2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Koch

Neue Euphorie bei Blau-Weiß Neckargemünd

Kreisklasse C Heidelberg +++ Frank Specht ist von Anfang an mit Feuereifer dabei

Es ist einfach nicht möglich, sie nicht zu mögen. Seit mittlerweile 24 Jahren sind die Fußballer des FC Blau-Weiß Neckargemünd fester Bestandteil des Kreises und halten sich vorzugsweise in der Kreisklasse C auf. Die Mannschaft besteht aus vielen Freunden, die aus Spaß an der Freude ihrem Hobby nachgehen. Fahrtgeld ist hier noch nie ein Thema gewesen.

"Wir wollen aber schon gewinnen, wenn wir sonntags auflaufen", lacht Frank Specht, der seit der Vereinsgründung am 17. April 1996 erste Vorsitzender bei Blau-Weiß ist. Zusammen mit einigen Kumpels wollte er damals etwas anderes, einen eigenen Verein, in dem der Spaß im Vordergrund stehen sollte.

An die Anfangstage denkt Specht amüsiert zurück: "Nach der Gründung hatten wir einige Hausaufgaben zu erledigen. Eintragung ins Registergericht, Anmeldung beim Verband, einen Platz organisieren, Trikots und Bälle kaufen und vieles mehr. Ich bin heute noch verwundert, dass alles so schnell und reibungslos funktioniert hat."

Dabei hätte es den immer noch jungen Verein ohne die SpVgg Neckarsteinach nicht gegeben. "In unserem ersten Jahr durften wir glücklicherweise den Platz in Neckarsteinach benutzen, da dies in Neckargemünd leider nicht möglich gewesen ist", ist Specht den Neckarsteinachern auf ewig dankbar. In Neckargemünd selbst war die Kapazität der Sportanlage ausreizt, da die Dilsberger Fußballer für die Saison 96/97 dorthin ausweichen mussten. Ihr eigener Platz bekam einen Rasen, die Rote Asche hatte endgültig ausgedient.

Obwohl die Blau-Weißen ausschließlich Auswärtsspiele bestreiten mussten, holten sie in ihrer ersten Saison den zwölften Platz in der B-Klasse, im Jahr darauf folgte der Sprung auf Rang sieben. Die Euphorie der Anfangsjahre führte den Klub zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte, der C-Klassen-Meisterschaft 1999/2000.

Untrennbar mit der Geschichte von Blau-Weiß ist ein Name verbunden – Gerd Müller. Passender hätten seine Eltern den "Bomber" aus Neckargemünd nicht nennen. Auf der Homepage des Klubs zeigt das "Bombometer" seit Jahren die Erfolgsquote des heute 46-jährigen Stürmers an, die bei 533 Buden liegt. "Gerd hat war zuletzt zwar mal wieder ein Spiel gemacht, aber so langsam werden wohl keine Treffer mehr dazukommen“, meint Specht beim Blick auf das "Bombometer".

Müller ist aber vielmehr als nur ein Knipser, wie der Vorstand hervorhebt, "Gerd ist eine wahre Sportskanone, er spielt sehr gut Tennis und Volleyball, im Basketball hat er es beispielsweise bis in die Landesliga geschafft und war dort natürlich Topscorer." Zusammen mit seinem kongenialen Sturmpartner Jorma Gall hat Müller die Abwehrreihen der C- und B-Klassen jahrelang zur Verzweiflung getrieben.

Der damalige Meistertrainer Fredy Bock betreute die Mannschaft von der Gründung an für zehn Jahre. Das sollte die Grundlage für die konstante Arbeit am Neckar sein. In den bisherigen 24 Jahren gab es lediglich fünf verschiedene Trainer – eine Bilanz, die dem Hamburger SV außerirdisch vorkommen muss. "Das gehört zu unserer Philosophie, wie wollen die Trainer möglichst lange an uns binden", erläutert Specht, der dabei zu bedenken gibt, "wir sind natürlich nicht der sportlich attraktivste Verein, da musst du erst einmal einen finden, der bereit ist, den Posten für kleines Geld zu übernehmen."

Aktuell macht dies Shkelqim Veseli. Mit seinen gerade einmal 23 Jahren verkörpert er die in den vergangenen Jahren durchgeführte Verjüngung des Kaders am besten. Als B- und A-Jugendlicher hütete Veseli das Tor des Karlsruher SC in der Junioren-Bundesliga, ehe ihn eine Verletzung dazu zwang, den Traum vom Profifußball aufgeben zu müssen.

Um den neuen Trainer zu verpflichten, führte Specht ein besonderes Telefonat. Zum Verständnis: Der Vorsitzende ist mit seiner Agentur seit 2006 für die Homepage des Karlsruher SC verantwortlich. Als er zum Hörer griff und Klaus-Peter Schneider, den Leiter der KSC-Fußballschule anrief, musste dieser im ersten Moment lachen. "Er sagte zu mir, ´ihr spielt doch in der C-Klasse, wieso wollt ihr einen Spieler von uns verpflichten´", schmunzelt Specht, wenn er an, "das schönste Telefonat im Auftrag von Blau-Weiß", zurückdenkt.

Nach ein paar schwächeren Jahren was die Personaldecke und die Platzierungen betrifft, spürt Specht seit ein, zwei Jahren eine gewisse Aufbruchstimmung in seinem Verein. "Die neue Generation ist da und will Spaß haben, was mich an unsere Anfangszeit erinnert", sieht er die Voraussetzung für viele weitere Jahre unterhaltsamen Amateurfußball bei den Blau-Weißen gegeben.

Aufrufe: 025.5.2020, 15:00 Uhr
red.Autor