2024-04-24T13:20:38.835Z

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Florian Lanz ist Trainer des FC Deisenhofen II und gewann bei euch das Voting zum besten Trainer 2018 der Kreisliga 1 Zugspitze. Foto: Christian Riedel 
Florian Lanz ist Trainer des FC Deisenhofen II und gewann bei euch das Voting zum besten Trainer 2018 der Kreisliga 1 Zugspitze. Foto: Christian Riedel 

Florian Lanz: „Spieler schwärmen bis heute von den alten Zeiten“ 

Mit über 100 Stimmen Vorsprung ist der Coach des FC Deisenhofen II euer Trainer 2018

Florian Lanz ist euer Trainer des Jahres 2018. Im Vorort-Interview spricht er über die Herausforderung seines Jobs angesichts des ständigen Neuaufbaus in der U23 des FC Deisenhofen.

Florian Lanz wurde von euch zum besten Trainer 2018 der Kreisliga 1 Zugspitze gewählt und zwar eindeutig: Mit über 100 Stimmen Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Der Job als Coach des FC Deisenhofen II kann jedoch manchmal auch sehr herausfordernd sein. Der 35-Jährige spricht mit uns über seinen Supporter-Kreis und die Zusammenarbeit mit der ersten Mannschaft.


Bei unserem Voting zum „Besten Trainer 2018 der Kreisliga 1 Zugspitze“ haben dich 194 Leute ganz vorne gesehen. Was denkst du, wieso hast du in ihren Augen diesen Titel verdient?

Dadurch, dass ich inzwischen seit 18 Jahren im Amateurbereich dabei bin, habe ich mir einen großen Supporter-Kreis aufgebaut. Die Spieler, die in dieser Zeit mit mir zusammengearbeitet haben, schwärmen bis heute, wenn ich sie treffe von den „alten Zeiten“. Die Trainerteams und Spieler, die ich betreut habe, haben gute Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Ich denke, das ist der ausschlaggebende Punkt, wieso ich gewonnen habe.

Das Ergebnis war auch sehr eindeutig. Du hattest einen Vorsprung von mehr als 100 Stimmen auf den Zweitplatzierten.

Ich stehe auch bis heute in Kontakt mit Spielern, die ich früher trainiert habe. Das Ganze hat mit dem Jahrgang 1990 angefangen. Damals war ich achtzehn und dann ging es bis zu den Erwachsenen rauf. Das hat mich natürlich geprägt und die Spieler auch. Das Ergebnis kann ich mir nur durch diesen Supporter-Kreis erklären.

Wir messen in Deisenhofen die Leistung der U23 an der Weiterentwicklung der jungen Spieler in Richtung der ersten Mannschaft.

Wie läuft bei euch das Training normalerweise ab?

Ja, das gibt es in Deisenhofen schon. Montags trainieren wir in der Regel mit der ersten Mannschaft. Da gibt es dann meistens ein Stationen-Training. Das Trainerteam der ersten und der U23 Mannschaft betreuen unsere 30 bis 40 Spieler dabei gemeinsam. So bekommen die jungen Spieler Zugriff auf die erste Mannschaft und deren Trainer, Hannes Sigurdsson, kann sie sehen und ihre Entwicklung mitverfolgen. Dienstags und Donnerstags wird dann getrennt trainiert. Obwohl man alleine für sich arbeitet, haben wir meistens die gleichen Trainingszeiten. Deshalb trifft man sich dann trotzdem, insbesondere, da wir uns auch die Kabine teilen. Dadurch ist die U23 sehr nah dran an der Ersten. Das ist auch so gewollt, weil es unser Ziel ist, die jungen Spieler zu entwickeln und schnellstmöglich an die erste Mannschaft heranzuführen.

Gibt es so etwas wie ein typisches Training?

Vom Ablauf her läuft das Ganze so, dass wir meistens am Anfang erstmal, ich nenne es immer „Kreisal“ spielen. Das mögen die Spieler ganz gerne. Dann gibt es ein Warm-Up. In jeder Woche legen wir als Trainerteam jeweils einen Schwerpunkt fest, an dem wir arbeiten wollen, der dann trainiert wird. Bei der U23 ist das oft das Pressing, Spielaufbau oder auch Ballbesitz. Darauf legen wir viel Wert, um einen ordentlichen und attraktiven Fußball spielen zu können.

Hast du einen bestimmten Trainer, der dir in deiner Arbeitsweise als Vorbild dient?

Mein Ansatz ist es, mit vielen Ideen meinen eigenen Weg zu finden. Sicherlich gibt es verschiedene Trainer, von denen ich unterschiedliche Elemente übernehmen kann. Mein persönlicher Horizont hat sich dadurch erweitert, dass ich regelmäßig im vertrauensvollen Austausch mit anderen Trainern stehe, wie zum Beispiel mit Gürkan Karahan. Von solchen Trainern habe ich dann auch Ratschläge erhalten, die teilweise über den Amateurbereich hinausgehen.

Zur Winterpause liegt dein Team mit 20 Punkten auf dem achten Tabellenplatz. Vergangene Saison ist euch direkt nach dem Aufstieg der vierte Rang gelungen. Ist da der aktuelle Tabellenzwischenstand enttäuschend?

Wir messen in Deisenhofen die Leistung der U23 nicht an dem Tabellenplatz, sondern an der Weiterentwicklung der jungen Spieler in Richtung der ersten Mannschaft. Aus dem Kader der letztjährigen U23 haben wir nur noch vier Spieler. Dafür konnten wir sechs Spieler zu einem festen Bestandteil der ersten Mannschaft entwickeln: Fabian Gießen, Valentin Köber, Evrad Ngeukeu, Rudi Gerhartsreiter, Thomas Karl und Linus Lorenz.

„Ich habe ein Team entwickelt habe, das eigentlich nicht zu stoppen war.“

Wo liegt mit der neuen Mannschaft der Unterschied zur letzten Saison?

Im vergangenen Jahr war die Mannschaft mit einem höheren Altersdurchschnitt etwas erfahrener und ausgeglichener. Diese Saison war herausfordernd, weil wir aus der U19 Bayernliga nur vier Spieler bekommen haben. Das liegt daran, dass die U19 letztes Jahr viele junge Jahrgänge hatte, die diese Saison ein weiteres Jahr dort spielen. Dann hatten wir mehrere Abgänge, die in die erste Mannschaft aufgestiegen oder wegen dem Studium weggezogen sind. Deshalb mussten wir zu Saisonbeginn eigentlich wieder von vorne anfangen. In der U23 zu trainieren ist schwierig, weil man in der Regel wenige Spieler der vorangegangenen Saison im Kader hat und alles neu entwickeln und auf die Beine stellen muss.

Ist die Herausforderung, die dieser ständige Neuaufbau mit sich bringt, ein besonderer Reiz in deinem Beruf?

Es hat seine guten und schlechte Seiten. Contra spricht natürlich, dass ich in der letzten Saison ein Team entwickelt habe, das in der Rückrunde einen Sieg nach dem anderen eingefahren hat und eigentlich nicht zu stoppen war. Da hat man gemerkt, dass die Arbeit der Hinrunde gefruchtet hat und wir sind die Rückrunde mit tollen Spielen beinahe durchmarschiert. Um einen Punkt haben wir dann die Relegation verpasst. Das war dann schon bitter, so eine gestandene Mannschaft abzugeben von der ich wusste, dass wir in der nächsten Saison in dieser Zusammensetzung aufgestiegen wären. Dann gibt es einen kompletten Umbruch: Sechs Spieler gehen in die Erste, vier gehen ins Ausland und zwei bis drei wechseln in einen anderen Verein.

Darin liegt die Herausforderung eines U23-Trainers...

Richtig. Du hast eine ganz neue Mannschaft und neue Spielern, die du letztes Jahr nicht trainiert hast und musst dann alles neu aufbauen. Das macht zwar auch Spaß, weil du ihnen was Neues beibringen kannst, aber andererseits ist es natürlich auch schade, wenn man sich denkt: „Ach, hätte ich die Jungs noch eine Saison mehr gehabt, dann würden wir jetzt ganz sicher um den Aufstieg mitspielen“.

Auswärts haben wir Probleme und tun uns schwer dieses Jahr Punkte zu sammeln. Das ist in der Zugspitz-Liga auch nicht einfach, auf dem Oberland sagen wir immer. Aber an sich bin ich nicht unzufrieden mit dem Tabellenplatz.

Welches Ziel habt ihr in dieser sehr engen Liga für die Rückrunde?

Ich würde am Ende gerne unter die besten fünf kommen. Das wäre mein Wunsch und dass wir in der Rückrunde noch mehr Tore schießen. Vielleicht stellen wir auch das System auf 3-5-2 um. Da sind wir gerade am überlegen und wollen das in den Testspielen auf jeden Fall probieren.

Für viele unserer Spieler ist es das erste Jahr Herrenfußball und das ist etwas ganz anderes als U19-Bayern- oder Bezirksliga. Die müssen da erst mal herangeführt werden. Wenn man dann auf dem Oberland spielt, zum Beispiel in Lenggries oder Miesbach, dann spielen dort gestandene Männer mit 28 Jahren. Das ist es für die 18- oder 19-Jährigen eine ganz neue Spielerfahrung und sehr herausfordernd.

Am Freitag kommt bei uns der zweite Teil des Interviews. Dort erklärt Lanz, wieso nächste Saison eine bessere Platzierung für seine Mannschaft drin ist und wie er das Talent von Evrad Ngeukeu erkannte.

Aufrufe: 017.1.2019, 17:19 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Kirsten PfisterAutor