2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Lena Lotzen konnte ihr Glück am Sonntag kaum fassen. F: Sven Leifer
Lena Lotzen konnte ihr Glück am Sonntag kaum fassen. F: Sven Leifer

Lena Lotzen krönt Startelf-Comeback mit Siegtreffer

"Getroffen, gewonnen - besser geht es nicht"

FC Bayern München (Frauen) - Vor dem Rückspiel in Paris besiegen die Bayern-Frauen Leverkusen im Schongang. Lena Lotzen veredelt ihr Comeback mit dem Tor des Tages.

Als Pep Guardiola mit dem FC Bayern das erste Mal das Double sichergestellt hatte, begann der Trainer plötzlich, mitten im Jubel im Berliner Olympiastadion, zu telefonieren. Das sah ungewöhnlich aus, und erst viel später sickerte durch: Am anderen Ende der Leitung war Uli Hoeneß. Wenn der Chef anruft, nimmt man sich Zeit. Egal, wann und wo.

Lena Lotzen drückte am Sonntag nach dem 1:0-Sieg der Bayern-Frauen gegen Leverkusen mitten auf dem Rasen des Grünwalder Stadions ebenfalls ihr Handy ans Ohr, auch das war ungewöhnlich. Es blieb ihr süßes Geheimnis, mit wem sie sprach. Hoeneß kommt eher nicht infrage, obwohl sie ihm vor zwei Wochen eine Flasche Rotwein in sein Büro gebracht hat und der Präsident ein Herz für den Frauenfußball hat. Wer da am anderen Ende lauschte, weiß man nicht – im Zentrum des Gesprächs standen aber fraglos positive Emotionen. Lena Lotzen gehörte am Sonntag erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder mal zur Startformation und veredelte ihr Comeback mit dem Tor des Tages. „Ich kann es nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle“, meinte sie, als sie als letzte Münchnerin vom Rasen zur Kabine ging. „Von Anfang an dabei, getroffen, gewonnen – also, besser geht es nicht.“

Was auf die 23-Jährige, die noch zwei weitere Tore hätte schießen können, voll zutraf, galt gegen Leverkusen freilich nicht für das ganze Team. Es war ein Sieg im Stromsparmodus. „Wir haben auf sechs Positionen durchgewechselt und hätten gerne noch mehr rotiert“, sagte Trainer Thomas Wörle mit Blick auf das Rückspiel in der Champions League am Mittwoch in Paris. Bei solchen Rahmenbedingungen und angesichts einer weiter stattlichen Ausfallliste „konnten wir nicht glänzen. Unser Ziel waren drei Punkte, an mehr war gar nicht zu denken, denn wir haben wirklich eine Mordsbelastung.“

Nix für den Louvre war das am Sonntag, aber aktuell besteht die wahre Kunst ja auch darin, in der Liga nicht abreißen zu lassen („die beiden Oberen lassen nichts liegen, wir müssen dranbleiben und bereit sein, zuzuschlagen“/Wörle) und gleichzeitig am Mittwoch wettbewerbsfähig zu sein. Es ging darum, mit den Kräften hauszuhalten, und so hockten die Heldinnen vom Königsklassen-Hinspiel in großer Anzahl auf der Tribüne, während auf dem Rasen neben Lena Lotzen noch andere persönliche Meilensteine feierten. Sarah Romert spielte das erste Mal seit drei Jahren, Vanessa Bürki gehörte erstmals seit zehn Monaten zur Startelf, Viktoria Schnaderbeck kehrte nach fünf Monaten Auszeit zurück, dazu durften Ivana Slipcevic und Barbara Brecht von der zweiten Mannschaft ran. Am letzten Aufgebot wird sich bis Paris nicht mehr viel ändern, so Wörle; womöglich wird es sogar noch dezimiert. Tinja-Riika Korpela, im Hinspiel fantastischer Rückhalt, wackelt wegen Achillessehnenproblemen, Verena Faißt hatte sich schon am Donnerstag durch die Partie gequält. Sydney Lohmann und Verena Wieder kehren erst zum Heimspiel am Sonntag gegen Sand (17 Uhr) nach München zurück.

„Wir werden in Paris alles geben – wir haben sie einmal geschlagen, warum also kein zweites Mal?“, so Lena Lotzen. Ob Uli Hoeneß morgen mitreist, ist noch unklar. „Ich weiß nichts“, meinte Wörle, „lassen wir uns überraschen.“ Vielleicht bringt Lena Lotzen ihm einfach noch einmal eine Flasche Wein vorbei.

Text: Andreas Werner

Aufrufe: 027.3.2017, 10:44 Uhr
Andreas Werner - Münchner MerkurAutor