2024-05-08T14:46:11.570Z

Aufreger der Woche
Kein Pardon: Der Schiedsrichter zückt gegen Vereinschef Bülbül (zu Deutsch: Nachtigall) Gelb-Rot..  Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Kein Pardon: Der Schiedsrichter zückt gegen Vereinschef Bülbül (zu Deutsch: Nachtigall) Gelb-Rot.. Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Lappalie wird zum Ärgernis

Eine sehr fragwürdige gelbe Karte gegen den FC Bülbül löst einen Rattenschwanz an Konsequenzen aus

Eppelsheim. Nochmal schnell die Toilette besucht, Bier und Bratwurst geholt - schon hat man ein Fußballspiel verpasst. Auf dem Weg zum Sportplatz kamen dem verdutzten Zuschauer, der mit zwanzig Minuten Verspätung zum Spiel zwischen VfL Eppelsheim II und Bülbül Nurhak aufgebrochen war, die Spieler auf dem Weg zur Kabine entgegen. Platzverweis, Gelb-Rot gegen Cemal Bülbül. Nach dem Ausschluss verließ allerdings nicht nur der Bestrafte den Rasen, sondern er nahm gleich die gesamte Nurhak-Elf, die seit Spielbeginn eine ,,Zehn" gewesen war, mit in die Katakomben.

Teils, um gegen den seiner Meinung nach unberechtigten Verweis zu demonstrieren, aber auch, um jeden Aufruhr im Keim zu ersticken. Zwar war die Partie bis dahin ,,friedlich", wie Eppelsheims Andreas Bucher betonte, doch im ,,Anschluss wäre wohl jeder Pfiff des Schiedsrichters kommentiert worden", mutmaßt der Spielertrainer. Bis dahin war eigentlich alles in ruhigen Bahnen verlaufen, Spielleiter Hans-Jürgen Hangen pfiff eine eher ,,kleinliche Linie, die er allerdings konsequent durchzog", wie Bucher resümierte. Das Spiel war mit Esprit gestartet, nach einem Konter führten die Gäste trotz Unterzahl.

Doch dann die 17. Spielminute. Foul eines Nurhak-Spielers auf der Höhe des Mittelkreises. Anschließend protestiert der Bülbül-Akteur vehement beim Schiedsrichter, was Cemal Bülbül auf den Plan ruft. Der Spielertrainer versucht, den Mitspieler zu beschwichtigen, bekommt dafür jedoch den gelben Karton gezeigt. Damit ist er nicht einverstanden, macht eine ironische Geste. Gelb-Rot. Das alles innerhalb von zwanzig Sekunden. Bülbül (der Familienname heißt übersetzt übrigens Nachtigall) boykottiert anschließend die Fortführung des Spiels. Die Schuld für den Abbruch, für den der Vereinsgründer keine Alternative sah, sieht er zu ,,500 Prozent beim Schiedsrichter, der die Situation eskalieren ließ".

Gegner lobt Bülbül als faire Mannschaft

So drastisch, wie der Schritt des Spielabbruchs in Eigeninitiative, waren auch die Aussagen Bülbüls nach dem Spiel: ,,Wenn das Spiel gegen uns gewertet wird, ziehe ich meine Mannschaft zurück", polterte der Nurhak-Patron, der eine Neuansetzung, gerne auch beim Stand von Null zu Null sehen möchte. Dass die Partie tatsächlich wiederholt wird, hält Ralf Möller für unwahrscheinlich. ,,Die Deutungshoheit ist beim Schiedsrichter", betont der Klassenleiter, ob der Platzverweis nun berechtigt war oder nicht, sei hier von untergeordneter Rolle. Mölller erklärt das Prozedere: Zunächst müssen Berichte beider Trainer sowie der Spielberichtsbogen des Schiedsrichters ausgewertet werde. Dann wird es zu einer Verhandlung in der Gebietsspruchkammer kommen, was allerdings noch etwas dauern kann.

Eppelsheims Andreas Bucher jedenfalls fände es schade, wenn Bülbül zurück zöge, denn das in dieser Saison erstmals formierte Team sei "die fairste türkische Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe".

Aufrufe: 028.9.2015, 18:00 Uhr
Lennart GerhardAutor