An besonders viele neue Gesichter aus der eigenen Jugend mussten sich die Bayern-Fans in den vergangenen Jahren nicht gewöhnen. Heuer gab es drei Spieler aus den eigenen Reihen, die bei den Profis in Pflichtspielen mitmischen durften: Regionalliga-Torjäger Kwasi Okyere Wriedt lief in der 2. Runde des DFB-Pokal gegen Leipzig und am 13. Spieltag in Mönchengladbach als Joker auf. Bei den Fohlen durfte auch Österreichs U21-Nationalspieler Marco Friedl eine Halbzeit sein Können zeigen, er wurde inzwischen bis 2019 zu Werder Bremen ausgeliehen.
Seit Samstag hat auch Lars Lukas Mai einen Bundesliga-Einsatz in seiner noch jungen Vita stehen. Trainer Jupp Heynckes gönnte einigen Stars vor dem Halbfinal-Hinspiel-Kracher in der Champions League gegen Real Madrid eine Pause und warf den 18-Jährigen ins kalte Wasser. Der Junioren-Nationalspieler machte seine Sache gut. Nachdem er die anfängliche Nervosität abgeschüttelt hatte, spielte er neben Weltmeister Jerome Boateng eine solide Partie und heimste dafür nach Spielende einiges an Lob ein. "Mir imponiert, dass er unaufgeregt spielt", sagte Heynckes nach der erfolgreichen Premiere. "Er ist kopfballstark und hat eine gute Spieleröffnung. Er darf Fehler machen. Hat er aber nicht. Ich bin hochzufrieden."
Kapitän Thomas Müller, selbst an der Säbener Straße ausgebildet, freute sich "ganz besonders, dass er ein gutes Spiel gemacht hat". Der Schachzug der sportlichen Leitung, dem 1,90 Meter großen Verteidiger das erste Bundesliga-Spiel zu schenken, könnte gerade noch rechtzeitig gekommen sein. Der Vertrag des im vergangenen Herbst mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichneten Junioren-Nationalspielers läuft im Sommer aus. Als erster Interessent tauchte der VfL Wolfsburg auf. Ein Abgang aus München wurde immer wahrscheinlicher, da sich die Liste an potentiellen neuen Klubs um Namen wie den HSV, Schalke 04 oder Juventus Turin erweiterte.
Seit Samstag können sich die Bewerber eine Verpflichtung wohl abschminken. "Lukas verlässt Bayern nicht", stellte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem klaren Sieg in Niedersachsen klar. Demnach befindet sich der Klub mit Mais Beratern "in guten Gesprächen" und eine Verlängerung scheint nur noch Formsache zu sein. In den Gesprächen wird sicherlich auch ausgelotet, welche Pläne die Roten mit dem Innenverteidiger haben. Die Konkurrenz ist mit Mats Hummels, Jerome Boateng und Niklas Süle enorm. Eine befristete Leihe zu einem Klub in der 1. oder 2. Bundesliga würde wohl mehr Sinn machen, als im kommenden Jahr mit der Reserve in der Regionalliga einen erneuten Anlauf auf die 3. Liga zu unternehmen.
Doch vorher will Mai den nächsten Titel einsammeln. Im vergangenen Sommer führte er die U17 im Finale gegen Werder Bremen zur Deutschen Meisterschaft. Während für ihn in Hannover am Samstag ein Traum in Erfüllung ging, erkämpfte sich die U19 in seiner Abwesenheit dank Doppelpacker Manuel Wintzheimer und Meriban Shabani einen 3:2-Sieg im Spitzenspiel gegen Hoffenheim und hat wieder alle Trümpfe in der Hand, die Bundesliga-Staffel Süd/Südwest für sich zu entscheiden und in die Playoffs um die Deutsche Meisterschaft einzuziehen. Wintzheimer hat in dieser Saison übrigens in 35 Pflichtspielen (U19-Bundesliga, Youth League, DFB-Junioren-Pokal und Regionalliga Bayern) schon 32 Treffer erzielt und ist ebenfalls (noch) wechselwillig. Vielleicht folgt in einem der nächsten drei Bundesliga-Spiele des Rekordmeisters ja schon das nächste Debüt und eine neuerliche Wende im Vertragspoker...
Zusammenfassung U19-Sieg gegen Hoffenheim