2024-04-16T09:15:35.043Z

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Obwohl die Bayern akute Personalnot haben, ist Arp nicht mehr als Ersatz-Ersatz. MIS
Obwohl die Bayern akute Personalnot haben, ist Arp nicht mehr als Ersatz-Ersatz. MIS

Jann-Fiete Arp: Sturmjuwel mit Aufholbedarf

Von Arp muss mehr kommen

Mit 19 Jahren wechselte Arp aus Hamburg nach München. Bislang verzeichnet er 69 Drittliga- und null Bundesliga-Minuten.

VON HANNA RAIF UND
JONAS AUSTERMANN

München – Im Sommer hatte es noch ganz andere Szenen gegeben, eine davon ereignete sich im NRG Stadion von Houston. Jann-Fiete Arp, ein paar Wochen zuvor aus Hamburg an die Isar gewechselt, stand im Test gegen Real Madrid in der ersten Elf des FC Bayern. 19 Jahre war er damals alt, und er beackerte den linken Flügel. Sein Gegenspieler: Marcelo, 31, viermaliger Champions-League-Sieger. Arp war das egal. Er tunnelte Marcelo, danach klatschten sie ab. Und in der Münchner Chefetage dachte man, dass dieser Arp womöglich schneller durchstarten könnte als erhofft.

Ein knappes halbes Jahr später weiß man, dass es anders gekommen ist. Und man ist auch nicht unfair, sondern nur realistisch, wenn man sagt, dass Spieler wie Joshua Zirkzee oder Leon Dajaku zum Start in die Rückrunde am Sonntag (15.30 Uhr) in Berlin näher an einem Profi-Einsatz sind als der junge Mann, für den die Bayern immerhin drei Millionen Euro an den HSV überwiesen haben. Im vorerst letzten Testspiel des FC Bayern am vergangenen Samstag in Nürnberg stand Arp nicht in der A-Elf, sondern in jener Truppe von Jugendspielern, die sich in der zweiten Halbzeit vier Gegentreffer fing. Nominell war der 20-Jährige – unter anderem neben Jungs namens Richards, Arrey-Mbi und Tillman – einer der bekannteren. Fußballerisch aber stach er nicht hervor. Im Gegenteil. Er knüpfte an die schwachen Eindrücke an, die er bereits im Trainingslager in Doha hinterlassen hatte.

Allein die Werte sprechen für sich: 45 Minuten, zehn Ballkontakte, drei Pässe, kein Schuss. Sie müssen freilich im Kontext gesehen werden, Arp spielte mit Jugendkickern und nicht mit Profis, und trotzdem ließ er wieder eine Möglichkeit verstreichen, sich in Szene zu setzen. „Unser Kader ermöglicht es, dass auch junge Spieler so große Chancen haben, wie vielleicht selten zuvor beim FC Bayern“, sagte er erst neulich bei „Sport1“. Im Moment aber ist Arp nicht in der Lage, diese zu nutzen.

Arp fehlt es an Passschärfe

Erst am Dienstag schufteten die Junioren an der Säbener Straße unter sich, mussten unter der Aufsicht von Hermann Gerland im Sprinttraining an ihre Grenzen gehen. Arp wirkt körperlich fit, das ist nach einem halben Jahr voller Verletzungssorgen (Krankheit, Kahnbeinbruch, Armverletzung) durchaus positiv. Fußballerische Schwächen aber wurden nicht nur in der letzten Trainingswoche in München, sondern vor allem in Doha offensichtlich. Es mangelt Arp, der in Hamburg als 17-Jähriger einen Traumstart in die Bundesliga hingelegt hatte, an Passschärfe. Im schnellen Kurzpassspiel wirkt er überfordert. Und auch vor dem Tor, also in seinem Kernbereich, verballert er im Moment mehr, als er verwertet.

Erst Anfang Dezember hatte Arp angekündigt, im Trainingslager „voll angreifen“ zu wollen. In Katar wurde er von der Realität eingeholt. Hoffnung auf einen Neustart beim FC Bayern – in der Hinrunde kam er auf 69 Drittliga- und null Bundesliga-Minuten – hatte er sich vor allem aufgrund seines guten Verhältnisses zu Flick gemacht. Der Bayern-Chef habe in seiner Zeit als Co-Trainer „einen engeren Draht auch zu den jungen Spielern aufgebaut, gerade zu mir“, sagte er und fügte hinzu: „Ausfälle öffnen immer wieder neue Türen.“

Arps Tür ist im Moment zu. Es muss mehr kommen. Im Max-Morlock-Stadion übrigens hat er keinen Zweitliga-Kicker getunnelt.

Aufrufe: 017.1.2020, 09:26 Uhr
Münchner Merkur / tz / Hanna RaifAutor