2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

Herr Hoeneß, was haben Sie Alaba nach dem Triple ins Ohr geflüstert?

Ehrenpräsident des FC Bayern spricht im Interview über Champions-League-Sieg

FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß spricht nach dem Triple-Triumph von Lissabon über David Alaba, Hansi Flick und darüber, ob der FCB eine neue Ära prägen kann.

  • Am Sonntag triumphierte der FC Bayern im Champions-League-Finale gegen PSG und machte das historische Triple perfekt.
  • Uli Hoeneß darf nach 2013 als Präsident diesmal als Ehrenpräsident feiern.
  • Im Interview spricht er über ein Gespräch mit David Alaba, Hansi Flick und eine neue Ära, die der FCB prägen könnte.

Lissabon - Beim ersten Triple der Vereinsgeschichte 2013 war Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern noch fester Bestandteil der ausgelassenen Feierlichkeiten auf dem Platz. Damals bekam er von den Spielern den Henkelpott in die Hand gedrückt und reckte ihn in den Londoner Nachthimmel. Beim diesjährigen Champions-League-Sieg hielt sich Hoeneß ehrenpräsidial bei der Siegesfeier im Estadio da Luz zurück. Die Freude über das Triple 2020 ist aber freilich groß, wie Hoeneß im tz-Interview verrät.

Herr Hoeneß, der FC Bayern hat zum zweiten Mal das Triple gewonnen. Wie geht es Ihnen?

Hoeneß: Ich bin natürlich sehr glücklich. Weil: Dieses unglaubliche Jahr ist gekrönt worden von einer fantastischen Leistung. Wir haben nicht nur den Champions-League-Titel geholt, sondern ihn sehr verdient gewonnen. Das ist ganz wichtig. Man kriegt ja immer so einen Makel, wenn man glücklich nach einem Elfmeter- oder Abseitstor oder nach einer Schiedsrichter-Entscheidung gewinnt. Und das war am Sonntag überhaupt nicht der Fall. Entsprechend war die Stimmung später am Abend. Es war unglaublich. Deswegen war es ein schöner Abschluss der Saison.

Uli Hoeneß/FC Bayern: Das habe ich David Alaba nach dem Abpfiff ins Ohr geflüstert

Was haben Sie David Alaba nach Abpfiff ins Ohr geflüstert? Dass mit Barcelona und Real in den nächsten Jahren auf europäischer Ebene nicht viel zu holen sein wird?

Hoeneß: Der David kennt meine Meinung zu dem Thema, das musste ich am Sonntag nicht noch mal wiederholen. Ich habe ihm gesagt: Du wolltest immer einen Verein haben, um die Champions League zu gewinnen – jetzt hast du ihn! Also überleg dir das gut.

Was sagt ihr Bauchgefühl?

Hoeneß: Ich glaube, er bleibt. Ich glaube und hoffe, dass er bleibt.

Jeder hebt stets den Teamgeist der Mannschaft hervor. Haben Sie beim FCB schon mal so einen eingeschworenen Haufen erlebt?

Hoeneß: Grundsätzlich muss man so etwas haben, wenn man die Champions League gewinnen will. Das war in all den Jahren, in denen wir das geschafft haben, ähnlich. Aber so intensiv wie ich es jetzt bei dieser Mannschaft erlebt habe, habe ich es selten erlebt.

Uli Hoeneß/FC Bayern: Flick? „Besser geht‘s nicht!“

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Arbeit von Hansi Flick?

Hoeneß: Die ist einmalig! Wenn man überlegt, dass er als Assistenztrainer angefangen hat, jetzt die Champions League gewonnen, kein Spiel in diesem Wettbewerb verloren hat, in der Meisterschaft vorne steht und den Pokalsieg holt. Da gibt es einen Film von Jack Nicholson: Besser geht‘s nicht. Das gilt für Hansi Flick.

Was zeichnet ihn, abgesehen von seiner zwischenmenschlichen Komponente, als Trainer aus?

Hoeneß: Man kann ja nicht nur ein netter Kerl sein, Hansi ist auch fachlich hervorragend ausgebildet. Er war ja bei der Nationalmannschaft schon mehr als der Assistent von Jogi Löw. Er hat da ja auch schon viel gemacht. Ich bin überzeugt, dass er seine Erfahrung aus der Nationalmannschaft hier einbringen konnte. Er hat nicht nur menschlich, familiär überzeugt, sondern auch fachlich. Er hat der Mannschaft einen Spielstil beigebracht: Jeder für jeden! Die Spieler arbeiten alle füreinander. Es gibt keine Egoismen mehr. Jeder hilft dem anderen. Das war und ist einmalig.

War der Champions-League-Sieg der Anfang einer neuen Bayern-Ära in Europa?

Hoeneß: Das kann ich jetzt nicht sagen. Wir haben hier aber viele Gespräche mit großen Managern geführt und da kriegt man einen Einblick in den großen Fußball. Und da stellen wir als FC Bayern fest: Wir sind für die schwierige Zeit, die es ja im Moment gibt, hervorragend aufgestellt. Wir haben nicht nur eine funktionierende Mannschaft, wir haben eine funktionierende Führung. Wir haben zwar auch nicht mehr die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die wir noch vor ein, zwei Jahren hatten, aber wir haben wirtschaftlich keine Sorgen. Und wir haben eine Mannschaft mit großem Potenzial! Während viele große Vereine eine Mannschaft haben, die am Ende eines Zyklus sind, haben wir ja eigentlich diesen Übergang nach Franck Ribéry und Arjen Robben fast abgeschlossen. Deswegen würde ich sagen, man kann sich wenigstens 14 Tage zurücklehnen, bis es wieder losgeht.

Uli Hoeneß/FC Bayern: Die Jungs brauchen jetzt Urlaub

Die Liga-Konkurrenz bereitet sich teilweise seit 14 Tagen schon auf die neue Saison vor. Ein Nachteil?

Hoeneß: Ob das ein Nachteil für unsere Mannschaft ist weiß ich nicht. Aber die Jungs brauchen jetzt Urlaub! Wenn man morgen zu trainieren anfangen würde, wäre das der allergrößte Fehler. Da wäre die nächste Verletzung 100 prozentig sicher. Insofern gibt es keine Alternative zu Urlaub.

Interview: Manuel Bonke

Aufrufe: 026.8.2020, 11:40 Uhr
tz/Münchner Merkur - Manuel BonkeAutor