2024-05-14T11:23:26.213Z

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Katarische Fans beobachten den FC Bayern beim Training. imago/MIS / imago sportfotodienst
Katarische Fans beobachten den FC Bayern beim Training. imago/MIS / imago sportfotodienst

Umstrittenes Katar-Sponsoring des FC Bayern: Menschenrechtsorganisation warnt vor „Gefahr“

Bundeskanzleramt wurde kontaktiert

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Der FC Bayern steht seit Jahren in der Kritik wegen der Sponsoring-Geschäfte mit dem Wüstenstaat Katar. Ein WDR-Magazin deckt nun Hintergründe auf.

München - Der FC Bayern und seine Partnerschaft mit dem Wüstenstaat Katar - vor allem vor den Wintertrainingslagern des Rekordmeister, die seit Jahren in der Aspire Academy in der Hauptstadt Doha stattfinden, gerät diese in den Fokus. Das Gastgeberland der Fußball-WM 2022 steht wegen Verletzungen der Menschenrechte und unmenschlicher Arbeitsbedingungen von Migranten in der Kritik. Nun hat sich das WDR-Magazin „Sport Inside“ dem Thema angenommen und nachgeforscht. Im Blickpunkt: Die staatliche Fluggesellschaft „Qatar Airways“, deren Logo seit der Saison 2018/19 auf den Ärmeln der Bayern-Trikots in der Bundesliga prangt und die sich das mehr als zehn Millionen Euro im Jahr kosten lässt.

„Arbeiten bei Qatar Airways, das ist wie moderne Sklaverei“, schildert eine ehemalige Flugbegleiterin, die unerkannt bleiben möchte. Es zähle nur die Arbeit, ein Privatleben sei fast nicht möglich, „weil das Unternehmen dich ständig und überall kontrolliert.“ Das sei in allen Räumlichkeiten der Fluggesellschaft inklusive der Unterkünfte der Mitarbeiter so. Entsprechende Inspektionsprotokolle liegen dem Magazin „Sport Inside“ vor. Das umstrittene Kafala-System, das die Überwachung der Einhaltung des Aufenthalts- und Arbeitsrechts teilweise an die Bevölkerung delegiert, macht sogar Abschiebungen durch die Arbeitgeber möglich.

„Qatar Airways“, Sponsor des FC Bayern, öffentlich von der UN gerügt

Neben „Qatar Airways“, das die Lufthansa als Sponsor ablöste, ist auch der „Hamad International Airport“ von Doha seit 2016 Werbeparnter. „Qatar Airways“ war 2015 sogar von den Vereinten Nationen (UN) für den Umgang mit weiblichen Angestellten öffentlich gerügt worden. Dass der FC Bayern mit Katar geschäftliche Beziehungen pflegt, stößt öffentlich auf herbe Kritik. Auch einigen Fans des Rekordmeisters missfällt das, von der Südkurve wurde deswegen sogar schon Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge medienwirksam angegriffen. Ist dem Verein das Geld einfach wichtiger?

Rummenigge verwies in der Wut-Pressekonferenz gegen die Medien Mitte Oktober öffentlich auf das Grundgesetz und zitierte: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Die aber ist im Wüstenstaat wie erwähnt in der Kritik. Das WDR-Magazin stellt auch die Diskrepanz zwischen der antisemitischen Haltung Katars gegenüber Israel und der jüdisch geprägten Vergangenheit des FC Bayern dar.

FC Bayern kontaktierte das Bundeskanzleramt - HRW warnt vor „Gefahr für den Ruf“

Wie „Sport Inside“ berichtet, wandte sich der FC Bayern im Winter 2016 sogar an das Bundeskanzleramt wegen der Geschäfte mit Katar. „Wollten sie sich hier die Absolution holen für den Ausbau der umstrittenen Partnerschaft?“, frägt das Magazin. Auskünfte erhielt man in Berlin nicht, dafür den Verweis auf „Human Rights Watch“ (HRW), der dem FC Bayern seine Bedenken mitgeteilt haben soll. In internen Protokollen wird von einer „Gefahr für den Ruf“ des Rekordmeisters und der Beteiligung von „Reputationswäscherie“ gesprochen. HRW legt dem Verein nahe, im Rahmen des Wintertrainingslagers öffentlich auf Menschenrechtsverstöße hinzuweisen.

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„Es ist wichtig, dass die Bayern ihrer Verantwortung gerecht werden“

„Das Schweigen eines so großen Fußball-Klubs ist für mich überhaupt nicht zu verstehen“, so Wolfgang Büttner von HRW. „Es ist wichtig, dass die Bayern ihrer Verantwortung gerecht werden, sowohl durch die Verantwortung, die ihnen durch die EU-Richtlinien für Wirtschaft und Menschenrechte vorgegeben werden, als auch dadurch, dass sie in der Gesellschaft so eine zentrale Rolle als größter nationaler und einer der wichtigsten internationalen Fußball-Klubs spielen.“

Dabei wollte der FC Bayern eben nicht schweigen, wie Christian Nandelstädt, seines Zeichens Blogger, Autor und Mitglied bei den Roten erklärt. Er sprach mit Präsident Uli Hoeneß über Katar und schildert dessen Standpunkt: „Er ist der Meinung, dort nicht hin zu fahren, das zu boykottieren, würde an der Situation vor Ort nichts verbessern. Deswegen hält er es für den richtigen Weg, hinfahren und vor Ort die Dinge ansprechen.“ Zu hören ist davon allerdings wenig bis nichts.

Der FC Bayern wird aller Voraussicht nach auch im Januar 2019 sein Winter-Trainingslager in Katar aufschlagen.

fw

Aufrufe: 029.11.2018, 10:42 Uhr
Münchner Merkur / tz / Florian WeißAutor