FC Bötzingen: Rückendeckung für den Neuanfang

„Der Weg, den der Verein gegangen ist, war alternativlos“, stellt der Vorsitzende des FC Bötzingen, Udo Riva, klar. Am 20. Dezember 2016 hatte der FC Bötzingen auf einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung aufgrund der finanziellen und personellen Lage einen Schlussstrich gezogen und die erste Mannschaft aus der Verbandsliga Südbaden zurückgezogen. Auch die letzten finanziellen Reserven, um den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, waren aufgebraucht, obwohl der fünfstellige Etat weit unter dem Durchschnitt der südbadischen Verbandsligisten lag.

Ein knappes Jahr später hat sich viel getan in Bötzingen, dabei ist kaum mehr etwas wie es lange war. Anstatt den Freiburger FC oder andere sportliche Aushängeschilder des Bezirks Freiburg hat der FC Bötzingen am kommenden Sonntag den VfR Merzhausen II in der Kreisliga B, Staffel III, zu Gast. Dabei ist kein Spieler aus dem Verbandsliga-Kader mehr Inhaber eines Bötzinger Spielerpasses. Mit dem sportlichen Rückzug und dem damit verbundenen Ende von Zahlungen an Spieler des FCB gab es schnell eine bis auf den letzten Platz gefüllte Din-A-4-Seite mit Vereinsabgängen. „Hätten wir so weiter gemacht wie zuvor, gäbe es den Verein heute schon nicht mehr“, sagt Udo Riva und blickt daher wenig wehmütig auf die personellen Veränderungen.

Die Stimmung im Verein ist seither so gut wie lange nicht mehr. In Bötzingen erfährt der Verein eine breite Unterstützung für den eingeschlagen Weg. „Einige wenige sehnen sich nach dem höherklassigen Fußball. Die breite Masse steht jedoch hinter uns“, beschreibt Spielausschuss Martin Heß die Stimmung in der Gemeinde. Auch die Sponsoren haben dem FCB die Treue gehalten und beteiligen sich am Wiederaufbau.



„Ich habe das Gefühl, unser Weg wird akzeptiert“, fasst Udo Riva das Stimmungsbild im und um den Verein zusammen. Auch wenn vom zuletzt ohnehin eher übersichtlichen Verbandsligapublikum nur noch die Ortsansässigen zu den Zuschauern der Kreisligaspiele zählen, verspürt der Klub zahlenmäßig keinen großen Rückschritt. „Der eine oder andere kommt jetzt wieder zu unseren Spielen, da er uns unterstützen will“, so Riva. Langfristig will der Verein von der wieder aufgenommenen Jugendarbeit profitieren. Bis einschließlich der D-Jugend hat der FCB wieder eine eigene Jugendmannschaft. Die C-, B- und A-Junioren können in Spielgemeinschaften oder als Gastspieler dem Fußballspielen nachkommen.

Nachdem der bisherige zweite Vorstand Udo Riva im März 2017 zum Vorsitzenden gewählt wurde, hat der Verein sich grundlegend neue Ziele gesetzt. Dabei liegt der Fokus auf dem Vereinsleben, das lange kaum stadtgefunden hat, und der Jugendarbeit. Zudem wurde aus dem Stamm der ehemaligen zweiten Mannschaft um Trainer Armin Bühler eine neue erste Mannschaft aufgebaut, die ein runderneuertes Gesicht trägt.

„Nachdem wir im Vorjahr froh waren, die Runde zu Ende gespielt zu haben, haben wir dieses Jahr einen deutlich breiteren Kader“, so Bühler. Dass der FC Bötzingen mit nur zwei Punkten aus elf Spielen den letzten Platz in der Kreisliga B belegt, ist aktuell noch nebensächlich, soll jedoch bald verändert werden. „Wir haben einige Spieler aus dem fußballerischen Ruhestand zurückgeholt, das dauert, bis die Rückstände aufgeholt sind“, macht Bühler deutlich, dass Geduld gefragt ist.

Bei den Gegnern des FC Bötzingen ist der Neuanfang weiter ein großes Thema. „Wir werden weiterhin regelmäßig darauf angesprochen“, erklärt Spielausschuss Martin Heß, der jedoch betont, dass fast ausnahmslos Zustimmung für den Bötzinger Weg ausgesprochen wird. Zählt man die Spiele der zweiten Bötzinger Mannschaft hinzu, wartet der FCB seit dem Oktober 2016 auf einen Sieg, daher ist das nächste sportliche Ziel klar. „Wir wollen endlich mal wieder ein Spiel gewinnen“, so Armin Bühler. Am Sonntag gegen den Vorletzten VfR Merzhausen II ergibt sich im Kellerduell eine größere Chance dazu.