2024-04-24T13:20:38.835Z

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Mit neuen Treffern in 12 Regionalliga-Spielen empfahl sich Kwasi Okyere Wriedt für den Kader der Profis. F: Leifer
Mit neuen Treffern in 12 Regionalliga-Spielen empfahl sich Kwasi Okyere Wriedt für den Kader der Profis. F: Leifer

Wriedt: "Ich werde kein Auge zumachen vor lauter Glück"

Lewandowskis neuer Backup

Der FC Bayern wird weiter auf Debütanten Kwasi Okyere Wriedt bauen - Karl-Heinz Rummenigge sagt über einen möglichen Ersatz für Robert Lewandowski: „Wir müssen auch mal auf die Kohle schauen“

In den letzten Tagen ist das besondere Gespür des Herrn Josef „Jupp“ Heynckes für Fußballer ausführlich thematisiert worden. Nicht auszudenken wäre gewesen, welche Mythenbildung das Ganze erreicht hätte, hätte Kwasi Okoyere Wriedt am Mittwoch kurz nach seiner Einwechslung ins Zentrum des Bayern-Sturms ins Leipziger Tor statt an die Unterkante der Latte geköpft. Später berichtete er nämlich vom finalen Austausch mit dem Coach, ehe er ins Pokalgetümmel geworfen wurde. „Er sagte, er habe das Gefühl, ich mache ein Tor, und ich hatte auch ein gutes Gefühl.“ Heynckes bot dem jungen Mann sogar eine Wette an. „Leider hat es nicht so ganz geklappt.“ Wriedt war dennoch überglücklich.

„Hätte mir vor zwei Jahren einer gesagt, dass ich mal mit den Bayern-Profis im Pokal in Leipzig spiele, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagte der 23-Jährige, der einen rasanten Kaltstart hingelegt hat. Nach dem dritten Spieltag in der Regionalliga war er vom VfL Osnabrück zu Bayern II gestoßen. Gleich in seinem ersten Spiel schoss er ein Tor, es kamen noch elf weitere hinzu. Seit Heynckes wieder das Sagen hat, trainiert er bei der ersten Mannschaft mit. Und mit Thomas Müllers Verletzung rückte er nun auf den ersten Platz als ein möglicher Vertreter für Robert Lewandowski. Er tat sich schwer, alles zu verarbeiten. „Ich werde kein Auge zumachen vor lauter Glück“, sagte er, herrlich authentisch-sympathisch.

Auch aus Mangel an Alternativen werden die Bayern bis auf Weiteres noch öfter auf Wriedt wetten. Es sei nahezu unmöglich, einen qualitativ hochwertigen Vertreter für Lewandowski zu finden, erklärte Karl-Heinz Rummenigge. Der Starstürmer nimmt sich selten Auszeiten, insofern ist die Planstelle hinter ihm im Grunde theoretischer Natur. Und dafür viel Geld ausgeben? „Wir müssen auch mal auf die Kohle schauen“, sagte Rummenigge, „wir können unser Manna nicht ständig unter die Leute bringen.“ Ungewohnte Töne. Aber keineswegs unkluge.

Wriedt hat den Status des Talents schon hinter sich, gefiel aber in Leipzig. Eine kurzfristige Option. In jedem Training höre er genau zu, was verlangt wird, meinte er. Wie artig er lauscht, zeigte, dass er ganz ehrfürchtig „Herr Heynckes, Herr Gerland und Herr Hermann“ sagte. Das Trikot von Leipzig habe er für seine Mutter reserviert, erzählte er, „das habe ich ihr versprochen, falls ich es mal so weit schaffe. Ich verdanke ihr alles.“ In diesem Wriedt hat der FC Bayern einen bodenständigen Burschen in der Hinterhand. „Das heute war der schönste Tag in meiner Karriere“, sagte er. Und dass die Torwette nicht aufging, war am Ende zweitrangig.


Aufrufe: 027.10.2017, 10:39 Uhr
Andreas Werner - Münchner MerkurAutor