München – Verhärtete Fronten zwischen dem FC Bayern und dem wegen Rassismusvorwürfen entlassenen Jugendtrainer. Gestern Nachmittag stand vor dem Arbeitsgericht München der Gütetermin an, es kam zu keiner Einigung zwischen den Parteien.
Schon jetzt ist klar, dass die Auseinandersetzung Monate dauern wird. Das WDR-Magazin „Sport Inside“ hatte im August berichtet, dass schwere Vorwürfe gegen einen Trainer des Nachwuchsleistungszentrums (Bayern-Campus) erhoben werden. Der Sender berief sich auf interne Chat-Protokolle, in denen Worte wie „Bimbo“ und „Neger“ gefallen sein sollen. Der FC Bayern leitete Untersuchungen ein, eine erste Konsequenz war die laut Club „einvernehmliche“ Auflösung des Arbeitsverhältnisses . Doch ganz so einvernehmlich war die offenbar nicht.
Der Jugendtrainer samt Anwalt Christian Nohr gehen gegen die Auflösungsvereinbarung vor. „Mein Mandant hat den Aufhebungsvertrag nicht freiwillig unterschrieben, sondern unter Druck“, erklärt Nohr. Sein Vorwurf: Nachdem der Jugendtrainer die Kündigung erhalten hatte, habe er erfahren, dass sein Name in einer Pressemitteilung auf der Bayern-Homepage genannt werden soll. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, sei gewesen, sich zu einer Vertragsauflösung bereitzuerklären – ohne Abfindung, aber mit dem dunklen Schatten der erhobenen Vorwürfe.
Nohr: „Damit wäre mein Mandant bundesweit verbrannt. Er würde keinen Job mehr bekommen, es würde heißen: ‚Das ist der Rassist.’“ Den Chat-Wortlaut wollte der Arbeitsrechtler nicht bestätigen, auf 450 Seiten seien aber Aussagen, die „sich nicht gehören“. Nohr stört sich mehr daran, dass die Vertraulichkeit des geschlossenen Chats gebrochen wurde. Er sagt: „Der Inhalt darf für die Kündigung nicht verwertet werden.“ Über die Gründe der Kündigung ließ sich der Club in Person von Rechtsanwalt Dr. Oliver Grimm nicht aus. Der FC Bayern pocht darauf, dass die Auflösungsvereinbarung rechtens ist. „Es ist niemand bedroht oder getäuscht worden“, sagt Grimm. Ein Arbeitszeugnis werde der Verein ausstellen, eine Abfindung oder Erklärung, dass die Vorwürfe gegen den Trainer haltlos seien, werde es aber nicht geben. Am 13. Januar geht die Verhandlung in die nächste Runde.
Während Grimm keine Statements mehr abgeben wollte, ließ sich Gegenüber Nohr ausführlich über den Prozess aus. Der Fachanwalt für Arbeitsrecht verhandelte in der Vergangenheit und verhandelt auch aktuell weitere Fälle gegen den FC Bayern. Er erklärte: „Das ist kein Verhalten, das eines Rekordmeisters würdig ist. Unter Fair Play verstehe ich, dass man verhandelt und an einer Lösung arbeitet, die den beidseitigen Interessen gerecht wird. Hier wird mit sehr viel Druck und Aggressivität gearbeitet.“ (jau)