2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
Torjubel bei Tobias Winter im Trikot des MTV 1846 Gießen. Die Männerturner im Herzen der Stadt haben in der Fußball-Abteilung seit einigen Jahren einen Boom zu verzeichnen.	Foto: Ben
Torjubel bei Tobias Winter im Trikot des MTV 1846 Gießen. Die Männerturner im Herzen der Stadt haben in der Fußball-Abteilung seit einigen Jahren einen Boom zu verzeichnen. Foto: Ben

Wider den Trend

KONZEPTE: +++ MTV, Wettenberg und Cleeberg als Erfolgsmodelle +++

GIESSEN. Die Zahl der heimischen Fußballmannschaften ist in den letzten Jahren zurückgegangen, auch neu gegründete Spielgemeinschaften waren zuletzt alles andere als eine Seltenheit und konnten mitunter doch nur mit Mühe und Not den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Eher kleiner ist dagegen die Zahl der Mannschaften, die im Aktivenbereich noch so gut aufgestellt sind, dass sie gleich drei Mannschaften für den Ligabetrieb melden können, durchaus auch mit sportlichem Erfolg – dazu gehören der MTV 1846 Gießen, die FSG Wettenberg und der FC Cleeberg.

Wir haben uns bei den drei Vereinen umgehört. Wie sind sie personell aufgestellt, nicht nur im Aktiven-, sondern auch im Jugendbereich, wie sieht es mit den zur Verfügung stehenden Sportstätten aus, schließlich mit den Trainern und – last but not least – wie ist es um die Zukunft bestellt.

MTV 1846 Gießen

Die beeindruckendsten Zahlen im Aktivenbereich weist der MTV 1846 Gießen auf, der für seine Teams in der Gruppenliga, der Kreisliga A und der Kreisliga B auf einen Fundus von rund 90 (!) Spielern zurückgreifen kann. Dafür ist für die traditionell als Studentenverein bekannten Männerturner vor allem die Lage in Uni-Nähe entscheidend. Große Eigenwerbung betreibt der Club nämlich nicht. „Wir liegen wirklich gut, aber natürlich sprechen auch hier und da mal Spieler, die bereits zu uns gefunden haben, an der Universität auch mit anderen und locken diese damit an. Deswegen haben wir im Aktivenbereich wirklich keinerlei Probleme, die drei Mannschaften ausreichend zu bestücken. Lediglich für das Gruppenliga-Team gehen wir auch mal auf Spielersuche, da dort logischerweise dort eine gewisse Qualität vonnöten ist“, berichtet der Sportliche Leiter Thorsten Siegel, der selbst gar nicht so genau weiß, ob er sich Sportlicher Leiter nennen soll. Aber irgendwie ist der langjährige, überaus engagierte Jugendtrainer in die Rolle reingewachsen. Und unterstützt damit den Jahrzehnte schon tätigen Abteilungsleiter Matthias Dimmel. Alle drei Mannschaften wurden zudem mit Trainern ausgestattet, nachdem sich die „unterklassigen Teams“ in früheren Zeiten auch oft selbst gecoacht hatten. Die Mannschaften mit engagierten Übungsleitern auszustatten, ist für den MTV aber auch und vor allen Dingen im Jugendbereich sehr wichtig, mittlerweile sind einige aktive Spieler als Trainer tätig. Das fördert die Verbindung zwischen den Aktiven und den Jugendmannschaften. Zahlreiche MTV-Nachwuchskicker sind bei den Gruppenligaspielen der ersten Mannschaft zu erspähen. „Wie es im Jugendbereich läuft, damit können wir auch sehr zufrieden sein. Das einzige Problem besteht bei den höheren Jugendmannschaften, wir habe es noch viel zu selten geschafft, Spieler aus der Jugend in den Aktivenbereich zu integrieren“, betont Siegel, der aber auch um die starke innerstädtische Konkurrenz weiß.

Platz-Probleme entstehen am Heegstrauchweg meist in den Jahreszeiten, in denen der sich dem Kunstrasenplatz anschließende Rasen nicht genutzt werden kann. „Im Sommer haben wir diesbezüglich keinerlei Probleme, im Herbst oder im Frühjahr ist es schon schwieriger, zumal die Footballer den Platz ja auch nutzen. Daher ist schon ein gewisser organisatorischer Aufwand nötig und Absprachen sind besonders wichtig. Aber bislang haben wir das immer sehr gut lösen können“, sagt Siegel, dessen Vater Michael über viele Jahre die Jugendabteilung am Laufen hielt, ehe ihm im vergangenen Sommer Andreas Berk als Verantwortlicher folgte. Die beeindruckenden Zahlen der Senioren weisen auch die Junioren auf, die in den vergangenen sieben, acht Jahren von ehedem 60 Kickern auf gut 180 stiegen. Notwendig war deshalb, montags eine Zeit an der Miller Hall zu ergattern, hat der MTV 1846 ein Jahr vor seinem 175-jährigen Bestehen doch alle Jugenden (oft doppelt) besetzt.

Für die Zukunft macht sich Thorsten Siegel daher keine Sorgen. „Der sehe ich wirklich entspannt und sehr positiv entgegen. Natürlich herrscht bei den drei Männermannschaften reger Betrieb und Jahr für Jahr auch mal wechselndes Personal, aber das ist für das Vereinsleben durchaus erfrischend und förderlich“, glaubt Siegel.

FSG Wettenberg

An die Zahlen des MTV 1846 kann die FSG Wettenberg nicht heranreichen, kann für das Gruppenliga-, das Kreisliga B und Kreisliga C-Team aber immerhin auf rund 40 Spieler zurückgreifen. Die Spielgemeinschaft, die ihre Kicker hauptsächlich aus den Ortschaften Krofdorf-Gleiberg, Launsbach und Wißmar rekrutiert, sieht sich damit gut aufgestellt. „Wenn nicht unbedingt eine Verletzungswelle über uns hereinbricht, wie es teilweise bei der ersten Mannschaft schon der Fall war“, ergänzt der Sportliche Leiter Kai Fechler. „Dann kommen wir schon an gewisse Grenzen und müssen ein wenig improvisieren. Auch das Schiedsrichtersoll erhöht sich natürlich durch eine zusätzliche Aktivenmannschaft, was zusätzliche Meldungen nicht unbedingt einfacher für die Vereine macht.“ So musste das Gruppenliga-Teams in dieser Saison bereits den Abzug eines Punktes wegen fehlender Schiedsrichter hinnehmen.

Die wichtigste Rolle bei der FSG spielt aber die Jugendabteilung, die auch hier die Zukunft und die Basis des Vereins darstellt. „Insgesamt versuchen wir schon, in den drei Ortschaften für uns zu werben, dass mit den Handballern der HSG Wettenberg noch ein weiterer starker Verein hier unterwegs ist, der ja auch sehr aktive Jugendarbeit betreibt, macht es für uns natürlich nicht leichter. Eine Zeit lang üben Kinder ja auch mal mehrere Sportarten gleichzeitig aus, irgendwann müssen sich sich aber entscheiden“, führt Fechler aus.

Was unter anderem dazu führte, dass die Wettenberger mit dem „Nachbarn“ FSG Biebertal bei den A- und B-Junioren eine Spielgemeinschaft (JSG Gleiberger Land) eingegangen sind. „Wir wollen den heimischen Spielern eine Plattform bieten und nicht warten, bis sie abgewandert sind. Daher war dieser Zusammenschluss folgerichtig und ist aktuell auch zu 100 Prozent richtig. Auch im Team hinter den Teams ziehen alle an einem Strang.“ Generell legen Fechler und seine Mitstreiter auch wert auf gut ausgebildete Jugendtrainer, auch die Verbindung zum Aktivenbereich ist dadurch gewährleistet, dass viele Spieler gleichzeitig als Co-Trainer in Jugendmannschaften tätig sind.

Keinerlei Probleme bereiten der FSG Wettenberg die Spielstätten, denn neben dem „Hauptspielort“, dem Kunstrasenplatz in Launsbach, der auch gehegt und gepflegt wird, stehen zudem noch die Plätze in Wißmar und Krofdorf-Gleiberg zur Verfügung. Bei schlechtem Wetter oder über die Winterpause auch mal in die Halle auszuweichen und dort Einheiten zu absolvieren, stellt ebenfalls kein Problem dar. Deswegen blickt Kai Fechler optimistisch in die Zukunft, nicht ohne sich eine wichtige Frage zu stellen. „Wir haben mitunter 60 Bambinis, die bei uns mit viel Begeisterung beginnen. Wie schaffen wir es, diese beim Fußball und im Verein zu halten?“, sieht der Sportliche Leiter der FSG eine zentrale Aufgabe für die nächsten Jahre.

FC Cleeberg

Keine städtische Lage wie der MTV oder eine Spielgemeinschaft wie die Wettenberger hat der FC Cleeberg vorzuweisen. Und doch können auch die Kleebachtaler mit einem Verbandsliga-, einem A-Liga und einen C-Liga-Team drei Aktivenmannschaften an den Start schicken. „Wir haben rund 60 Spieler zur Verfügung, was an sich okay ist. Zum einen haben wir aber schon reichlich Verletzungen hinnehmen müssen, zudem ist mit schlechterem Wetter auch die Trainings- und Spielmoral nicht immer die beste. Leider mussten wir schon zwei Spiele in der Kreisliga C absagen“, berichtet Steffen Viehmann, der Sportliche Leiter Cleebergs. Eine dritte Absage und damit eine Abmeldung möchte er unbedingt verhindern.

Vor allem im jüngeren Jugendbereich ist der FCC sehr gut aufgestellt, von den G- bis zu den C-Junioren sind einige Mannschaften sogar doppelt besetzt. Bei den älteren Jahrgängen betreiben die Cleeberger eine Spielgemeinschaft mit dem „Nachbarn“ SG Waldsolms. „In einer solchen habe ich schon gespielt, das stellt überhaupt kein Problem dar, im Gegenteil: Die Zusammenarbeit verläuft sehr gut“, beschreibt Viehmann.

Den Waldsolmsern versucht Cleeberg daher auch nicht, Spieler abzugraben, hauptsächlich speist sich der Verein mit Spielern aus Ortschaften, die nicht über einen eigenen Fußballverein verfügen. Neben dem sehr umtriebigen 1. Vorsitzenden Erik Schimpf, der zudem noch als Spieler und Trainer aktiv ist, ist es vor allem den seit Jahrzehnten engagiert im Jugendbereich tätigen Trainern wie Wolfgang Schmidt zu verdanken, dass Cleeberg auch ohne Spielgemeinschaft sehr gut aufgestellt ist. Zudem ist es dem Verein wichtig, aktive Spieler in die Trainerjobs einzubinden, um auch eine Verbindung zu den Nachwuchskickern herzustellen. Viele junge Trainer sind derzeit für den FCC aktiv.

Ein Segen für den Verein war natürlich der Kunstrasenplatz, der Ende 2018 eingeweiht wurde. Dadurch bieten sich nun ausreichend Trainingsmöglichkeiten. „Im Sommer sind die Mannschaften sehr viel auf dem Rasenplatz zugange, bei schlechterem Wetter ist der neue Platz eine große Hilfe“, betont Viehmann. Aber auch die Gemeinde Langgöns hat die Bedeutung des Vereins für die Region erkannt und bietet bei Bedarf zusätzliche Möglichkeiten an.

Deswegen ist auch Steffen Viehmann nicht bange. „Ob man immer drei aktive Mannschaften stellen kann, das muss man natürlich abwarten. Aber vor allem der Nachwuchsbereich macht uns Freude und auch Mut für die Zukunft, da wir hier wirklich viele fleißige und helfende Hände haben“, freut sich Cleebergs Sportlicher Leiter über die aktuelle Situation.



Aufrufe: 06.2.2020, 08:00 Uhr
Marc SteinertAutor