München – Er gilt als eines der größten Talente im Kader des TSV 1860: Fabian Greilinger, 19, pfeilschneller (Außen-) Stürmer, Abiturient und Vollblutlöwe, hat nach zahlreichen Abgängen im Kader die große Chance auf einen Stammplatz. Wie er die neue Saison angeht und warum er vor Jahren ein Angebot des FC Bayern ablehnte – all das verrät der Niederbayer in unserem Interview.
Fabian, wie groß ist die Kraftersparnis, da Sie durch die ganzen jungen Hüpfer im Training jetzt keine Ballnetze und Tore mehr schleppen müssen?
Wer sagt denn das? (lacht) Wenn Tore zu tragen sind, dann pack ich weiter mit an. Ich bin da nicht fein raus, auch wenn die ganz Jungen jetzt grad mehr machen. Aber ich bin ja selber noch ein junger Hüpfer.
Einer, der sich laut Aussage Ihres ehemaligen Trainers Daniel Bierofka „nix scheißt“. Ist das das Grundgefühl, mit dem Sie in die neue Saison gehen?
Auf jeden Fall. Für mich gibt’s nur Vollgas, in jedem Training, in jedem Spiel. Alles geben, reinhauen, was geht – so bin ich erzogen worden. Ich bin kein Grübler, keiner der immer im Was-wäre-wenn denkt. Zu viel grübeln, da versinkst du im Loch.
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Darauf kommen wir gleich. Bierofka warf Sie zu Beginn der vergangenen Saison ins kalte Wasser, aber nach dem ersten Saisonviertel wurden die Einsätze weniger.
Es ist insgesamt nicht mehr gut gelaufen bei uns, da ist es normal, dass dann eher die erfahrenen Leute spielen.
Das stimmt, aber nach dem Trainerwechsel zu Michael Köllner waren Sie monatelang überhaupt nicht mehr im Pflichtspiel-Kader. War das kein Grund zur Besorgnis?
Am Anfang war ich schon überrascht, dass ich bei den Spielen gar nicht mehr dabei war, aber ich habe im Training trotzdem die Wertschätzung durch den Trainer gespürt. Er hat mich gelobt und mir nie das Gefühl gegeben, dass ich keine Rolle mehr spiele, von daher gab’s keinen Grund, eine Lätschn zu ziehen. Ich hab gewusst, dass meine Chance wieder kommen wird, wenn ich nicht nachlasse – und genauso ist es zum Ende der Saison dann ja auch gekommen.
Die sportliche Leitung erwartet jetzt den entscheidenden Schritt von Ihnen, so ähnlich, wie ihn zuletzt Dennis Dressel geschafft hat. Mit welcher Bilanz wären Sie zufrieden?
Mehr als zwölf Einsätze will ich auf jeden Fall haben, das ist mein Ziel. Der Dennis hat das super gemacht letzte Saison. Wir zwei verstehen uns sehr gut, im Trainingslager sind wir zusammen auf dem Zimmer – und ich wär froh, wenn wir so oft es geht miteinander auf dem Platz stehen könnten.
Dressel hat seine Stärken auf der Achter-Position, Sie fühlen sich auf den Flügeln zu Hause. Schwierig im Köllner-System mit Mittelfeld-Raute...
Ich fühle mich vorne überall wohl. Gegen Bayreuth (2:0) hab ich zweite Spitze neben Sascha (Mölders) gespielt. Das macht einen Riesenspaß, um ihn herum zu spielen, er hat so viel Erfahrung, kann dir so viele Tipps geben. Ich bin der Mann für die tiefen Läufe. Und das soll künftig auch meine Rolle sein.
Finanziell herrscht mal wieder Stillstand bei 1860. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Ich verfolge es, aber das ist nicht meine Baustelle. Ich bin zum Fußballspielen bei Sechzig, alles andere wird in der Geschäftsstelle geregelt.
Der FC Bayern wollte Sie vor einigen Jahren in die Jugend holen. Warum haben Sie abgesagt?
Ich hab mir das damals anstandshalber angehört, aber für mich gab’s überhaupt keinen Grund, von Sechzig wegzugehen. Das ist mein Verein, hier fühl ich mich wohl. Außerdem hätt ich dann ein Problem mit meinem Papa bekommen (lacht).
Ein ganz ein Blauer?
Aber komplett! Unsere ganze Familie ist blau, da gibt’s keinen einzigen Roten. Auch meine Freundin und ihre Familie – alles Blaue. Das war schon ein Kriterium für mich. Oder zumindest Glück.
Sie sind also quasi ein Fan auf dem Platz.
Ja, so kann man’s sagen. Beim Dennis und beim Lexi (Stefan Lex) ist es genauso.
Stefan Aigner war auch so ein Fall.
Den Aiges hab ich bewundert als Fan. Von dem hab ich mir nach dem Training auch mal ein Autogramm geholt.
Bald spielen Sie gegen ihn und Wehen-Wiesbaden.
Da freu ich mich jetzt schon drauf. Das wird auf alle Fälle interessant.
Los geht’s gegen Meppen, Magdeburg, Zwickau. Könnte schlimmer sein.
Das hört sich doch sehr interessant an aber man muss sowieso gegen jeden Verein zweimal ran, da ist die Reihenfolge relativ egal.
Interview: Ludwig Krammer