in den USA "noch um einige Jahre voraus ist", wie er selbst einschätzt. In den Genuss eines ganz besonderen Erlebnisses ist er im Sommer dieses Jahres gekommen. Für Gahabka ging`s in den "Big Apple"! Vier Monate lang lief er in der sogenannten "Summer League" für die "Brooklyn Italians" auf. "Das war einer der besten Sommer meines Lebens", umschreibt er die Zeit in New York City.

– Foto: Privat


Die tollen Eindrücke werden ihm immer bleiben, sein Amerika-Abenteuer war "eine coole Erfahrung, die ich nur jedem wärmstens empfehlen kann", wie er sagt. "Ich habe wahnsinnig nette und herzliche Menschen kennengelernt. Auch unsere WG mit einem Isländer und zwei Kanadiern war toll, ich habe viele internationale Freundschaften knüpfen können", blickt er zurück. Der Beruf genieße von nun Priorität, wie er betont. Im Marketingbereich von Sportartikelherstellern zu arbeiten, das könnte er sich gut vorstellen: "Wäre schon eine feine Sache, wenn ich dadurch Beruf und Sport in der Form verbinden könnte." Und wie geht es fußballerisch mit ihm weiter? Wird er nun nach seiner Rückkehr wieder im grün-weißen Schaldinger Trikot zu sehen sein? "Das lasse ich jetzt mal offen", verrät er nur, sicher ist aber: "Ich stehe mit dem SVS in Kontakt, in der Winterpause haben wir ja jetzt Zeit, um das alles in Ruhe zu besprechen." Aber: Festlegen will und kann er sich im Moment nicht, hängt davon ab, wo er einen passenden Job findet. Und das muss nicht unbedingt hierzulande sein: "Es ist durchaus möglich, dass ich bei einem guten Angebot wieder nach Amerika gehe." Die Erfahrung in Vermont hat ihn offensichtlich nachhaltig geprägt. So sehr, dass er sogar erwägt, seinen Lebensmittelpunkt über den großen Teich zu verlegen.

Aufrufe: 019.12.2019, 06:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor